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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich
Autoren: Shirley Marr
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gemacht.“ Direktor Hollerings glaubte mir aufs Wort.
    Zu Hause kauerte ich mich in die Dusche und drehte das heiße Wasser auf. Ungefähr eine Stunde saß ich so da. Als meine Haut feuerrot war und ich an der Kotze zu ersticken drohte, die mir im Hals steckte, stieg ich aus der Dusche. Es klingelte an der Tür. Lexi. Sie fiel mir in die Arme und ich hielt sie ganz fest.
    Eine Stunde später kam Marianne. Ihre Eltern hatten ihr zwar Hausarrest gegeben, aber davon ließ sich eine Marianne noch lange nicht aufhalten.
    „Was wollen sie denn machen, wenn ich ihnen einfach nicht gehorche?“, sagte sie. „Mich noch mehr bestrafen?“
    Wir saßen Seite an Seite auf dem Fußboden in meinem Zimmer, schwiegen die meiste Zeit und waren kaum fähig, uns zu rühren. Als es dunkel wurde, krochen wir in das Riesenbett meiner Mutter und schliefen ein. Dicht aneinandergeschmiegt, wie Welpen.
    Die übrigen Tage verliefen so ähnlich. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Schon vor Sonnenaufgang standen Lexi und Marianne vor meiner Tür. Wir versuchten zu lernen. Gegen Mittag verließ ich das Haus, um meine Strafstunden in der Kantine abzuleisten. Wie ein Roboter bediente ich die kleinen arroganten Rotznasen. Dann ging ich wieder heim und lernte weiter. Ich zog die Vorhänge zu, damit ich nicht ständig an das Meer und an die Küste erinnert wurde, die ich von meinem Fenster aus sehen konnte. An die brennende Sonne, die verschwitzten Körper, an Sonnenmilch. An den strahlend blauen Himmel.
    „Und wann haben Sie den Plan ausgeheckt?“
    „Es war kein Plan“, erwidere ich. „Jedenfalls haben wir nicht einfach beschlossen, jemanden umzubringen, weil uns langweilig war.“
    „Wie war es denn dann?“
    „Keine Ahnung.“
    Dr . Fadden wirft mir einen Ordner hin. Ich zucke zusammen.
    „Der Bericht des Rechtsmediziners. Sehr interessant, wie ich finde. Für mich klingt es nämlich durchaus so, als hätte es einen Plan gegeben.“
    „Gab es aber nicht.“
    „Dann erklären Sie mir das bitte. Ich fürchte nämlich, dass ich es sonst nicht verstehe.“
    „Ich glaube, das können Sie auch nicht.“
    Dr . Fadden schweigt. Dann streckt er den Arm aus und legt behutsam seinen Finger unter mein Kinn. „Dann versuchen Sie, es mir zu erklären.“
    Verdammt.
    Es begann am Montagmorgen. Wir saßen im Wohnzimmer auf dem Fußboden und versuchten, uns auf die Englischprüfung am nächsten Tag vorzubereiten. Waren wir nicht brav?
    „ Frag e 3: Mit welchen Stilmitteln werden der Protagonist und der Antagonist charakterisiert? Belegen Sie Ihre Thesen anhand eines Romans Ihrer Wahl. Oder: Sympathie für den Bösewich t – Böse Buben sind spannender als nette Jungen. Diskutieren Sie diese Thesen anhand eines Romans Ihrer Wahl “, las ich von unserem Arbeitsblatt vor.
    „Und was, wenn es sich dabei um einen bösen netten Jungen handelt? Oder einen netten bösen Buben?“, fragte Lexi. Sie rollte sich auf den Bauch und kaute an ihrem Stift herum. „Die Frage ist doch bescheuert. Also ich würde mich für keine der beiden Figuren entscheiden.“
    „Dummerweise ist das aber eine Pflichtaufgabe, Lexi“, wand ich ein. „Eine der beiden Fragen musst du beantworten.“
    „Es ist eine Probe klausur und nicht die Prüfungsaufgabe. Ich glaube kaum, dass sie uns so eine dämliche Aufgabe stellen werden.“
    Lexi rollte sich wieder auf den Rücken und stöhnte laut auf.
    „Oh Mann, ich wünschte, wir könnten einfach M r Steele fragen, was drankommt“, sagte ich und seufzte.
    „Könnt ihr jetzt endlich mal mit dem Gejammer aufhören? Seit wir hier sind, seid ihr nur am Rummotzen. Das nervt!“
    Lexi und ich sahen Marianne verblüfft an. Das war das erste Mal, dass sie an diesem Morgen überhaupt etwas gesagt hatte.
    „Tut mir leid“, sagte Lexi leise. „Tut mir leid, das ist alles meine Schuld.“
    „Mann, Lexi, so hab ich das doch nicht gemeint, und das weißt du auch.“ Marianne legte ihre Aufzeichnungen beiseite und krabbelte zu Lexi hinüber. Sie wollte ihr über den Kopf streicheln, aber Lexi drehte sich weg.
    „Wenn’s dir hilft, kann ich ja ein bisschen mitjammern. Immerhin bin ich aus dem Ballkomitee geflogen und hab einen Verweis kassiert. Ich weiß also sehr gut, wie ihr euch fühlt.“
    „Marianne, nur zur Erinnerung: Ich darf nicht mehr an der Wahl zur Ballkönigin teilnehmen und auch ich habe einen Verweis bekommen, und dabei hab ich gar nichts gemacht! Bis eben dachte ich, dass ich hier das Opfer wäre, aber
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