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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Timo Steel hatte mit seinen 32 Jahren bereits zweimal die Welt umkreist, einmal von West nach Ost, einmal von Süd nach Nord. Er kontrollierte noch einmal den Text, den er eben in seinen Laptop eingegeben hatte. Nichts brauchte korrigiert zu werden. Er speicherte ab und stellte das flache, schwarze Gerät beiseite, um sich seinem Malvenblütentee zu widmen. Seit Hunderten von Jahren boten die Ägypter ihren Gästen schon dieses Getränk an, und hier, im Hotel »Luxor«, hatte ihn vor über 80 Jahren auch Lord Carnarvon getrunken, auf dessen Engagement es zurückzuführen war, daß der Archäologe Howard Carter 1922 nach 16jähriger Suche das unversehrte Grab des Pharao Tut-Ench-Amon entdeckte. Zur Erinnerung an den Finanzier der Entdeckung trug der Speisesaal am Ende der Hotelhalle des »Luxor« den Namen Lord-Carnavon-Room.
    Hier hatte es sich Timo Steel für eine gute Stunde gemütlich gemacht. Ein gutes Frühstück, die wichtigsten Tageszeitungen, dann ein wenig Textarbeit und nun abschließend noch einmal eine Tasse stark gezuckerten Tees.
    Steel war zufrieden. Er fühlte eine seltsame, wohlige Müdigkeit in sich. Er hatte geschafft, was er vollbringen wollte, obwohl er es vorher fast nicht für möglich gehalten hätte. Aber ihn als Reporter reizte es, das Unmögliche zu versuchen. Es war eine Herausforderung gewesen.
    Und es hatte funktioniert.
    Beides. Und deshalb hatte er abschließend niedergeschrieben: Beide Versuche waren erfolgreich. Nun kommt die Phase des Beobachtens. Der Text war codiert, niemand außer ihm würde ihn abrufen können. Eher würde ein Programmbefehl alles löschen. Steel wußte, daß er vorsichtig sein mußte, vor allem mit den Kräften, mit denen er sich eingelassen hatte.
    Er ließ seinen Blick über die anderen Gäste schweifen, die hier ihr Frühstück einnahmen. Zum großen Teil handelte es sich um Touristen, vorwiegend aus England, Frankreich und Deutschland, die das Tal der Könige heimsuchen wollten. Aber es gab auch Geschäftsleute, die sich hier in Luxor trafen, um neue Unternehmungen zu besprechen und Verträge abzuschließen oder zu verändern.
    Timo Steel fragte sich, was sich daran alles bald schon ändern würde. Wie würde das jetzt so geschäftige Treiben in zwei, drei Wochen aussehen? In einem Jahr? Kam dann alles zum Erliegen? Oder florierten die Geschäfte besser denn je? Oder änderte sich überhaupt nichts?
    Er wollte es wissen, aber das war nur einer der Gründe, weswegen er aktiv geworden war und dieses unglaublich große Risiko einging. Doch die Sache war es ihm wert.
    Wie würden andere auf die Entwicklung reagieren, die Steel eingeleitet hatte?
    Wieder nahm er einen Schluck Tee, lehnte sich noch bequemer zurück und dachte gar nicht daran, diesen Raum so schnell wieder zu verlassen. Hier konnte er besser träumen als in seinem Hotelzimmer, weil hier das pulsierende Leben war, das seinen Träumen als Basis diente.
    Er konnte sich diese Muße leisten. Plötzlich hatte er Zeit, sehr viel Zeit. Vielleicht mehr als alle anderen Menschen.
    ***
    Was weckte uns aus dem langen Schlaf des Verges sens? fragte der Falkenköpfige.
    Ein Ruf. Unsere Namen wurden beschworen. Es gibt wieder Menschen, die an uns denken, erwiderte der Schakal. Nein, besser noch - sie denken nicht nur an uns, sie GLAUBEN auch.
    Es ist nur einer, widersprach der Ibisköpfige. Und darum sind wir schwach. Oder habt ihr das noch nicht bemerkt, meine Freunde?
    Sicher sind wir schwach. Doch wir werden bald stärker sein. Dieser eine hätte nicht den glaubenden Ruf an uns ergehen lassen, wenn er nicht auch dafür Sorge tragen würde, daß wir erstarken. Welchen Sinn hätte es sonst? fragte der Flußpferdähnliche.
    Wie wird er das bewerkstelligen wollen? zweifelte der Falke. Er ist allein, unter Ungläubigen, die einer anderen Lehre huldigen.
    Es wird ihm schon gelingen, warf der Krokodilkopf ein. Laß es nur erst richtig in Fluß kommen. Einer bekehrt zwei und opfert den dritten. Die zwei bekehren vier und opfern zwei andere. Die vier bekehren acht und opfern weitere vier. Stark werden wir sein, sehr bald schon.
    Durch die anderen ging ein Schauer. Du redest wider dein Ich. Und du redest wider das unsere.
    Das Krokodil öffnete den Rachen. Spürt ihr nicht auch die Veränderung in euch?
    Darauf gaben sie ihm noch keine Antwort.
    ***
    »Hupsa!« entfuhr es Nicole Duval, die frisch geduscht und gefönt aus dem Bad des Hotelzimmers kam und keinen Faden am Leib trug. Sie versuchte erst gar nicht, ihre
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