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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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Doch bevor sie das Messer mit ihren viel zu großen Handschuhen überhaupt richtig greifen konnte, wurde es ihr schon aus der Hand geschlagen.
    Jetzt geriet sie erst richtig in Panik, denn sie hatte ganz vergessen, daß Macs Angreifer nicht alleine war. Warum nur hatten die beiden sich ausgerechnet sie und Mac ausgesucht, wenn sie es nur auf eine Schlägerei abgesehen hatten? Sie hatte schon oft davon gehört, daß arrogante Dandys Prügeleien anzettelten, um dem gemeinen Volk ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Sie würden sich hier nicht von diesen Typen anpöbeln lassen. Nein, keinesfalls. Schon gar nicht von diesen Engländern, die ihr ihren Malcolm genommen hatten.
    Außer sich vor Wut, mit der ganzen Bitterkeit und dem Haß, der sich während der vergangenen Jahre in ihr aufgestaut hatte, schlug und trat sie wie besessen auf den Mann ein. Sie erreichte damit jedoch nur, daß sie sich ihre Zehen und Finger blauschlug. Der verdammte Kerl stand da wie ei-ne Mauer.
    Sie hätte wahrscheinlich noch länger so weitergemacht, doch der Mann hatte genug. Georgina wurde herumgewir-belt und wie eine Feder hochgehoben, wobei sich zu ihrem Entsetzen seine Hand fest um ihre Brust schloß. Zu allem übel rief Mac auch noch lauthals:
    »Loslassen! Er ist doch eine Frau!«
    »Ich weiß«, grinste James leicht amüsiert und hielt Georgina noch ein wenig fester umfaßt.
    »Nun habt ihr es ja endlich geschafft, ihr elenden Schufte«, fauchte Georgina. »Mac, tu doch etwas!«
    Mac wollte gerade zu einem Boxhieb ausholen, als seine Faust abgefangen und auf die Theke gedrückt wurde.
    »Nicht nötig, MacDonell«, antwortete der Dunkelhaarige gelassen. »Ich habe mich geirrt. Falsche Augenfarbe. Ich entschuldige mich.«
    Verwirrt stellte Mac fest, wie geschickt er ausmanövriert worden war. Er war zwar nicht viel kleiner als der Engländer, doch war er nicht imstande, seine Faust aus diesem festen Griff zu befreien. Ihm blieb nichts anderes übrig als nachzugeben.
    Mit einem leichten Kopfnicken nahm Mac die Entschuldigung entgegen, und seine Faust wurde sofort freigegeben.
    Georgina befand sich immer noch in der Umklammerung des Blonden, den Mac intuitiv für den gefährlicheren der beiden hielt.
    »Laß augenblicklich das Mädchen los, sonst ...«
    »Beruhige dich, MacDonell«, unterbrach ihn der Dunkle mit gedämpfter Stimme. »Er tut ihr nichts. Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir sie jetzt nach draußen begleiten?«
    »Nicht nötig ...«
    »Sehen Sie sich mal kurz um, lieber Freund«, riet der Blonde. »Es ist sogar sehr nötig, möchte ich meinen, dank dem lauten Organ meines Bruders.«
    Mac blickte sich um und fluchte innerlich. Alle Augen im Raum waren lüstern auf das Mädchen gerichtet, das der Dunkle lässig unterm Arm hielt und wie einen Kartoffelsack zur Tür schleppte. Seltsamerweise hörte Mac keinen Protest von Georginas Seite, aber den hatte ein energischer Druck auf ihre Brust schon längst im Keime erstickt. Klugerweise blieb auch Mac ruhig und folgte den anderen zum Ausgang.
    Ein Glück, daß diese Burschen so gefährlich aussehen, dachte Mac, sonst würden sie wohl nicht weit kommen.
    Auch Georgina war zu der Überzeugung gelangt, daß sie in große Schwierigkeiten kommen würden, wenn sie nicht schnell von hier verschwänden. Es war zwar nicht ihre Schuld, aber das war im Moment ganz unwichtig. Hauptsache, der Kerl würde sie von hier fortbringen, auch wenn er sie dabei fast zu Tode quetschte.
    Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Barmädchen auf, das sich besitzergreifend an James' freien Arm hängte.
    »Du willst doch nicht' schon gehen, oder?«
    Georgina schob ihre Mütze aus dem Gesicht und konnte sehen, daß das Mädchen eigentlich ganz hübsch war.
    »Ich komme später noch einmal zurück, Liebling«, antwortete James und schüttelte sie ab.
    Das Barmädchen hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Bündel in James Armen anzusehen, doch Georgina spürte, wie sehr sich das Mädchen nach diesem Grobian verzehrte.
    Die Geschmäcker sind eben verschieden, dachte sie bei sich.
    »Ich bin um zwei hier fertig«, ließ ihn das Mädchen wissen.
    »Dann um zwei.«
    »Zwei ist eine zuviel, denke ich«, stellte sich ein stämmiger Seebär ihnen in den Weg.
    Georgina stöhnte. Das war ein richtiger Raufbold. Doch auch dieser Grobian war ein gestandener Mann, dachte Georgina, obwohl sie ihn noch gar nicht richtig angesehen hatte. Den anderen, seinen Bruder, hatte sie vergessen. Der trat nun neben ihn und
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