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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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weniger Schwierigkeiten verbunden.
    Selbst nachdem ihr Land die Auseinandersetzungen mit England beigelegt hatte und Ende 1814 ein Vertrag unter-zeichnet worden war, hielt sich die Skylark-Linie weiterhin vom Englandhandel fern, denn die Entladung und Lagerung der Schiffsfracht blieb noch immer ein ernstes Problem. Jedes Jahr wurden bis zu fünfhundert Tonnen an wertvoller Fracht gestohlen oder verdarben einfach am Kai.
    Der Handel mit England war diese Unannehmlichkeiten wirklich nicht wert. Deshalb war Georgina auch nicht an Bord eines Skylark-Schiffes nach England gereist und konnte natürlich jetzt nicht auf eine freie Passage zurück nach Amerika hoffen. Mac und sie steckten in echten Schwierigkeiten, denn ihre gesamte Barschaft belief sich auf lächerliche fünfundzwanzig amerikanische Dollar, alles was sie zum Zeitpunkt des Diebstahls bei sich gehabt hatten, und sie wußten nicht, wie lange sie mit diesem Betrag auskommen würden.
    Deshalb mußte Georgina wohl oder übel mit diesem schäbigen Zimmer über einer Taverne im Stadtbezirk von South-wark zufrieden sein.
    Eine Taverne! Sollte dies ihren Brüdern jemals zu Ohren kommen ... Egal, sie würden Georgina nach ihrer Rückkehr sowieso lynchen, weil sie ohne ihr Wissen und, schlimmer noch, ohne ihre Erlaubnis abgereist war. Bestenfalls würde man sie für die nächsten Jahre in ihr Zimmer sperren ...
    Wahrscheinlich würden ihre Brüder ihr aber nur eine ordentliche Standpauke halten. Doch allein der Gedanke an fünf wütende, aufgebrachte Brüder, die gleichzeitig mit ihren polternden Stimmen auf sie einbrüllen würden, war nicht sonderlich dazu angetan, sie zu beruhigen. Unglücklicherweise hatten diese rosigen Aussichten Georgina nicht von ihrem Vorhaben, nach England zu segeln, abhalten können - noch dazu nur in Begleitung von Ian MacDonell, der nicht einmal zur Familie gehörte. Im Stillen fragte sich Georgina zuweilen, ob der gesunde Menschenverstand, auf den ihre Familie so stolz war, bei ihr kläglich versagt hatte?
    Georgina hatte sich gerade von ihrer einsamen Mahlzeit erhoben, als es an ihrer Tür klopfte. Gerade noch konnte sie ein spontanes »Herein« unterdrücken, wie sie es von zu Hause in Connecticut gewohnt gewesen war, wo sie behütet im Kreise ihrer Familie gelebt hatte.
    Hier hielt sie sorgsam die Türe verschlossen, damit niemand unaufgefordert ihr Zimmer betreten konnte. Das hatte Mac ihr nachdrücklich eingeschärft, obwohl diese schäbige Absteige Warnung genug sein sollte, niemandem in dieser ungastlichen und gefährlichen Gegend zu trauen.
    Die Stimme mit dem schweren schottischen Dialekt jedoch war ihr wohl vertraut. Sie gehörte Ian MacDonall. Georgina öffnete ihm und ließ ihn eintreten. Seine kräftige Gestalt füll-te den kleinen Raum fast ganz aus.
    »Glück gehabt?«
    Schnaufend ließ er sich auf den einzigen Stuhl fallen.
    »Kommt drauf an, wie man es betrachtet, Mädchen.«
    »Keine weitere Verzögerung?«
    »Doch, aber langsam kommen wir voran, hab ich den Eindruck.«
    »Dann ist es gut«, entgegnete sie ohne großen Enthusias-mus. Sie konnte nicht viel mehr erwarten, solange sie so wenig in der Hand hatten. Alles, was Mr. Kimball, ein Seemann von der Pertunus, dem Schiff ihres Bruders, ihr hatte mitteilen können war, daß es »höchst wahrscheinlich« ihr lange vermißter Verlobter, Malcolm Cameron, war, den er in der Takelage eines britischen Handelsschiffes gesehen hatte. Ihre Schiffe waren sich vor einiger Zeit auf der Heimfahrt nach Connecticut begegnet. Ihr Bruder Thomas konnte dies leider nicht bestätigen, denn Mr. Kimball hatte ihm erst von seiner Beobachtung Mitteilung gemacht, als die Progrom schon lange am Horizont verschwunden war. Immerhin hatte sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Kurs nach England befunden.
    Dies war die erste Spur von Malcolm gewesen, seit er vor sechs Jahren, zusammen mit zwei anderen Männern, direkt von der Nereus, dem Schiff ihres Bruders Warren, abgezogen worden war. Die gewaltsame Requirierung von amerikanischen Seeleuten durch die englische Marine war einer der Auslöser für diesen Krieg, der im Juni 1812 begonnen hatte.
    Sein auffälliger Dialekt war Malcolm damals zum Verhängnis geworden, denn er hatte die erste Hälfte seines Lebens in Cornwall, England, verbracht. Dabei war er Amerikaner, denn seine Eltern hatten sich 1809 in Bridgeport niedergelas-sen und nie die Absicht gehabt, jemals nach England zurückzukehren. Doch davon wollte der Offizier der HMS
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