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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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unglücklicherweise ihre Jacke hochgerutscht und gab den Blick auf ihren Hintern frei, der in dieser viel zu engen Hose steckte, und der auch aus der Entfernung nicht für den eines Jungen oder Mannes gehalten werden konnte. Schnell ließ sie ihre Arme sinken, doch zu spät. Einem der beiden eleganten Herren, die kurz zuvor die Aufmerksamkeit der Seeleute auf sich gezogen, und nur einige Tische von der Theke entfernt Platz genommen hatten, war dieser Anblick nicht entgangen.
    James Malory war fasziniert, obgleich er es sich nicht anmerken ließ. Dies war nun schon die neunte Kneipe, die er und Anthony auf der Suche nach Geordie Cameron, Roslynns schottischen Vetter, durchgekämmt hatten. Erst heute morgen war ihm zu Ohren gekommen, daß er versucht hatte, Roslynn zur Ehe zu zwingen, sogar versucht hatte, sie zu entführen. Sie konnte ihm gerade noch entfliehen. Das war der eigentliche Grund, warum er das Mädchen geheiratet hatte; um sie vor diesem gemeinen Kerl zu beschützen. Jetzt war Anthony fest entschlossen, diesen Schurken zu finden, um ihn, nach einer ordentlichen Tracht Prügel, von ihrer Hochzeit in Kenntnis zu setzen und ihn dann nach Schott-land zurückzuschicken. All dies nur, um die junge Frau zu schützen? Oder war sein Bruder nicht doch etwas tiefer in die Sache verstrickt?
    Wie auch immer. Anthony war sich sicher, den richtigen Mann gefunden zu haben, als er den Rothaarigen am Tresen bemerkt hatte. Alles was sie von dem Vetter wußten, war, daß er karottenrote Haare, blaue Augen und einen unver-wechselbar schottischen Akzent hatte. Und genau dieser ließ die beiden sofort aufhorchen, als Mac mit Georgina gesprochen hatte.
    »So, ich habe genug gehört«, erklärte Anthony knapp und sprang auf.
    James, der mit Hafenkneipen besser vertraut war als sein Bruder, wußte genau, was passieren würde, wenn es zu einer Schlägerei käme. Es wäre nur eine Sache von Sekunden, und alle Männer hier wären in eine üble Keilerei verwickelt.
    Anthony war zwar, wie auch James, ein durchtrainierter Boxer, doch an Plätzen wie diesem wurde nach anderen Regeln gekämpft.
    James hielt seinen Bruder am Arm zurück. »Du hast nichts gehört«, zischte er. »Sei vernünftig, Tony. Du kannst ja nicht wissen, wieviele der Kerls hier auf Camerons Seite stehen.
    Laß uns lieber warten, bis er das Lokal verläßt!«
    »Du kannst ja warten, aber ich habe meine junge Braut schon zu lange warten lassen.«
    Deutlich rief James »Cameron?«, in der Hoffnung, keine Antwort von den beiden Typen an der Bar zu erhalten, denn Anthony war nahe daran, die Fassung zu verlieren. Doch er bekam Antwort.
    Georgina und Mac drehten sich beide blitzartig um, als sie den Namen Cameron gehört hatten. Ängstlich ließ Georgina ihren Blick durch den Raum schweifen, hoffte sie doch, ihren geliebten Malcolm zu entdecken. Mac jedoch nahm sofort ei-ne aggressive Haltung ein, sobald er den großen, dunkelhaa-rigen Adligen sah, der den Arm seines blonden Begleiters abschüttelte und Mac mit feindseligen Blicken durchbohrte.
    Im Nu war er bei ihm.
    Georgina starrte unverwandt den Mann an, der sich Mac jetzt näherte. Der attraktivste blauäugige Teufel, den sie je gesehen hatte. Sogleich dämmerte ihr, daß dies wohl einer der beiden Fatzken sein mußte, von denen Mac vorhin gesprochen hatte. Doch dieser hatte nichts Geckenhaftes an sich. Seine Kleidung war aus feinstem Tuch, aber nicht auf-dringlich. Abgesehen von seiner etwas extravaganten Krawatte war er genauso gekleidet wie ihre Brüder, wenn sie sich stadtfein machten.
    Georgina erbebte innerlich, denn in dem Auftreten des Fremden lag alles andere als Freundlichkeit. Es schien vielmehr, als könne er seine Wut kaum zügeln, die ausschließ-
    lich auf Mac gerichtet war.
    »Sind sie Cameron?« fragte er mit gefährlich leiser Stimme.
    »Ich bin MacDonell, Mann, Ian MacDonnell.«
    »Lügner!« knurrte Anthony, packte Mac bei den Rockauf-schlägen und zog ihn zu sich heran, bis ihre Gesichter sich fast berührten. Macs rauchgraue Augen loderten vor Entrü-
    stung auf. Um Himmelswillen, durchfuhr es Georgina, sie durften sich nicht schlagen! Mac hatte zwar, wie jeder Seemann, gegen eine saftige Prügelei dann und wann nichts einzuwenden, aber deshalb waren sie ja schließlich nicht hergekommen. Außerdem durften sie auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen.
    Entschlossen zog Georgina ihr Messer aus dem Stiefel. Sie konnte und wollte es zwar nicht benutzen, sondern nur den Angreifer damit in Schach halten.
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