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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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fragte:
    »Ich nehme an, für den hast du jetzt gerade keine Zeit, James?«
    »Eigentlich nicht -.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Halt dich da raus, Mann«, warnte der Seebär den Bruder.
    »Er hat kein Recht, hier hereinzuplatzen und nicht nur eine, sondern gleich zwei von unseren Weibern abzuschleppen.«
    »Zwei? Gehört dieses Straßenmädchen etwa zu euch?«
    Der Bruder schaute auf Georgina hinunter, die ihm einen haßerfüllten Blick entgegen warf. Ein wenig zögernd fragte er sie dann süffisant: »Gehörst du ihm, Süße?«
    Oh, wie gerne hätte sie ja gesagt, wenn sie dadurch diesen zwei arroganten Stutzern entkommen wäre. Sie war so wü-
    tend auf die beiden Engländer, besonders auf den, der James genannt wurde und sie so grob anpackte. Die Umstände aber zwangen sie, ihren Ärger hinunterzuschlucken, und so schüttelte sie nur verneinend den Kopf.
    »Das wäre geklärt, oder nicht? Jetzt sei so freundlich und geh aus dem Weg!«
    Der Seebär rührte sich nicht von der Stelle. »Der bringt sie nicht weg!«
    »Oh, verdammt«, murmelte der Lord entnervt und landete seine Faust im Gesicht des Mannes.
    Daraufhin erhob sich dessen Zechkumpane grollend, jedoch nicht schnell genug. Ein gezielter Hieb, er flog zurück in seinen Stuhl und hielt sich die heftig blutende Nase.
    Langsam drehte sich der Lord um und blickte in die Runde, eine Augenbraue fragend hochgezogen. »Noch jemand?«
    Mac grinste erleichtert und war froh, daß er es nicht mit diesem Engländer aufgenommen hatte. Auch keiner der anderen Männer im Raum hatte offenbar die Absicht, sich mit ihm zu prügeln. Sie erkannten einen erprobten Boxer sofort und rührten sich nicht von der Stelle.
    »Gut gemacht, alter Junge«, gratulierte James seinem Bruder. »Können wir jetzt gehen?«
    Anthony verbeugte sich tief und grinste. »Nach Ihnen, gnädiger Herr.«
    Draußen vor der Tür stellte James das Mädchen wieder auf ihre Füße. Im Schein der Laterne konnte Georgina nun zum ersten Mal sein Gesicht deutlich erkennen, und sein Anblick ließ sie einen kurzen Augenblick zögern, bevor sie ihm kräftig gegen sein Schienbein trat und davonstürzte.
    Fluchend rannte er hinter ihr her, sah jedoch schon nach wenigen Metern ein, daß es sinnlos war. Georgina war längst in den dunklen Straßen verschwunden.
    Er drehte sich um und fluchte noch lauter, als er feststellte, daß auch Mac in der Dunkelheit untergetaucht war.
    »Wo zum Teufel ist der verdammte Schotte hin?«
    Anthony konnte vor lauter Lachen nichts verstehen. »Was ist los?«
    James lächelte dünn. »Der Schotte, er ist weg!«
    Anthony hatte sich wieder gefaßt. »So ein Pech, ich wollte ihn noch fragen, warum sich beide bei dem Namen ›Cameron‹ umgedreht hatten.«
    »Verdammter Mist, das ist mir doch egal«, schnauzte James. »Wie soll ich sie denn nun finden, wenn ich nicht mal weiß, wer sie ist?«
    »Sie finden?« kicherte Anthony wieder. »Du gehörst ja bestraft. Was willst du denn von diesem streitlustigen Weib, während ein anderes inzwischen sehnsüchtig auf deine Rückkehr wartet?«
    Das Barmädchen, mit dem James sich für den späteren Abend verabredet hatte, interessierte ihn schon nicht mehr.
    »Sie fasziniert mich einfach«, gab James achselzuckend zur Antwort. »Aber ich glaube, du hast recht. Das Barmädchen tut's auch - obwohl sie genau soviel Zeit auf deinem, wie auf meinem Schoß verbracht hat.« Trotzdem blickte er nochmals suchend die leere Straße entlang, bevor beide in die warten-de Kutsche stiegen.
    4. Kapitel
    Zitternd hockte Georgina auf dem letzten Absatz einer feuchten Kellertreppe, die zu einer Souterrainwohnung hin-abführte und wagte kaum zu atmen. Kein Lichtschimmer drang zu diesen letzten Stufen hinunter, in deren Schatten sie sich ängstlich verkrochen hatte. Aus dem düsteren Ge-bäude war kein Laut zu vernehmen und über die verlassene Straße hatte sich ebenfalls tiefe Stille gesenkt.
    Sie zitterte nicht vor Kälte, denn schließlich war es Sommer und in London ebenso warm wie in ihrer Heimat Connecticut. Es mußte wohl eher der Schock sein, die verspäte-te Reaktion auf all den Ärger, die Furcht und die vielen Überraschungen der letzten Stunden und Tage. Wer hätte schon ahnen können, daß dieser grobe Kerl so fantastisch aussehen würde. Noch immer konnte sie seine Augen auf ihrem Körper spüren, die aus einem vornehmen Gesicht auf sie herabgeblickt hatten - neugierig, aber mit einer gewissen Härte, kristallklare Augen, die in einem faszinierenden Grün
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