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Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben

Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben

Titel: Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben
Autoren: Franziska Seyboldt
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Inhalt
    1 Es gibt schlecht gelaunten Kaffee und das
Müslimädchen, das bereits eine Müslifrau ist,
ärgert sich über die Ökodiktatur.
    2 Das Müslimädchen wird geboren, Mitglied einer
Kartoffelfamilie und Außenseiterin. Dabei wäre es
viel lieber Prinzessin.
    3 Das Müslimädchen wird musikalisch früherzogen
und Klugscheißer. Es verliert einen Zahn und rächt
sich an seinem Vater.
    4 Ein langsamer Mensch verkauft Dinge in einem
Naturkostladen. Das Müslimädchen tauscht sein
Pausenbrot gegen Schokocroissants und träumt
davon, Wagnerianer zu sein.
    5 Das Müslimädchen baut einen Fernseher und
muss vor den Familienrat. Am Ende verwandelt es sich
in ein Kissen und verliebt sich in den Bärenmarkenbär.
    6 Das Müslimädchen besucht einen Spielwaren laden
und findet den Bruder, den es nie hatte. Auf einem
Kindergeburtstag lernt es, dass nur
die äußeren Werte zählen.
    7 Das Müslimädchen besucht seine Oma und übt
sich in reinen Gedanken. Äpfel werden verspeist
und Köpfe rollen.
    8 Die Müslifamilie fährt in den Urlaub, trifft ein
Frankfurter Würstchen und schließt einen
Pakt mit dem Teufel.
    9 Das Müslimädchen hat die Schnauze voll von
Homöopathie und nimmt Drogen oder so ähnlich.
Dann sinniert es über Zeichentrickfiguren, die in
seinem Körper hausen.
    10 Eine Otto-Familie wird vorgestellt. Das Müslimädchen
will Buffalos, bekommt aber keine und lässt sich ein
Max-Mustermann-Piercing stechen.
    11 Ein Mann wünschelrutet und kommt zu Geld, das
Müslimädchen jedoch nicht zu einem neuen
Haarschnitt. Der Mond hat nämlich andere Pläne.
    12 Eine Putzfrau ärgert sich über Blumen.
Nachhaltigkeit bedeutet für sie, dass die Fenster
auch nach einer Woche noch sauber sind.
    13 Das Müslimädchen wird flügge und zieht in eine
große Stadt. Es teilt sich eine Wohnung mit anderen
Menschen und macht lauter ungesunde Dinge.
    14 Dünsten, blanchieren, verfeinern. Die
Hobbyköche nerven und das Müslimädchen
verteidigt sein Recht auf Fast Food. Ketchup ist
schließlich auch Gemüse.
    15 Ein Schrebergarten wird eingeweiht, der
Müslimann vorgestellt und Fisch ist kein Fleisch.
Aber es gibt Marillenschnaps!

1 Es gibt schlecht gelaunten Kaffee und das
Müslimädchen, das bereits eine Müslifrau ist,
ärgert sich über die Ökodiktatur.
    Menschen, die Sätze sagen wie »Morgens brauche ich mein Birchermüsli, sonst bin ich nicht leistungsfähig«, kann ich nicht ernst nehmen. Ich würde das jetzt gerne laut sagen, aber ich muss Rücksicht nehmen auf Martha. Martha ist immer meine beste Freundin und manchmal verliebt, so wie jetzt. In einen Birchermüsli-Mann. Sie flötet und tschilpt und gackert, sie ist ganz Huhn und er ganz Korn, oder Hahn, oder beides, wer weiß das schon.
    »Hach«, sagt sie. »Der isses.«
    Sie sagt das, weil er ihr Müsli gemacht hat nach der ersten gemeinsamen Nacht. Mit Haferflocken und Äpfeln und Bananen und Biomilch und dann noch ein paar Leinsamen für die Deko und die Verdauung. So romantisch!
    Das Problem sei, sagt Martha und nippt an ihrem Milchschaum, dass sie sich gar nicht würdig gefühlt hätte, dieses gesunde Essen zu sich zu nehmen, verschwitzt wie sie war. Geradezu eklig hätte sie sich gefühlt neben dem Müslimann. Ich biete ihr eine Zigarette an. Martha schüttelt den Kopf.
    »Er mag das nicht so gerne.«
    Aha. Ich nehme einen Zug.
    »Er lebt nämlich gesund.«
    Soso.
    »Er macht sogar Yoga!«
    Sofort fühle ich mich schlecht, und dann ärgere ich mich darüber, dass ich mich schlecht fühle. Zur Beruhigung bestelle ich erst mal ein Glas Wein.
    »Also mir wird übel von Müsli«, sage ich.
    Martha guckt mich an.
    »Unsinn!«, sagt sie und wedelt mit der Hand den Rauch weg. »Von gesunden Sachen wird einem nicht übel.«
    Ach ja? Und was ist mit Laktoseintoleranz, Getreideunverträglichkeit und Steinobstallergie? Dürfte es folgerichtig alles gar nicht geben. Gibt es aber. Genau wie die Tatsache, dass Magenschmerzen nach einer großen Portion Pommes augenblicklich verschwinden.
    Nein, dazu gibt es keine Studie. Aber bei mir funktioniert’s.
    »Ich geb dir eine Woche«, sage ich zu Martha.
    »Wofür?«
    »Bis du der Feind bist und ich deine Nummer löschen muss.«
    »Versteh ich nicht.«
    »In einer Woche hat dich der Müslimann so weit, dass du freitagabends nicht mehr weggehst, weil du samstags was vom Tag haben willst. Und dann geht ihr auf dem Wochenmarkt einkaufen. Am Demeter-Stand!«
    »Niemals!«, sagt Martha. So scharf, dass sich die Leute an den anderen
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