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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Ein merkwürdiges Geburtstagsgeschenk
    „Hilfe! Regine ! Hilfe!“
    Regine stockte der Atem. Jakobs Notruf, der mitten aus dem düsteren Wald grausig zu ihr heraus drang, barg so viel Schauder und Entsetzen, dass sie den Bruder in großer Not wähnte. Sie verharrte am Rand des Gehölzes und starrte ängstlich in den schwarzen Schatten, den die dicht an dicht gedrängten Laub- und Nadelbäume warfen. Giftige Pilze warnten mit feurig roten Kappen davor, den Wald zu betreten. Einige Stechpalmen drohten mit ihren scharf gezackten Blättern, unterstützt von wirrem Gestrüpp, das seine spitzen Dornen wie kleine, scharfe Dolche zückte.
    Regines Herz klopfte bis zum Hals. Doch sie hatte keine andere Wahl. Sie musste Jakob da herausholen!
    Vorsichtig setzte sie Fuß vor Fuß. Trotzdem blieb sie in den stacheligen Brombeerranken am Saum des Waldes hängen und zerriss sich einen Strumpf. Während sie sich einem hohen, mit dunklem Moos überzogenen Felsen näherte, tauchten vor ihr acht außergewöhnlich lange, dünne Beine auf, die einer riesigen Spinne gehören mussten. Sie schauderte. Plötzlich quietschte es, als würde sich eine alte Kerkertür langsam öffnen. Regine brach der Schweiß aus.
    Eine Frauenstimme sagte: „Du musst unbedingt mal die Türen ölen!“
    „Ja, am Wochenende“, antwortete eine Männerstimme. „Und jetzt: Eins, zwei, drei!
    Viel Glück und vi-iel Segen
    auf all' deinen Wegen.
    Gesundheit und Frohsinn
    sei'n a-auch mit dabei.“
    Regine erwachte. Sie fuhr hoch – und atmete auf. Mutter und Vater standen vor ihr. Sie musste sich nicht in diesen schrecklichen Wald begeben. Alles war nur ein Traum! Ein schrecklicher Albtraum! Sie warf die Bettdecke zurück und lauschte dem traditionellen Geburtstagskanon, den ihre Eltern jetzt zweistimmig sangen. Doch die Beklemmung und Furcht von vorhin wollten nicht so recht von ihr abfallen, als ob sie schon fühlte, welche Bedeutung dieser Traum noch bekommen sollte.
    Ihre Mutter kam zu ihr ans Bett, nahm sie in den Arm und gratulierte ihr zu ihrem zehnten Ge burts tag.
    Auch der Vater umarmte sie und flüsterte ihr zärtlich ins Ohr: „Ich bin so froh, dass ich eine so wunderbare Tochter habe. Herzlichen Glückwunsch!“
    Das Grummeln in Regines Bauch wich endlich der Freude.
    Mutter legte ein geblümtes Päckchen auf ihr Bett. „Im Wohnzimmer wartet noch ein anderes Geschenk auf dich. Also, raus aus den Federn!“
    Während die Eltern Richtung Küche verschwanden, riss Regine das Papier auf und legte einen orangeroten Baumwollpullover frei, auf dessen Vorderseite die Umrisse eines Wolfes eingestickt waren. Der Wolf war Regines Lieblingstier.
    „Mit dir zusammen würde ich mich in meinen Albtraumwald wagen“, sagte sie zu dem Bild.
    Sie zog rasch ihre Jeans an, schlüpfte in das neue Kleidungsstück und rannte in den Flur, um sich im Spiegel zu betrachten.
    „Alles Gute zum Geburtstag“, rief ihr kleiner Bruder Jakob, der ebenfalls in den Flur getreten war. „Ich hab' auch was für dich.“
    Regine drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht strahlte. „Oh, danke, Jakob! Einen solchen Bleistift mit Eulenkopf-Radiergummi hab' ich mir schon lange gewünscht!“
    Im Wohnzimmer überraschte sie ein großer, unter einem weißen Tuch versteckter Gegenstand. Mit einem Ruck zog sie das Tuch weg. Ein Fahrrad kam zum Vorschein, passend für ihre Größe, in ihrer Lieblings farbe Rot. Ihre Finger glitten über die schwarzen Handgriffe, über die Bremsen und die Gang schaltung. Eine 27-Gang-Ketten schalt ung, stellte sie begeistert fest.
    Sie hüpfte tanzend in die große Wohnküche, wo zehn bunte Kerzen für sie leuchteten. Sie waren um eine Mohn-Mandeltorte angeordnet, die mit vielen Gänseblümchen geschmückt war.
    „Toll!“, rief Regine.
    „Komm, setz dich!“, lud die Mutter sie ein.
    Sie schnitt die Geburtstagstorte an. Die schmeckte herrlich frisch, und jeder der vier genoss das Frühstück in der festlichen Atmosphäre.
    Als sie satt waren, blies Regine achtsam die zehn Kerzen aus. Vater verabschiedete sich, um in seine Firma zu fahren. Regine und Jakob machten sich auf den Weg zum Schulbus. Mutter hatte noch ein paar Minuten Zeit aufzuräumen. Dann verließ auch sie das Haus. Sie sperrte die Haustür und das Gartentor ab und radelte zu ihrer Arbeitsstelle.
    Niemand ahnte, dass heute aufmerksame Augen den Aufbruch der Familie beobachtet hatten. Als alle weg waren, näherte sich eine Gestalt dem Anwesen, öffnete das Gartentor mühelos, schritt auf die
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