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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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1
    Daniels andere Frau und die zwei hübschen Kinder mit den strahlenden Augen steckten unter der Einlegesohle in seinem linken Golfschuh, als Lily sie entdeckte. Sie waren laminiert.
    Trotz ihres Schocks über den Fund und der augenblicklichen schrecklichen Gewissheit bis tief in die Knochen, dass dies tatsächlich die Kinder ihres Mannes waren, fiel ihr dieses sehr praktische Detail auf. Sie waren laminiert, was für sich selbst sprach.
    Die Schichten von Lilys Leben, wie sie es kannte, mochten sich vielleicht im Äther verflüchtigen, hilflos transparent, und nie wieder gesehen werden, aber die Schichten dieses anderen Lebens, über das sie nichts wusste, waren unerschütterlich in ihrer Hand fixiert, verbunden für die Ewigkeit.
    Eine Laminierung war schließlich für die Ewigkeit. Genau dafür war sie gedacht. Man laminierte keine Dinge, die unwichtig waren oder bei denen man sich nicht sicher war– wie die Einkaufsliste für Fairway oder die italienischen Pumps, ausgeschnitten aus der letzten Vogue.
    Man laminierte nur absolute Notwendigkeiten, Sicherheiten, Dinge, die länger halten sollten als auf Papier, das mit Ketchup bespritzt werden oder von der Sonne ausbleichen konnte.
    Demzufolge waren die Überraschungsfrau und die zwei Kinder Lily angekündigt als ein Trio, das eine Erhaltung auf höchstem Niveau erforderte. Sie waren Daniel, ihrem Mann, jedenfalls so wichtig, dass er sie für immer schützen wollte vor Fußfäule, Fußschweiß und allen anderen Gefahren, die der Manhattan Woods Golf Club für sie barg. Sie waren ihm so wichtig, dass er sie ganz nah bei sich haben wollte für alle Ewigkeit oder wie lange das Plastik auch immer hielt, was, wie Lily zufällig wusste, ungefähr fünfhundert Jahre waren. Lange nachdem Daniel tot und begraben sein würde, lange nach ihrem eigenen Tod, nach dem Tod aller auf dem Foto, nachdem der Golfschuh – vielleicht bis auf die Plastikenden der Schnürsenkel – sich zersetzt haben würde, bliebe dieser Schnappschuss von einer glücklichen » Familie« erhalten.
    Daniel hatte sich letztes Jahr einen Fußpilz eingefangen, dachte Lily, während sie die Schuhe an ihren Platz zurückstellte. War dieses bilderbuchmäßige Trio dafür verantwortlich? Konnte sich dadurch mehr Feuchtigkeit unter der Sohle gebildet haben? Und so einen perfekten Nährboden für lästige Sporen bereitet haben nach achtzehn Löchern im Hudson Valley? Daniel hatte ein Vermögen gelassen beim Podologen. Das wusste sie, weil sie die Rechnungen bezahlt hatte.
    Sie stellte beide Golfschuhe im Regal gerade, ohne zu wissen, warum. Sicher hatte sie Besseres zu tun. Ihr Leben war soeben aus den Fugen geraten. Sie hätte es auch laminieren sollen, um es für ewig so zu bewahren, wie es ihr gefiel.
    Das Ärgerliche daran war: Hätte sie geahnt, dass das nötig gewesen wäre, hätte sie es sicher getan. Lily war von Natur aus eine Laminiermaschine. Sie war bekannt dafür, kein I-Pünktchen und niemals einen T-Querstrich zu vergessen, aber dazu musste man vorher wissen, dass auf das kleine I ein Punkt gehörte und in das kleine T ein Querstrich. Wenn die Punkte und Querstriche im Großen und Ganzen schon vorhanden waren, gab es normalerweise eine Million andere Dinge, um die man sich in der Zwischenzeit kümmern konnte.
    Sie fragte sich, warum Daniel seinen Golfschuh dafür gewählt hatte.
    Ging es ihm darum, seine kleine Familie heimlich aus seiner Sporttasche zu kramen, wenn er mit Jordie und Dave in den Golfclub fuhr, und die wunderschönen Kindergesichter zu betrachten auf dem Rücksitz von Jordies Geländewagen, während die anderen beiden sich vorne über Immobilien und die Knicks unterhielten?
    Aber das schien irgendwie nicht privat genug. Es sei denn, Jordie und Dave wussten Bescheid, was Lily bezweifelte, weil Jordie tatsächlich von nichts anderem redete als von Immobilien und den Knicks, während Dave gar nichts sagte. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, dass die drei über die Gefahren eines schiefgesteckten Tees diskutierten, geschweige denn über Untreue.
    Nein, sie war sich ziemlich sicher, dass das laminierte Foto nichts mit dem Golfen zu tun hatte.
    Sie ließ den Blick über den begehbaren Kleiderschrank ihres Mannes wandern. Seine Schuhe standen ordentlich nebeneinander in drei Regalreihen: alle schwarz und fast identisch. Ja, er hatte den langweiligsten Schuhgeschmack von allen Männern der Welt. Warum war ihr das vorher nie aufgefallen?
    Offensichtlich eigneten sich die
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