Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
meinte Jenny. „Das habe ich auch gesehen. Aber das war schlicht und ergreifend Zufall! Und außerdem habe ich die Wette gewonnen. Der Sessel hat sich nämlich nicht von alleine bewegt,sondern es waren Menschen, die ihn verrückt haben. Und genau das …“, sie entfaltete das Stück Zeitungspapier, „habe ich hier notiert!“
    Addi nahm ihr den Zettel aus der Hand.
    Es sind Menschen, die den Sessel bewegen , stand dort in schöner Schreibschrift.
    „Ja, meinetwegen“, meinte Ağan etwas kleinlaut. „Du hast es geahnt, der Sessel läuft nicht von selbst.“
    „Das war ja wohl klar“, freute sich Jenny. „Dann bekomme ich jetzt ein Eis von dir. Und da ein Eis zum Nachtisch immer gut passt, schlage ich vor, dass wir gleich runtergehen.“
    „Einverstanden!“, rief Ağan und seine dunklen Augen funkelten. „Dann kann ich auch noch etwas überprüfen. Ich bin jetzt ganz sicher, dass dieser Sessel ein magischer Glücksbringer ist! Und wenn ich mich in ihn setze, wird mir sicher das Geld für Jennys Eis wie von Zauberhand vor die Füße fallen!“
    Jenny stöhnte auf. „Aber Ağan, niemand würde einen solchen Glücksbringer freiwillig hergeben. Das ist gegen die menschliche Natur! Wenn es so wäre, dann würde ihn doch jeder zu sich nach Hause mitnehmen …“
    „Nein!“ Ağan schüttelte heftig den Kopf. „Dieser Sessel bringt nur auf der Straße Glück!“
    Addi starrte Ağan entgeistert an. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Oh, ganz einfach. Die meisten Glücksdschinns sind so. Sie tauchen zufällig und für eine kurze Zeit bei jemandem auf. Und so ist es auch mit diesem Sessel. Er ist ein Glücksdschinn, versteht ihr? Er bringt dem Glück, der sich seiner annimmt.“
    Jenny warf den Kopf in den Nacken und lachte los. „Du bist echt ein Spinnerdschinn, Ağan. Als ob so ein verschlissener Sessel einem Menschen Glück bringen könnte. Das war alles nur Zufall. Kein Magier, kein Dschinn, kein Geist weit und breit.“
    „Nein, das glaube ich nicht.“ Ağan ging ans Dachbodenfenster und machte es vor Jennys Nase zu. „Und das werde ich dir beweisen. Ich werde mich auf den Sessel setzen und dann wirst du schon sehen.“
    „Einverstanden!“ Jenny wandte sich um. „Lass uns runtergehen. Ich bekomme mein Eis und du kannst dich als Glückssucher betätigen.“
    „Ich bin dabei“, lachte Addi. Er ging zu Goffi, der es sich auf einem Dachbalken bequem gemacht hatte, und setzte ihn sich auf die Schulter. „Völlig egal, wer von euch beiden recht hat, diese Nummer lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.“
    Jenny, Addi und Ağan liefen hinunter auf die Straße. Als sie dort ankamen, stand der Sessel immer noch unverrückt neben den leeren Obstkisten.
    Ağan wollte sich sofort auf ihn setzen, aber Jenny zeigte zur Eisdiele. „Erst meine Wette!“
    Sie nahm vier Kugeln, Pistazie, Nuss, Vanille-Kirsch und Stracciatella, und Ağan bezahlte.
    „Hoffentlich schaffst du die auch alle, bevor sie schmelzen“, grinste Addi.
    „Keine Sorge, das atme ich weg!“ Jennys blauen Elfenaugen blitzten fröhlich, während sie die Zunge an die erste Kugel legte. „Mhm, ich möchte öfter gegen euch wetten. Wenn ich jedes Mal so ein Eis gewinne …“
    „Dann wirst du bald im Tennis gegen mich verlieren“, konterte Addi. Er blickte zu dem roten Sessel.
    „Oh, was für ein herrlicher, gemütlicher Sessel!“, sagte Ağan ergriffen. „Und jetzt werde ich mich in dich setzen, wenn du gestattest!“ Ağan holte tief Luft und pflanzte sich dann mit einer lässigen Drehung in den roten Sessel.
    Kaum aber sank sein Po in das weiche, alte Polster, stieß er einen erschrockenen Schrei aus. „Au! Aua! Oh! Offfff!“
    Mit schmerzgeweiteten Augen sprang Ağan wieder auf. Aber das war ein Fehler. In seiner Hose hing das Ende einer gewaltigen Sprungfeder, die sich durch den Stoff gebohrt und in diesem verfangen hatte. Wie eine silberne Schlange fuhr sie mit Ağan zusammen in die Höhe, bis die Spannung zu groß wurde und siemit einem lauten Plopp und einem zischenden Raaatsch wieder zurückschnellte. Das Plopp kam von der Feder. Das Raaatsch von Ağans Hose, die zerriss.
    „Uh!“ Ağan fasste sich an den Po und ertastete den gewaltigen Dreiangel, der dort klaffte. „Meine Hose“, jammerte er. „Meine Hose ist zerfetzt.“
    „So eine Hundekacke!“, ächzte Addi. „Wie ist denn das passiert? Als der Penner da eben saß, war doch noch alles in Ordnung mit dem Sessel.“
    „Ist doch wohl klar“, erklärte Jenny. „Als der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher