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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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kroch aus seinem Versteck hervor. „Da bin ich aber erleichtert.“
    „Und ich erst!“ Addi sah seinen Freund neugierig an. „Aber sag mal, wie kommst du denn auf diese schräge Idee?“
    „Ach!“ Ağan winkte ab. „Da war nur so was Rotes eben. Wisst ihr, bei mir in der Straße läuft seit Tagen ein roter Sessel rum. Da dachte ich eben, dass er vielleicht hinter mir her ist.“

    „Ağan!“ Jenny baute sich vor ihrem Freund auf. „Es wäre sehr schön, wenn du deine Geistergeschichten heute mal beiseitelassen könntest. Heute hat Addi nämlich die sehr viel bessere Geistergeschichte zu bieten.“
    „Du hast einen Dschinn gesehen?“ Aufgeregt beugte sich Ağan vor.
    „Nein!“, sagte Addi. „Ich habe eine Eins geschrieben!“
    „Das verstehe ich nicht“, meinte Ağan. „Was hat denn eine Eins mit einem Dschinn zu tun?“
    Jenny grinste breit. „Na, denk doch mal nach! Addi und ’ne Eins, das ist doch wie ein UFO, das hier mal kurz zwischenlandet, damit sich die Mannschaft ein Eis am Stiel holen kann.“
    Ağan blickte nachdenklich zum Himmel. „Du meinst also, es ist recht unwahrscheinlich …“ Dann rief er plötzlich: „Aber Addi hat doch neulich auf dem U-Bahnhof mit uns geübt, als wir dem U-Bahn-Dschinn nachgestellt haben!“ Er ließ den Blick wieder aus den Wolken auf die Straße sinken und sah seine Freunde erwartungsvoll an.
    „Haha, sehr komisch!“ Jenny schüttelte bedauernd den Kopf. „Aber erstens war das kein Dschinn, sondern ein ganz gewöhnlicher Dieb. Und zweitens muss man für eine Eins alles richtig haben.“
    „Hab ich aber!“, beschwerte sich Addi.
    „Und Geister gibt es auch!“, sagte Ağan.
    „Das ist doch alles Napfsülze“, gurrte Jenny.
    „Was ist Napfsülze?“, erkundigte sich Ağan.
    Addi verzog den Mund und sah auf das ehemals weiße und mit den Jahren leicht grünlich angelaufene Hochhaus. Die Straßenuhr dicht neben dem winzigen Kiosk darunter zeigte halb zwei Uhr mittags.
    „Das ist Wurst und Fleisch und Ei in so einer durchsichtigen salzigen Puddingmasse oder so was“, erklärte er. „Emma, unsereHaushälterin, macht das manchmal für meinen Vater, wenn er von einer Geschäftsreise aus dem Ausland zurückkommt. Wenn Papa das isst, fühlt er sich gleich wieder richtig zu Hause.“
    Ağan verzog das Gesicht. „Wurst und Fleisch und Ei in salziger Puddingmasse? Und das kann man essen?“
    „Das ist voll lecker“, rief Jenny empört. „Echt, Ağan! Meine Oma macht das auch manchmal. Bei ihr heißt es allerdings nicht Sülze, sondern ganz fein Aspik.“
    Ağan schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Es sieht ein bisschen so aus wie die Schicht oben auf einem Obstkuchen“, erklärte Addi. „Nur dass dadrin keine Erdbeeren oder Pfirsiche sind, sondern gekochtes Fleisch.“
    Ağan schluckte. „Also, na ja, ehrlich … Ich finde, es klingt glibberig, wabbelig und genauso wenig lecker wie brauner Wackelpudding. Wie eklige Glibberkacke!“
    „Es ist aber keine eklige Glibberkacke!“, begehrte Addi auf. „Und es ist auch keine Napfsülze, dass ich eine Eins in Erdkunde geschrieben habe. Das ist die blanke Wahrheit! Und es kam wirklich vom Üben!“
    Jenny lachte. „Ich glaube es ja nicht. Dann muss ich dir wohl gratulieren!“ Sie ging auf Addi zu und boxte ihn freundschaftlich in die Seite. „Kann ich ja auch verstehen, dass die erste Eins im Leben einen etwas aufregt! Herzlichen Glückwunsch!“
    Ağan strahlte Addi ebenfalls glücklich an. „Ich habe deinen Worten von Anfang an Glauben geschenkt, mein Freund. Und es wäre sehr schön, wenn ihr mir auch glauben würdet. Bei mir in der Straße wandert wirklich ein roter Sessel herum. Das könnt ihr heute selbst überprüfen. Ich habe nämlich die große Ehre, euch zum Essen bei der Familie Enc einzuladen.“
    „Wie kommt das denn?“, erkundigte sich Jenny verblüfft.
    Ağan wackelte mit dem Kopf. „Als meine Schwester Yildiz meinem Vater erzählt hat, dass wir neulich bis über den Torschluss hinaus auf dem Bahnhof mit Addi Geografie gelernt haben, hat mein Vater sich so gefreut, dass er euch beide zum Essen einladen wollte. Wir müssten nur noch Goffi holen und dann zu uns fahren.“
    Jenny leckte sich neugierig die Lippen. „Was kochen denn deine Eltern so?“
    „Köstlichkeiten“, sagte Ağan. „Meistens gibt es kandierte Augäpfel mit Schafsgehirn und Zungengelee …“
    „Niemals! So was esse ich nicht.“ Jenny wich spontan einen Schritt zurück. „Was soll das denn überhaupt
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