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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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einer farbverspritzten Hose über den Bürgersteig und ging auf den gelben Sportwagen zu.
    „Oma Lehmann“, rief er mit einer durchdringenden Stimme, die bis in das oberste Stockwerk gellte. „Was sitzen Sie denn da rum?“
    Die Oma antwortete etwas, das keiner der drei Unsichtbar-Affen verstand. Doch da nickte der bullige Typ auch schon, schnappte sich die Tüten der Frau, half ihr auf und begleitete sie die Straße hinab.
    „Glück gehabt!“, verkündete Jenny. „Das passiert auch nicht jeden Tag, dass dir einer die Tüten trägt.“
    Kaum hatte sie das gesagt, kam ein Mädchen aus einem Hauseingang gelaufen. Sie war etwa sieben Jahre alt. Gehetzt sah sie sich um, entdeckte den Sessel und versteckte sich dann mit einem schnellen Sprung dahinter. Einen kurzen Moment späterrauschte eine Frau mit einem Kochlöffel in der erhobenen Hand auf die Straße. „Eva!“, schrie sie. „Komm sofort Schularbeiten machen! Du gehst heute nicht in die Einkaufspassage. Du sollst lernen! Eva, das gibt Krach! Wo bist du?“
    Die wütende Mutter sah sich um und lief die Straße hinab. Sie hatte gerade fünf Schritte getan, als ihr eine andere Frau entgegenkam.
    „Inge!“, rief die aus voller Kehle und breitete die Arme aus. „Dich habe ich ja seit Monaten nicht gesehen! Ist das eine Freude! Ich wollte dich und Eva schon seit Langem in den Zoo einladen. Wo ist die Kleine denn?“
    Die Frau marschierte freudestrahlend auf Evas Mutter zu und umarmte sie überschwänglich. Die wirkte für den Bruchteil einer Sekunde ein wenig überrumpelt, doch dann verflog ihr Zorn wie der Wind und auf ihrem Gesicht erschien ein glückliches Lächeln.
    Eva kam sogleich hinter dem Sessel hervorgehüpft und ging auf die beiden Frauen zu.
    „Da bist du ja!“, riefen die Mutter und ihre Freundin wie aus einem Mund und mussten im selben Augenblick laut lachen.
    Das Mädchen stimmte in das Gelächter ein und kuschelte sich an seine Mutter, die verlegen den Kochlöffel in den Hosenbund steckte.
    „Oh, die hat auch Glück gehabt“, murmelte Jenny.
    „Ja, so scheint es“, nickte Ağan.
    „Dabei wollte sie nur keine Schularbeiten machen“, brummte Addi.
    „Das muss man aber nun mal“, erklärte Jenny.
    „Schon klar!“ Addi sah weiter auf die Straße.
    Dort kam eben der Mann in der farbverspritzten Hose zurück. Er ging auf den Sportwagen zu und wollte die Beifahrertür aufschließen. Da der Sessel ihm dabei im Weg stand, schob er ihn ein Stück auf den Bürgersteig. Das sah ein Ladenbesitzer, der gerade seine Tomaten sortierte. Er kam unter seiner Markise hervor und stellte den Sessel neben einige leere Obstkisten am Straßenrand.
    Jenny kicherte leise und klang dabei sehr siegessicher. Doch ehe sie etwas sagen konnte, ließ sich ein Obdachloser in den Sessel sinken. Er stellte eine leere Konservendose vor sich auf den Bürgersteig und begann sich eine Zigarette zu drehen.
    In diesem Moment schlenderten zwei türkische Männer die Straße herunter. Sie redeten heftig gestikulierend miteinander und blieben dann dicht vor dem Obdachlosen stehen, ohne diesen zu beachten. Der eine der beiden hatte mehrere Münzen in der Hand, die er dem anderen geben wollte. Doch dieser hob selbst die Hand und bedeutete dem anderen zu warten. Dabei traf er dessen ausgestreckte Rechte und plötzlich flogen die Münzen in hohem Bogen dem Obdachlosen direkt in den Schoß.
    Dem Mann fiel vor Schreck seine halb gedrehte Zigarette aus der Hand und der Tabak landete auf dem Bürgersteig. Kopfschüttelnd sammelte er das Geld zusammen und hielt es dann einem der beiden türkischen Männer hin.
    Der schüttelte den Kopf. Der Obdachlose streckte die Hand dem zweiten Mann zu. Aber auch der winkte ab.
    „Na, Leute, wem gehört denn das Geld nun?“, rief der Obdachlose mit tiefer, kratzender Stimme. „Das kam doch von euch geflogen!“
    „Dir!“, rief der Mann, für den das Geld eigentlich bestimmt war, und schob die Hand des Alten zurück. Verdutzt sah dieser die beiden Türken an. Aber die lachten nur und gingen weiter.
    Der Obdachlose kratzte sich am Kopf. Dann steckte er die Münzen in seine ausgebeulte Hosentasche, nahm seine leere Konservendose und zog weiter.
    „Ich fass es nicht!“ Addi starrte auf den Sessel. „Also, wenn ihr mich fragt, hat jeder, der sich in den Sessel setzt oder ihn auch nur berührt –“
    „Glück!“, lachte Ağan. „Das sage ich doch! Der Sessel ist magisch. Es ist ein magischer Sessel! Er bringt einfach Glück.“
    „Okay“,
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