Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie, Liebe Und Desaster

Magie, Liebe Und Desaster

Titel: Magie, Liebe Und Desaster
Autoren: Birgit Kluger
Vom Netzwerk:
Stunde später tapste ich in meinen bunten Flip Flops die Treppe hinunter, warf meine Umhängetasche auf den Beifahrersitz meines gelben Jeeps und machte mich auf den Weg nach San José, einem winzigen Ort, der nicht am Meer, sondern auf einem Hügel lag. Es war einer der kleineren Touristentreffpunkte und lag nicht allzu weit entfernt von meinem Hotel, das außerhalb von San Antonio war.
    Obwohl San José nur aus einer winzigen Hauptstraße und vielleicht vier bis fünf Seitenstraßen bestand, wimmelte es von Touristen.
    Ich beschloss meine Suche in dem kleinen Café des Ortes zu starten. Das hatte den Vorteil, dass ich mir einen Milchkaffee gönnen konnte und trotzdem arbeitete. Brav zeigte ich Thorstens Bild den Kellnern und der Dame, der der Laden gehörte. Niemand kannte ihn oder hatte ihn gesehen.
    Ich nippte an meinem Kaffee und betrachtete das Treiben um mich herum. Ich war nicht zum ersten Mal auf Ibiza und so konnte ich die Touristen den jeweiligen Ländern zuordnen. Die Englänger zeichneten sich alle durch einen großen Enthusiasmus für Sonnenbrand aus. Egal ob weiblich oder männlich, alle waren sie krebsrot und trugen Kleidungsstücke, die ein bis zwei Nummern zu klein waren. Dank meines Schläfchens konnte ich mich ohne aufzufallen unter ihnen bewegen, denn meine Haut war mindestens genauso rot.
    Die Deutschen hingegen fielen eher durch ihre blasse Haut auf, die mit teuren Sonnencremes vor Sonnenbrand geschützt wurden. Meist waren sie nicht so laut wie die Engländer und eher in Pärchen als in Gruppen unterwegs.
    Obwohl ich mit meinen Beobachtungen praktisch am Arbeiten war, beschlich mich bald das schlechte Gewissen. Ich war nicht hier, um mich am Strand zu sonnen und in Cafés müßig herumzusitzen. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, warf ich ein paar Münzen auf den Tisch und stand auf. Dann machte ich mich daran die Geschäfte und Hotels mit dem Bild von Thorsten Hermes abzuklappern. Natürlich erwartete ich nicht gleich am ersten Tag erfolgreich zu sein, trotzdem deprimierte mich jede negative Rückmeldung ein bisschen mehr.
    Ok, San José war nur ein kleiner Ort. Es gab noch viele andere Touristennester, die ich abklappern konnte, aber wenigstens ein Teilerfolg wäre schön gewesen.
    Frustriert setzte ich mich in meinen Mietwagen und fuhr zurück in mein Hotel. Während der Fahrt brütete ich vor mich hin. Was, wenn Balthasar sich geirrt hatte und meine Reise nach Ibiza eine einzige Farce war? Irene würde mir nie glauben, dass ich in bester Absicht gehandelt hatte, sondern denken ihre nutzlose Schwester hätte sich einen kostenlosen Urlaub genehmigt.
     
    Im Hotel angekommen packte ich mein Zauberbuch aus und setzte mich auf den Balkon. Mit „Zauberbuch“ war nichts anderes, als mein wertvollster Besitz gemeint: ein Toshiba Netbook. Hier speicherte ich nicht nur mein „Buch der Schatten“, das Rituale und Zaubersprüche enthielt, sondern auch mein Tagebuch. Jetzt benutzte ich es, um mir Notizen zu den Ergebnissen der heutigen Befragung zu machen, was leider nicht viel war, außer der Erkenntnis, dass sich Thorsten nicht in San José aufhielt.
    Als ich meine Aufzeichnungen beendet hatte, war ich schon ein bisschen zufriedener. Zum einen konnte ich Irene etwas vorweisen und zum anderen war es ein gutes Gefühl diszipliniert die Ergebnisse meiner Befragungen zu notieren. Sonst würde ich nach zwei Tagen nicht mehr wissen, in welchen Orten ich schon gewesen war.

5

    Nach einer Weile erinnerte mich mein knurrender Magen daran, dass mein Mittagsimbiss doch recht mager ausgefallen war. Es wurde Zeit, mich für die Kneipen und Nachtclubtour fertig zu machen. Also zerrte ich ein schwarzes Minikleid aus meinem Koffer und verschwand im Badezimmer, in der Hoffnung etwas mit meinen Haaren anstellen zu können.
    „ Arrrghhhh.“ Ein Blick in den Spiegel zeigte, was ich befürchtet hatte. Jetzt, einige Stunden nach meinem Strandaufenthalt, war das Rot noch strahlender. Mein Gesicht glühte, außerdem fühlte sich meine Haut an, als sei sie zu eng für mich.
    Zusammen mit den lilafarbenen Strähnen sah ich fürchterlich aus. Ich schüttelte den Kopf. Make-up würde alles nur noch schlimmer machen und so fuhr ich mit der Bürste durch meine Haare, putzte die Zähne und schnappte mir die Handtasche.
     
    Es dauerte nicht lange, um von meinem Hotel in das Stadtzentrum von San Antonio, einem weiteren beliebten Touristenort, zu gelangen. Ich hatte Glück und fand am Ende der Hafenpromenade einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher