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Magie, Liebe Und Desaster

Magie, Liebe Und Desaster

Titel: Magie, Liebe Und Desaster
Autoren: Birgit Kluger
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meiner Schwester nicht antun. Ich konnte ihr nicht guten Gewissens die Kosten für eine solche Reise in Rechnung stellen, nur weil Nina die Vermutung geäußert hatte, Thorsten wäre dort.
    Mit einem lauten Seufzer wählte ich Balthasars Nummer auf meinem Handy.
     
    „ Hallo, meine Liebe.“ Balthasar, der die Tür schwungvoll geöffnet hatte, lächelte mich strahlend an. Es war zwei Uhr morgens, seine liebste Tageszeit, und er hatte darauf bestanden, die Pendelaktion gleich durchzuführen. Mir war es recht, je schneller ich die Blamage hinter mir hatte, desto besser.
    Gekleidet in ein langes, schwarzes Hemd, über einer ebenfalls schwarzen Jeans, sah Balthasar aus, als wollte er im nächsten Vampirfilm mitspielen. Seine blasse Haut war passend, nur seine langen, grauen Haare passten nicht so ganz ins Bild. Prüfend sah ich ihn an. Mit einem Bart hätte er der Schulleiter von Hogwarts sein können, das wäre möglicherweise besser, als mit den immer gut aussehenden Blutsaugern zu konkurrieren. Wie immer bezog Balthasar alles auf sich und deutete meine Musterung als Interesse. Er zog mich in eine begeisterte Umarmung, aus der ich mich so schnell wie möglich löste.
    „ Nett, dass du dir Zeit nimmst“, murmelte ich und drängte mich an ihm vorbei in den schmalen Flur. Den Weg in sein Arbeitszimmer kannte ich, denn zusammen mit Balthasar hatte ich vieles studiert, was ich mir an Hexenkenntnissen angeeignet hatte. Ich mochte ihn nicht besonders, aber ich musste zugeben, dass er begabt war. Im Kartenlegen war ich besser, aber in vielen anderen Bereichen war er unschlagbar.
    „ Ich bin immer froh, wenn ich dir helfen kann“, sagte er und setzte sich mir gegenüber an den Schreibtisch. Er faltete die Hände und beugte sich ein wenig nach vorne: „Du sagtest, es geht um eine verschwundene Person?“
    „ Ja. Hier ist ein Bild des Gesuchten.“ Ich gab ihm die Aufnahme von Thorsten Hermes und wartete geduldig ab, während er das Bild musterte.
    „ Wie heißt er?“, fragte er dann.
    Mit einem entschuldigenden Lächeln zog ich die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht“, log ich. Balthasars Blick entnahm ich, dass er mir die Lüge nicht abnahm.
    „ Soso“, murmelte er und sah mich prüfend an.
    Innerlich zitterte ich vor Angst, er würde es ablehnen mir zu helfen, wenn ich ihm den Namen nicht verriet, aber ich wollte das Risiko nicht eingehen. Wenn er erst einmal wusste, wen ich suchte, würde er sofort Thorsten Hermes googeln und möglicherweise herausfinden, wer der Auftraggeber war. Es wäre nicht das erste Mal, dass er versuchte, mir einen Auftrag abzujagen. Meine Schwester wäre natürlich immun gegen sein Angebot, aber wer weiß, wie Herr Schmitt reagieren würde, wenn Frankfurts bekanntester Magier seine Hilfe anbot.
    „ Tut mir leid, aber diese Information ist vertraulich“, gab ich meine vorherige Lüge zu.
    „ Schade. Unter diesen Umständen kann ich dir natürlich keinen Erfolg garantieren.“
    „ Ich weiß, aber du bist der Beste wenn es darum geht, eine Person aufzuspüren. Ich bin mir sicher, du wirst mir einen guten Tipp geben.“ Balthasar strahlte. Ihn zu loben, hatte schon immer funktioniert.
    „ Hast du es denn schon probiert?“
    Ich zog eine Grimasse. Diese Frage hatte ich befürchtet. „Ich, nun ja, irgendwie hat es nicht geklappt“, murmelte ich und starrte mit großem Interesse seine Tischplatte an, nur um nicht das übergroße Lächeln zu sehen, das sich garantiert auf seinem Gesicht ausbreitete.
    „ Wie gesagt. Ich helfe immer gerne. Vor allem einer so geschätzten Kollegin wie dir“, salbaderte er, während ich wünschte, er würde endlich das verflixte Pendel herausholen und mit der Arbeit beginnen.
    „ Ich weiß das zu schätzen“, erwiderte ich mit einem schwachen Lächeln. Sehr weit ging meine Wertschätzung nicht. Immerhin verlangte er für seine Dienstleistung 200 Euro, was ein empfindliches Loch in meine Finanzen riss. Eigentlich hatte ich das Geld nutzen wollen, um mein überzogenes Konto näher an die schwarzen Zahlen zu bringen, aber das musste noch warten.
    „ Gut. Lass uns beginnen“, sagte er, zog eine Schublade auf und holte sein Pendel heraus. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte er eines von diesen protzigen Dingern mit einer schweren tropfenförmigen Spitze, die an einer goldenen Kette hing.
    Während ich mich weiterhin in Schweigen hüllte, um seine Konzentration nicht zu stören, hielt er das Pendel über eine Weltkarte. Ich hatte ihm schon am Telefon
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