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Magie, Liebe Und Desaster

Magie, Liebe Und Desaster

Titel: Magie, Liebe Und Desaster
Autoren: Birgit Kluger
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ein Teenager, was einer der Gründe war, weshalb ich sie so mochte.
    „ Ich brauche ein spezielles Pendel“, kam ich auf den Anlass meines Besuches zu sprechen. „Eines, mit dem ich vermisste Personen aufspüren kann.“
    „ Oh. Wie spannend! Darfst du darüber reden?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“
    „ Ach, schade.“ Sie drehte sich um und begann, in einer Kiste zu kramen, die unter dem Tisch stand. „Ich liebe spannende Geschichten und geheimnisumwitterte Aufträge. Du musst mir versprechen, alles zu erzählen, wenn du die Person gefunden hast“, sagte sie über ihre Schulter.
    „ Ok, mach ich.“
    „ Hier.“ Margrit drehte sich strahlend um und hielt mir etwas entgegen, das wie in Kompass aussah. Ich konnte nur hoffen, dass es keiner war, denn ich hatte keine Ahnung wie so ein Ding funktionierte.
    „ Du brauchst nur den Namen der gesuchten Person mit schwarzer Tinte auf ein Stück Papier zu schreiben, es zusammen zu falten und hier hineinzulegen.“ Sie drehte das Gerät um und drückte auf einen winzigen Knopf. Die hintere Abdeckung schnappte auf, darunter befand sich eine kleine Einbuchtung, in der man mit viel Mühe einen kleinen Zettel hineinlegen konnte. Margrit drückte die Abdeckung zu und drehte das Teil wieder um. „Die Nadel funktioniert ähnlich wie ein Kompass“, erklärte sie und ich stöhnte.
    „ Ich habe es nie geschafft, zu kapieren, wie so etwas funktioniert“, gab ich zu.
    „ Keine Sorge. Es ist idiotensicher. Du brauchst dich nur in die Richtung zu bewegen, in die die Nadel zeigt. Wenn sie sich nicht mehr bewegt, hast du die Person gefunden.“
    „ Hört sich an, als wäre das genau das, was ich brauche!“
    Wenig später war ich stolze Besitzerin des Pendels. Sobald ich in meinem Auto saß, kritzelte ich „Thorsten Hermes“ mit dem Füller, den ich ebenfalls bei Margrit erworben hatte, auf einen Zettel. Dann faltete ich ihn und stopfte ihn in die Einbuchtung. Um ganz sicher zu gehen, legte ich das Gerät auf das Foto von ihm. Fröhlich vor mich hin pfeifend, fuhr ich los. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen!
     
    Nach drei Stunden war ich nicht nur müde, sondern auch frustriert. Das Pendel hatte mich kreuz und quer durch Frankfurt geführt. Höhepunkte meiner Stadtrundfahrt waren der Flughafen, Hauptbahnhof, Zoo, das Museumsufer, die Altstadt von Sachsenhausen und zum Abschluss ein Besuch der Stadtgrenze bei Frankfurt Hausen.
    Die ganze Fahrt über hatte ich geschwitzt, denn es waren nicht nur Rekordwerte von 35° Grad Celsius zu verzeichnen, sondern auch eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit.
    Lange Zeit hatte ich an dem Glauben festgehalten, dass der Gesuchte sich im Moment in Frankfurt aufhielt und ebenso wie ich in der Stadt unterwegs war. Irgendwann aber dämmerte es mir: Ich war offensichtlich nicht gut genug, um ein idiotensicheres Pendel zu benutzen. Ich lehnte die Stirn auf die Oberkante des Lenkrades und stöhnte. Nichts im meinem Leben funktionierte. Ich war eine gute Kartenlegerin, aber ich schaffte es nicht, damit ein Einkommen zu erzielen, mit dem ich überleben konnte. Anstatt wie meine Schwester Karriere zu machen, verschwendete ich meine Zeit mit geldmagischen Ritualen, die nur ein Resultat hatten: Mein Kontostand wurde von Tag zu Tag schlechter. Und jetzt vermasselte ich auch noch den einzigen Auftrag, der mir hätte helfen können, meine Schulden abzuzahlen, den Überziehungskredit aufzulösen und mir endlich wieder Luft zu verschaffen.
    Alles in allem war ich als Hexe eine Versagerin.
     
    Zum Glück war Margrit bereit, das nutzlose Pendel zurückzunehmen, auch wenn sie nicht verstehen konnte, warum es bei mir nicht funktioniert hatte. Das Angebot, es mit einem anderen zu versuchen, lehnte ich dankend ab. Für diesen Tag hatte ich genügend Fehlschläge hinnehmen müssen.
     
    Eine lange, kalte Dusche später, stand ich pünktlich um neun Uhr abends vor dem Eingang des Recepturkellers. Hier war ich das letzte Mal als Schülerin gewesen, was länger her war, als ich mir eingestehen wollte. Wir hatten die Kellerkneipe immer nur „Receptur“ genannt.
    Nach kurzem Zaudern stieg ich die Stufen hinab und schaute mich um. Seit meinem letzten Besuch hatte sich nichts verändert.
    Die weißen, dicken Mauern wölbten sich über langen Holztischen, auf denen flackernde Kerzen standen. Noch immer drängten sich zu viele Menschen auf zu engem Raum. Ich war froh, dass ich uns einen Tisch reserviert hatte.
    Die Ex-Freundin, sie hieß Nina mit
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