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Magie, Liebe Und Desaster

Magie, Liebe Und Desaster

Titel: Magie, Liebe Und Desaster
Autoren: Birgit Kluger
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Parkplatz.
    Als Erstes wollte ich mir etwas zu Essen gönnen, also setzte ich mich in das erst beste Café am Hafen und bestellte. Dann streckte ich mich in dem Korbstuhl aus und tat das, was alle anderen auch taten: Ich beobachtete die Menschen, die auf der Promenade vorbeikamen. Die meisten waren Touristen mit mehr oder weniger starkem Sonnenbrand, mehr oder weniger guter Figur und mehr oder weniger geschmackvollen Klamotten.
    Bei all den Gestalten, die es in der Menge zu bestaunen gab, verging die Zeit wie im Flug. Das Essen stand mit einem Mal wie herbeigezaubert vor mir und ich aß, während ich mich weiterhin an dem bunten Treiben rings um mich weidete. Als ich fertig war, blieb ich noch sitzen und überlegte, wo ich mit der Suche anfangen sollte. Ich schaute die Promenade hinunter. Eine Bar reihte sich an die andere und dann galt es noch die Seitenstraßen zu erforschen. Es würden Stunden vergehen bis ich fertig war.
    Um das Ganze möglichst schnell hinter mich zu bringen, zahlte ich und zeigte dem Kellner Thorstens Bild. Nach der Auskunft, dass er Thorsten noch nie gesehen hatte, ging ich zur Bar, die meinem Café am nächsten lag. Drei Jugendliche standen davor und sprachen die vorbeigehenden Touristen an. Anfangs verstand ich nicht ganz, was sie wollten, bis mich einer von ihnen entdeckte, auf mich zukam und etwas von: „Hey, come on in. This is the hottest, coolest bar in town. You can even get one drink for free“, sagte. Zuerst starrte ich ihn blöde an. Es dauerte eine Weile, bis mein Hirn die Übersetzung lieferte. Während ich noch damit beschäftigt war, lächelte er mich freundlich an, sagte in perfektem Deutsch: „Heute Nacht haben wir Tabledance“, und in einem vertraulichen Flüsterton, „Einlass nur für Damen.“
    „ Nein, danke“, murmelte ich und zückte mein Foto. „Kennen Sie diesen Mann?“, fragte ich, ganz so, wie man es immer in Fernsehkrimis sah. Er warf einen kurzen Blick auf das Bild und schüttelte den Kopf.
    „ Nie gesehen. Aber komm später wieder. Der Tabledance lohnt sich für alleinreisende Frauen. Lauter schöne Jungs für euch Ladies.“ Er griff sich in den Schritt und machte ein paar rhythmische Bewegungen mit den Hüften. Ich trat den Rückzug an und reihte mich wieder in den Strom der Touristen ein, der mich vor die Tür der nächsten Kneipe spülte. Auch hier standen mehrere Aufreißer davor, versuchten die Passanten davon zu überzeugen, dass hier das Bier besser sei als nebenan und priesen sogar den Großleinwandfernseher an. Auch hier zeigte ich das Foto herum, mit genauso wenig Erfolg wie nebenan.
     
    Meine Suche führte mich die ganze Hafenpromenade und die Seitenstraßen entlang, die von der großen Plaza am Hafen sternförmig ausgingen. Das Touristengedränge wurde immer dichter und fing an, mich zu nerven. Nachdem ich brav alle Aufreißer und Kellner der letzten Bar befragt hatte, ließ ich mich in einen der Stühle fallen und bestellte mir ein Bier. Das hatte ich mir wahrhaftig verdient.
    Froh, der Masse entronnen zu sein, nippte ich an meinem Getränk. Dann aber blieb mein Blick an einem Adonis hängen, der sich durch die Stühle einen Weg bahnte. Er lächelte in meine Richtung und ich schaute mich um, um zu sehen, wer die Glückliche war, die mit ihm verabredet war. Als ich mich wieder umdrehte, stand er vor mir, strahlte mich an und sagte etwas, das wie „Ola“ klang.
    „ Ähm. Hallo?“
    „ Ist dieser Stuhl noch frei?“, versuchte er es in fehlerfreiem Deutsch. Aus der Nähe sah er noch besser aus. Seine schwarzen Haare waren leicht gewellt und gingen ihm bis zu den Schultern. Braune Augen sahen mich freundlich an und sein enges T-Shirt zeigte deutlich, dass er Sport trieb.
    Fast wäre mir vor Staunen der Mund offen stehen geblieben, ich riss mich aber noch rechtzeitig zusammen und sagte mit heiserer Stimme, die bekam ich immer, wenn ich fürchterlich schüchtern war: „Ja, natürlich.“
    „ Danke. Ich heiße Raphael.“ Ohne auf meine Einladung zu warten, zog er sich einen Stuhl heraus und setzte sich.
    „ Jana.“ Mehr bekam ich nicht heraus, denn ich traute meiner Stimme nicht so ganz.
    „ Jana. Was für ein schöner Name.“ Er beugte sich vertraulich vor und schaute mir tief in die Augen. Mein Herzschlag beschleunigte sich auf mindestens 180.
    „ Jana, hast du für diese Nacht schon etwas vor?“
    „ Ähhh.“ Am liebsten hätte ich mich geohrfeigt. Welche Frau antwortete auf eine solche Frage mit „Äh“? Bevor ich meinen Stolz
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