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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage
Autoren: James Herbert
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Gramarye seinen Charakter und unzweifelhaft auch einen gewissen Charme. Unglücklicherweise war der Allgemeinzustand des Hauses genauso miserabel wie der der ungesunden Blumen im Garten.
    Das Mauerwerk, ursprünglich weiß getüncht, aber jetzt eher grau und ziemlich fleckig, bröckelte stellenweise ab. Hier und da fehlte der Verputz vollständig. Dachziegel übersäten den Boden zu unseren Füßen, und so konnte ich mir lebhaft ausmalen, wie viele Löcher das Dach aufwies. Die Stufen hatten uns zu einer weiteren Tür geführt, die einst in einem düsteren Olivgrün gestrichen worden war; die Farbe hatte Blasen geworfen oder war abgesprungen, und darunter kam das faulende Holz zum Vorschein. Die Tür wies nach Süden und zum Wald hin; keine hundert Yards entfernt erhoben sich hohes Gras und Gestrüpp, und einzelne Bäume hier und da wirkten wie die vorsichtigen Angehörigen einer weit vorgeschobenen Patrouille; eine freiere Fläche, offensichtlich im Laufe der Jahre niedergetrampelt, erstreckte sich zehn oder zwölf Yards weit vom Gebäude weg. Kleinere Bäume wuchsen dort — Pflaumen- und Holzapfelbäume, nahm ich an, obwohl ich damals sicherlich kein Fachmann dafür war —; sie trugen keine Blüten, und sie kamen mir wie ausgestoßen vor, obwohl sie dem Haus recht nahe waren. Auf dieser Seite (und da Gramarye in den Hang hineingebaut war) schien das Cottage nur zwei Stockwerke hoch zu sein und war rund wie eine Tabakdarre. Die Fenster, die hier als ›Erdgeschoß‹-Fenster fungierten, wiesen oben einen sanftgeschwungenen Bogen auf; Midge hatte mich bereits wieder zurückgelassen und drückte sich an einer der Scheiben die Nase platt.
    »Mike, schnell — sieh nur!« rief sie. »Da drinnen . . . das ist fantastisch!«
    Ich ging zu ihr und war genauso beeindruckt wie sie — obgleich mir ›fantastisch‹ ein wenig übertrieben vorkam. Die abgerundeten Wände boten Platz für drei langgestreckte Fenster, und somit mußte dieser Raum den ganzen Tag über Sonnenlicht haben. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte ich eine offenstehende Tür erkennen und dahinter ein Treppenhaus mit einer Stiege, die nach oben und unten führte und von dort aus vermutlich in den rechteckig abgesetzten Teil des Hauses. Sonnenlicht schimmerte auf den Wänden; nirgendwo konnte ich schattige Ecken sehen, und nicht einmal der Schmutz auf den Scheiben konnte den Glanz trüben. Trotz der Leere sah es dort drin-nen warm und glücklich aus. Und, ja — es machte einen einladenden Eindruck.
    »Setzen wir uns doch einen Augenblick.« Ich hatte eine verwitterte Bank entdeckt — in jener Ecke, die die gewölbte und gerade Hauswand des Cottage miteinander verband; die hölzerne Bank sah aus, als habe sie entweder Wurzeln geschlagen — oder als sei sie aus der Erde selbst herausgewachsen.
    »Ich möchte hineingehen«, erwiderte Midge plötzlich ungeduldig.
    »Sicher, gleich. Ich würde gern eine kurze Bilanz ziehen.«
    Sie zögerte, aber dann ging sie doch mit mir zu der Bank, setzte sich und blickte zum nahen Wald hinüber. Er schien dicht und undurchdringlich, doch wirkte er zu jener Zeit nicht einmal andeutungsweise bösartig.
    »Es ist wunderschön«, hauchte Midge überflüssigerweise. »Viel besser, als ich erwartet habe.«
    »Wirklich? Ganz unter uns — ich hatte schon den Eindruck, daß du eine ganze Menge erwartet hast.«
    Sie verzog das Gesicht, was sie aber nicht weniger hübsch aussehen ließ. »Ich - ich wußte einfach instinktiv, daß es richtig sein würde.«
    Ich hob eine Hand. »Warte. Wir waren noch nicht drin.«
    »Das ist auch nicht nötig.«
    »O doch. Wir sollten nicht abheben. In der Anzeige hieß es, das Haus sei renovierungsbedürftig, stimmt's? Möglich, daß das ausreichen könnte, um es für uns erschwinglich zu machen. Allein im Außenbereich muß eine Menge repariert werden, und Gott allein mag wissen, wie es drinnen aussieht.«
    »Das können wir berücksichtigen, wenn wir unser Angebot machen.«
    »Ich glaube, der Preis steht für den Makler längst fest. Er hat dir doch schon am Telefon gesagt, was ihm vorschwebt, und wenn wir ihn nicht drücken können, dann werden wir es mächtig schwer haben, das nötige Geld zusammenzubringen. Es wird nicht billig, das Haus wieder bewohnbar zu machen.«
    Ich sagte ihr die falschen Dinge, natürlich, aber ich mußte sie dazu bringen, die Sache realistisch zu sehen. Sie starrte zu Boden, als sei dort eine Antwort verborgen. Als sie wieder aufblickte, konnte ich sehen, daß die
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