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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage
Autoren: James Herbert
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Sturheit die Oberhand gewonnen hatte — nein, nicht unbedingt Sturheit, das paßte nicht zu Midge, aber nennen wir's mal festen Willen. Im allgemeinen war sie eine recht sanfte Person, sogar beeinflußbar (etwas, das mich oft ärgerte, vor allem, wenn ihre Agentin sie dazu brachte, Aufträge anzunehmen, die sie eigentlich gar nicht annehmen wollte), doch mitunter konnte sie sehr resolut sein — wenn sie sich irgendeiner Sache absolut sicher war oder wenn sie diese Eigenschaft brauchte, um eine besonders schwierige Phase durchzustehen. Ich hatte sogar den Verdacht, daß ihre ruhige Bestimmtheit in solchen schlechten Phasen ihres Lebens geboren wurde, und glauben Sie mir, schlechte Phasen hatte Midge einige.
    Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern und drückte sie an mich. »Ich will nur nicht, daß du dir zu große Hoffnungen machst, Kobold«, sagte ich sanft. »Mir gefällt es hier ja auch, obwohl mir bei dem Gedanken an die Lage etwas mulmig wird.«
    »Es ist gut für deine Arbeit, Mike«, antwortete sie, und in ihrer Stimme schwang eine liebenswerte Ernsthaftigkeit mit. »Du brauchst das . . . dieses Fernsein von allen Ablenkungen, von - von all diesen sogenannten —« Sie brach ab, und ich führte den Satz für sie zu Ende:
    ». . . diesen sogenannten Freunden.«
    »Sogenannten Freunden, ja. Und für mich ist Gramarye auch genau richtig. Ich spüre, daß ich hier arbeiten kann.«
    »Und du glaubst nicht, daß wir uns hier einsam fühlen werden?«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Keine Spur. Nicht, wenn wir beide zusammen sind, Mike, das weißt du. Und hast du vergessen, wie oft wir darüber geredet haben, wie gerne wir weit weg von allem wären, außerhalb jeder Reichweite von Agenten und Musikern, die einfach hereinschneien und sich über Nacht einquartieren? Alleinsein wäre ein Segen. — Außerdem könnte ich darauf wetten, daß es irgendwo hier draußen auch eine ganz lebhafte Gesellschaft gibt. Wir werden schnell neue Freunde finden, Freunde, die man auf Sicherheitsabstand halten kann.«
    »Total anders und nicht gerade nach unserem Geschmack . . . möglicherweise.«
    »Wir sind in Hampshire, nicht in der äußeren Mongolei. Nur ein paar Stunden von der Großstadt entfernt. Die sprechen hier die gleiche Sprache.«
    »Vielleicht nicht ganz die gleiche.«
    Midge verdrehte die Augen himmelwärts. »Ihr Stadtschleicher seid vielleicht aufgeblasen. Aber du lernst es auch noch, bestimmt.«
    »Okay, aber denk dran . . . heute scheint die Sonne, der Himmel ist blau —«
    »Und kein Wölkchen trübt die Schau«, reimte sie genervt.
    »Irgendwann wird es regnen; irgendwann kommt der Winter, und es friert; möglich, daß wir durch den Schnee von der Außenwelt abgeschnitten werden —«
    »Mhmmm«, gurrte sie und schmiegte sich an mich, »das wird schön. Möglich, daß wir wochenlang nicht aus dem Haus kommen, okay. Möglich, daß wir ein großes Feuer im Kamin brennen lassen müssen . . . ein gemütliches, prasselndes Feuer, das uns wärmt. Oder wir verkriechen uns einfach tagelang unter der Bettdecke. Stell dir mal vor, auf was wir alles kommen, um uns zu unterhalten.«
    Midge setzte ihre Tiefschläge sehr geschickt, und natürlich traf sie mit traumwandlerischer Sicherheit meine sämtlichen Schwachpunkte. »Sei vernünftig«, beschwerte ich mich.
    »Bin ich ja. Ich werde es uns so gemütlich machen, daß du zum Einsiedler mutierst.«
    »Das ist es ja, was mir Sorgen macht.«
    »Von Zeit zu Zeit werde ich dich vor die Tür setzen und den feindlichen Elementen preisgeben — du darfst das Brot einkaufen.« »Hör mal, das bringt uns aber nicht weiter, momentan.«
    Sie wurde wieder ernst, lächelte aber trotzdem, als sie sagte: »Fühl diesen Ort hier doch mal, Mike. Schließ deine Augen und fühl dich richtig hinein. Gramarye ist so gut — es ist perfekt und wie für uns geschaffen.«
    Ich schloß meine Augen nicht, doch ein eigenartiges Gefühl des Wohlbehagens kam in mir auf, ein leichter und doch alles erfüllender Rausch. Nein, nicht das, was bei einem guten Joint abgeht; etwas anderes, realer und dauerhafter. Ich will es so umschreiben — es glich der Wärme von Sonnenstrahlen, der Schönheit dieses Tages selbst... und meiner Umgebung. Meinetwegen sagen Sie, daß mich Midges Überzeugung mitgerissen hat. . . Daß etwas von ihrem festen Glauben an diesen Ort auf mich übergesprungen ist. .. eine durchaus natürliche Sache bei Liebenden. Es gab Zeiten, da war ich davon überzeugt, daß es nur
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