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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage
Autoren: James Herbert
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an solchen Einflüssen liege. Heute glaube ich das nicht mehr. O nein, nicht nach all dem, was ich heute weiß.
    »Sehen wir es uns drinnen an«, sagte ich und umging damit eine definitive Entscheidung; Midges Lächeln allerdings wurde nur noch wissender. Sie stand auf und zog den Bund mit den etikettierten Schlüsseln aus ihrer Jeanstasche. Pflichtbewußt reichte sie ihn mir; mit einer Geste, die zu sagen schien: »Okay, du hast das Schicksal in der Hand, und da drinnen findest du es.«
    Ich nahm die Schlüssel und ging zur Hintertür, Midge dicht auf den Fersen. Vor der wettergezeichneten und verrotteten alten Tür hielt ich inne, hob die langen Schlüssel und überlegte, welchen ich zuerst ausprobieren sollte. Zwei hatten denselben Bart; daraus schloß ich, daß dies wohl die Schlüssel für den Haupteingang waren. Also schob ich den anderen ins Schloß, und er paßte haargenau. Aber er ließ sich nicht drehen.
    Der nächste Schlüssel auch nicht. Und auch der Zwilling des zweiten nicht.
    Ich stöhnte. »Sieht so aus, als hätte uns Bickleshift den falschen Satz mitgegeben.«
    »Versuchen wir's vorne«, schlug Midge vor.
    »Okay, aber wenn es die richtigen Schlüssel sind, dann müßte doch zumindest einer davon auch hier passen.«
    Also stiegen wir die sich um das Haus herumziehenden Treppen vorsichtig wieder hinunter (vorsichtig des Mooses wegen) und standen bald darauf unter dem offenen Vorbau. Erneut wählte ich Nummer eins und schob ihn ins Schloß; nur um feststellen zu müssen, daß er sich wieder nicht drehen ließ. Der Frust nahm ziemlich zu, als ich auch Nummer zwei und drei ohne Erfolg ausprobierte. Die Tür bewegte sich keinen Zoll, auch nicht, als ich die Klinke drehte und mit der Schulter dage-gendrückte. Das Holz knarrte, aber es bewegte sich nicht im geringsten.
    »Laß mich mal«, bat Midge und drängelte sich zwischen mich und die Tür.
    »Das bringt nichts. — Entweder ist das Schloß eingerostet, oder Bickleshift hat sich mit den Schlüsseln geirrt.« Ich drehte das Schildchen um — und darauf stand, sauber mit Maschine getippt: Gramarye.
    Sie nahm sie mir wortlos aus der Hand und hielt sich einen der ›Zwillinge‹ kurz vor die Augen, bevor sie ihn unbeirrbar ins Schloß schob. Ihr Handgelenk verdrehte sich, und ich glaubte, sie kurz aufkeuchen zu sehen, beinahe so, als habe sich der
    Schlüssel ganz allein gedreht. Ich kann mich getäuscht haben. Die Tür öffnete sich leicht und problemlos, ohne auch nur eine Andeutung von Horrorfilm-Quietschen. Die herausströmende Luft war muffig und klamm und schien glücklich über die wiedergewonnene Freiheit.

Das runde Zimmer
    Bestürzt wie ich war, war ich dennoch bereit, geradewegs hineinzugehen (obwohl ich nicht verstand, wie Midge das mit der Tür gemacht hatte), aber jetzt war sie es, die zögerte. Wieder bin ich mir nicht sicher - eine ganze Menge jener Vorkommnisse sind mir nach wie vor lediglich vage in Erinnerung —, doch schien mir jetzt eine seltsame Verzagtheit in ihrem Verhalten aufzufallen. Genug jedenfalls, um keinerlei gespielten Triumph in ihr aufkommen zu lassen. Möglich, daß ich mir deshalb nicht richtig sicher bin, weil dieser Stimmungswechsel genauso schnell wieder verschwand, wie er aufgekommen war; ich erinnere mich genau, daß sie bereits im Haus verschwunden war, noch bevor ich irgend etwas äußern konnte.
    Ich zuckte die Schultern und ging ebenfalls hinein. Die augenblickliche Kühle war ein unangenehmer Kontrast zu der Wärme draußen. Wir fanden uns in einem kleineren Raum wieder, schätzungsweise kaum mehr als zehn auf zwölf Fuß (die Pläne hatten wir im Wagen gelassen); uns gegenüber stand eine Tür offen, dahinter führte eine Treppe in den nächsten Stock hoch. Rechts konnten wir durch eine Durchreiche in die Küche sehen. Der Fußboden hier und in dem Raum nebenan bestand aus Natursteinplatten. Mir fiel auf, daß die Oberfläche unnatürlich dunkel war. Ich bückte mich und berührte sie.
    »Fühlt sich feucht an«, murmelte ich und besah mir die Wandleisten. Deutlich genug zeichnete sich an der gegenüberliegenden Wand nur wenige Inches über dem Boden eine Wasserspur ab. »Vermutlich schließt die Rückwand mit dem Abhang, und wenn es regnet, sickert das Wasser durch das Erdreich ins Mauerwerk.«
    Midge schien daran nicht sonderlich interessiert, was mich etwas irritierte; ich wußte, daß diese Art von Feuchtigkeit durch-aus ernstzunehmen war, und dachte dabei an die entstehenden Kosten. Midge war
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