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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage
Autoren: James Herbert
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nichts.
    »Es ist wieder weg«, sagte Midge. »Ich dachte, ich hätte etwas Weißes gesehen, aber jetzt stehen die Bäume im Weg.«
    Wir fuhren eine langgezogene Kehre aus, und jetzt war der Wald wieder da, dichter als je zuvor. An einigen Stellen wischten tiefhängende Äste über die Seitenfenster.
    »Dieser Wald gehört auch mal wieder ausgeforstet«, beklagte ich mich — und dann sahen wir das Haus, ein ganzes Stück von der Straße zurückgesetzt, mit einem niedrigen, verwitterten Zaun (einzelne Latten ragten schräg empor oder waren gänzlich umgefallen), der einen Vorgarten begrenzte. Das kleine Tor war geschlossen; quer darüber war ein morsches, müde wirkendes Schild angebracht. In einer schönen, jedoch verblaßten Schrift stand, darauf zu lesen:
    GRAMARYE

Das Cottage
    Da stand es also vor uns. Und auf den ersten Blick war das Haus bezaubernd.
    Ich hatte den Wagen durch das Grasgestrüpp bis an den zerfallenden Zaun herangefahren, und nun saßen wir beide da und bestaunten Gramarye, Flora Chaldeans Rundhaus. Midge, wie es schien, in tiefer Ehrfurcht und ich — na, sagen wir, angenehm überrascht. Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartet hatte — aber das nicht.
    Das Gebäude war wirklich rund, obgleich der Haupttrakt konventionell gerade verlief und sich nur ein Ende von uns weg krümmte (wir verstanden die Architektur ein wenig später); den Dachboden mitgerechnet, hatte es drei Stockwerke, so daß es die Bezeichnung Cottage oder Landhaus eigentlich nicht richtig traf. Doch es sah aus wie ein Cottage, weil es an einem grasbewachsenen Hang stand, der es kleiner erscheinen ließ. Die Hügelflanken wölbten sich um die Hausflanken herum. Moosüberzogene Steinstufen schnitten in die linke Hangseite ein, die zum Vorgarten hin verflachte. Auf dem Hügelkamm erhoben sich Bäume, deren Äste an ein paar Stellen die bleichen Mauersteine berührten, und dahinter kam wieder Wald. Die Frontfenster waren klein und mit Butzenscheiben versehen, was den Charme des Ganzen noch erhöhte, und das Dach war mit ausgebleichten roten Ziegeln gedeckt.
    Okay, das war nur unser erster Blick, und der Gesamteindruck war mehr als vielversprechend.
    »Mike, es ist wunderschön«, flüsterte Midge wie ein atemloses kleines Kind und konnte den Blick nicht abwenden von den übermütigen Farben, die es im Garten gab; Blumen, die sich daran gewöhnt hatten zu wachsen, wie sie wollten.
    »Hübsch«, mußte ich zugeben. »Sehen wir's uns genauer an, bevor — « Aber Midge war schon ausgestiegen.
    Sie rannte um den Wagen herum auf meine Seite, und dann stand sie nur da und starrte das Haus an, und das Strahlen in ihren Augen war noch viel intensiver geworden. Da gab es keine Enttäuschung, keine geraubten Illusionen. Sie biß sich aufgeregt auf die Unterlippe, aber ihr Lächeln wich keine Sekunde lang. Ich stieg ebenfalls aus und legte ihr den Arm um ihre schlanke Taille; Midges Gesichtsausdruck war . . . faszinierend — und dann lächelte ich auch. Ich wandte mich Gramarye richtig zu.
    Das Gefühl des Wiedererkennens traf mich wie ein leichter elektrischer Schlag, aber es war nur ein flüchtiges Gefühl, zu nebelhaft, um verstanden zu werden. War ich schon einmal hier gewesen? Nein, niemals, in tausend Jahren nicht. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, jemals zuvor in diesem Teil des Landes gewesen zu sein. Und trotzdem schien mir alles so vertraut. . . Ich schüttelte dieses Gefühl ab, vielleicht eine Art déjà vu . . . vielleicht auch eine seltsame Auswirkung unserer Vorfreude.
    Unnötig, Midge nach ihren ersten Eindrücken zu fragen — sie standen ihr ins Gesicht geschrieben. Sie löste sich von mir und ging langsam auf das Gartentor zu; ich mußte sie erst rufen, um sie an meine Existenz zu erinnern. Sie drehte sich um, und dieser Anblick brannte sich in mein Gedächtnis ein.
    Dieses Foto habe ich im Kopf, es begleitet mich überallhin, klar und scharf umrissen und beinahe mystisch: Midge, klein und schlank, eine dunkle, seidige Haarflut bis auf die Schultern hinab, die Lippen leicht geöffnet und ein Ausdruck des Staunens und des Glücks in den bezaubernden grau-grünen Augen, die an den Winkeln leicht schräg gestellt waren; ein Ausdruck, der mich beunruhigte und gleichzeitig freute — für sie; sie trug Jeans, und die weite, kurzärmlige Bluse war leger hinter den Bund gesteckt; an den Elfenfüßen Sandalen; und hinter ihr erhob sich drohend - nein, erhob und drohend paßte nicht... nicht richtig; die ganze Szene
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