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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage
Autoren: James Herbert
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guten. Grund hätte ich anführen sollen? Ich liebte Midge genug, um mich selbst zu ändern, und ich wußte, was für sie gut war, würde das schließlich auch für mich sein. Sie hatte Wertvorstellungen und Moti-ve, um deretwillen ich sie bewunderte und liebte, und ich bin nicht zu stolz einzugestehen, daß ich das Bedürfnis verspürte, mir einige dieser Ideale selbst zu eigen zu machen. Ich hatte es mir zu oft gutgehen lassen und viel zu selten das Richtige getan. Sie ließ die Dinge richtig werden.
    Die Abzweigung, nach der ich Ausschau gehalten hatte, tauchte bald darauf auf, und der Makler hatte recht gehabt: sie war leicht zu übersehen; eine scharfe Kurve. Ich fuhr langsamer, bremste ab, und unser Passat nahm beinahe die ganze Straßenbreite ein. Aber wir waren auf dem richtigen Weg, und ich beschleunigte wieder. Nach wie vor befanden wir uns im Wald; Bäume säumten die Straße, soweit wir sehen konnten. Es ging bergauf und bergab, eine Kurve nach der anderen, und Midge genoß jeden Yard, den wir zurücklegten, und ihre Augen strahlten, während ich mich ganz auf die Kurven konzentrierte und gelegentlich verstohlen zu ihr hinüberblickte.
    »Müßten wir nicht längst da sein?« Ich fragte mich allmählich, ob ich nicht doch die falsche Abzweigung genommen hatte.
    Midge schaute auf die improvisierte Karte. »Dürfte nicht mehr weit sein —«
    Ich trat heftig auf die Bremse und griff instinktiv zu Midge hinüber, um sie zurückzuhalten, obwohl sie angegurtet war. Sie ruckte vor; der Wagen stand. Überrascht starrte sie mich an.
    »Sieh dir den frechen Kerl an!« Ich deutete mit einem Nicken auf die Straße vor uns.
    Das Eichhörnchen saß keck aufgerichtet und wie selbstverständlich in der Straßenmitte und knabberte an einer Eichel oder so etwas, die es mit beiden Vorderpfoten hielt; der rostbraune Schweif war hochgestellt. Der kleine Teufel hatte uns zweifellos gesehen — er drehte auch immer wieder das pelzige Köpfchen in unsere Richtung —, doch wir schienen ihn überhaupt nicht zu stören.
    »Oh, Mike, er ist so hübsch!« Midge beugte sich vor, so weit es der Gurt erlaubte, bis sie die Nase fast an die Windschutzscheibe preßte. »Das ist ein rotes. Ich hab' gehört, daß es sie hier jetzt wieder gibt. Oh, ist der schön!«
    »Klar, aber er — es — versperrt die ganze Straße.« Ich war drauf und dran, auf die Hupe zu drücken, doch Midge mußte meine Gedanken gelesen haben. »Laß ihn doch noch einen Moment«, bettelte sie. »Er wird schon schnell genug weiterhüpfen.«
    Ich seufzte, obwohl es mir auch Spaß machte, dem pelzigen kleinen Burschen beim Mittagessen zuzusehen.
    Midge klinkte ihren Gurt aus und spähte immer noch lächelnd aus dem Seitenfenster. Das war zuviel für unseren Freund; er ließ die Eichel fallen und huschte weg.
    Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Großartig! — Von diesem riesengroßen, lauten Metallmonster hat er sich nicht sonderlich beeindrucken lassen, aber dein Gesicht — das war der Schock seines Lebens.«
    Und dann verschluckte ich mich fast an meinen eigenen Worten. Das Eichhörnchen hetzte zurück, schnappte sich seine Mahlzeit, blickte für den Bruchteil einer Sekunde in unsere Richtung und hoppelte dann zu unserem Passat heran — auf Midges Seite. »Hallo«, sagte Midge freundlich.
    Ich konnte es nicht sehen, aber vielleicht hatte es ihr Lächeln sogar erwidert. Ich lehnte mich hinüber und sah es gerade noch ins Unterholz eintauchen. Ich erwartete schon, daß mich Midge wieder einmal triumphierend anlächelte, aber auf ihrem Gesicht zeichnete sich nur Glück ab ... und ein enormes, unschuldiges Vergnügen. Ich küßte sie amüsiert auf die Wange und schob den Automatik-Schalthebel auf D. »Alsdann, vorwärts«, kommentierte ich.
    Midge lehnte sich zurück und beobachtete die vorbeifliegende Umgebung.
    Bald darauf blieb der Wald hinter uns zurück; struppiges Gras grenzte auf beiden Seiten an die Straße und wandelte sich in einiger Entfernung zu schwerem grünen Farnkraut und gelbem Stechginster — eine Barriere gegen das dichte, dunkle Waldland, und wie eine Unmutsäußerung: genug ist genug. Die Sonne stand jetzt im Zenit, und der Himmel ringsum war zu einem zarten Blau verfärbt. Wir hatten uns einen perfekten Tag ausgesucht für diesen Ausflug aufs Land, und meine Begeisterung wuchs weiter.
    Midge ergriff meinen Arm. »Ich glaube, ich sehe es«, flüsterte sie in gedämpfter Aufregung.
    Ich kniff die Augen zusammen, aber ich sah
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