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1395 - Das Vermächtnis des Vaters

1395 - Das Vermächtnis des Vaters

Titel: 1395 - Das Vermächtnis des Vaters
Autoren: Jason Dark
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Ich stand vor dem Doppelgrab meiner Eltern!
    Wenn manche Menschen behaupten, dass ein Friedhofsbesuch für die Angehörigen Routine ist, so war das bei mir nicht der Fall. Ich erlebte immer wieder die Stiche ins Herz und bekam auch weiche Knie, wenn ich die Namen meiner Eltern auf dem breiten Grabstein las.
    Horace F. Sinclair und Mary Sinclair!
    Das Grab sah gepflegt aus. Dafür hatte ich indirekt gesorgt. Ein Gärtner aus Lauder sorgte dafür, dass man sich als Sohn nicht zu schämen brauchte. Auch zu dieser frühwinterlichen Zeit konnte ich mich über das Aussehen nicht beschweren. Die Erde war mit Tannengrün abgedeckt worden. Aus einer Vase schauten die Zweige einer Stechpalme, und auch das Laub war zur Seite gekratzt.
    Es herrschte Ruhe in der Umgebung. Abgesehen von den natürlichen Geräuschen, dem leichten Wind, der mit dem Laub spielte.
    Nicht alles davon war zu Boden gefallen. Einige Reste hatten dem Nachtfrost getrotzt und hingen noch an den Zweigen. Auch sie würden bald fallen. Dann boten die Bäume einen kahlen Anblick, Gerippen gleich, die über die Toten wachten, und dann würde auch der Gärtner erscheinen und das Laub wegfegen.
    Noch lag es auf dem Boden und wurde zu einer Beute des schwachen Windes, der dafür sorgte, dass es über den Boden huschte und hin und wieder raschelnde Geräusche abgab. Da schienen die Toten aus dem Jenseits zu flüstern, um den Lebenden Botschaften in die Ohren zu flüstern.
    Ich war allein auf den Friedhof gegangen. Meine Freundin Jane Collins war im Wagen zurückgeblieben. Sie wollte, dass ich allein mit meinen toten Eltern Zwiesprache hielt.
    Eigentlich hatten wir von Preston aus, wo uns der letzte Fall uns hingetrieben hatte, nach London fahren wollen. Den Leihwagen, einen kleinen Ford Ka, hatten wir zwischendurch abgegeben, um danach mit dem Zug oder dem Flieger die Reise fortzusetzen. Lauder wäre eine Zwischenstation gewesen, was auch zutraf. Nur hatten wir zuvor noch in Preston übernachtet, was gut gewesen war, denn so konnten wir mithelfen, die noch offenen Fragen zu klären.
    Bei diesem Hexenfall hatte sich auch die Mordkommission von Edinburgh eingeschaltet, die von mir alarmiert worden war.
    Jane und ich waren dann einen Tag später losgefahren, und nun – zur Mittagszeit – stand ich auf dem Friedhof. Es schneite nicht, sodass der Friedhof eine trüb-winterliche Landschaft zeigte.
    Ich war schon blass geworden. Als einsamer Mensch stand ich vor dem Grab. Meine Gedanken flossen dabei zurück in die Vergangenheit. Ich musste automatisch an meine Eltern denken, wie sie sich um mich gesorgt hatten, später sogar noch intensiver als in der Kindheit, und ich dachte daran, dass sie keines natürlichen Todes gestorben waren. Man hatte sie umgebracht, als ich dem Geheimnis der Bundeslade nachjagte.
    Es gab keine weiteren Besucher auf dem Gelände. Zumindest hatte ich keinen Menschen gesehen, und so blieb ich weiterhin als einsamer Mensch und in tiefe Gedanken versunken stehen und dachte auch daran, dass ich überlebt hatte.
    Und jetzt?
    Ein leises, etwas gequältes Lachen drang aus meinem Mund. Wie gern hätte ich mit meinen Eltern gesprochen. Mich von meiner Mutter auch als Erwachsener verwöhnen lassen, mit dem alten Herrn diskutieren, was leider nicht mehr möglich war. Man fühlte sich doch schon allein auf der Welt, wenn die Eltern nicht mehr leben.
    Meine Gedanken drehten sich auch um den Water. Er hatte mich immer unterstützt, wir waren gut miteinander ausgekommen. Von Beruf war er Anwalt gewesen, aber er hatte trotzdem seine kleinen Geheimnisse gehabt, wobei ich nicht in der Lage gewesen war, sie aufzuklären. So hatte er einer geheimnisvollen Gesellschaft angehört, die auch mit dem alten äthiopischen König Melenik zu tun gehabt hatte, doch wie tief er in diese Sache verstrickt gewesen war, das hatte ich nicht herausgefunden.
    Etwas störte mich. Aus dem Augenwinkel nahm ich es wahr. Ein Schatten huschte an der rechten Seite des Blickwinkels vorbei und war im nächsten Augenblick wieder verschwunden, weil ich mich einfach zu spät gedreht hatte.
    Einbildung oder Tatsache?
    Ich selbst nur hätte mir die Antwort geben können, aber meine Reaktion war zu spät gekommen.
    Dafür hielt ich den Atem an, weil ich auf ein fremdes Geräusch achtete, doch auch das war nicht zu hören. In meiner Umgebung normalisierten sich die Laute wieder, und so konnte ich mich entspannen.
    Ich hatte es vor, aber es passte nicht. Ich blieb stehen, innerlich angespannt, fast
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