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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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die Schulter und erwartete, weitere unappetitliche Computersoftware und Videos zu sehen. Stattdessen entdeckte sie die Zeitungsausschnitte über den Tod ihres Vaters. Das war der Karton, der ihr beim Umzug abhanden gekommen war. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht. Also hatte Greg die Wahrheit gesagt. Der Karton war nicht mehr in ihrer Wohnung. Stucky hatte offenbar ihren Umzug beobachtet und den Karton an sich gebracht. Bei der Vorstellung, dass er ihre persönlichen Unterlagen durchgegangen war, fröstelte sie.
    „Maggie“, Tully sah besorgt zu ihr auf, „glauben Sie, er ist unbemerkt in Ihr Haus eingebrochen?“
    „Nein, den Karton habe ich seit dem Tag des Umzugs vermisst. Er muss ihn gestohlen haben, als er noch auf der Straße stand.“
    Sie spürte den vertrauten Zorn in sich aufsteigen und überließ es Tully, die anderen Kartons durchzusehen, während sie unruhig von Fenster zu Fenster ging.
    „Das heißt, Stucky war hier“, sagte Tully, ohne aufzublicken.
    Maggie schaute hinaus. Die Blitze kamen näher, erhellten den Himmel und ließen die Bäume aussehen wie skelettierte Soldaten, die Wache standen.
    Plötzlich reflektierte sich in der Scheibe jemand, der im Flur an der Tür vorbeiging. Sie fuhr herum, den Revolver vor sich ausgestreckt.Tully sprang auf und hatte in Sekundenschnelle seine Waffe gezogen.
    „Was ist los, O’Dell?“ Er sah nach vorn zur Tür. Sie ging langsam mit entsicherter Waffe darauf zu.
    „Ich habe jemand vorbeigehen sehen“, erklärte sie.
    „Sind noch Leute vom Einsatzkommando im Haus?“
    „Hier oben sind sie fertig“, flüsterte sie. Ihr Herz hämmerte. Sie merkte, dass sie bereits zu schnell atmete. „Die würden doch nicht wieder heraufkommen, ohne sich anzukündigen, oder?“
    „Riechen Sie was?“ Tully schnupperte.
    Sie roch es auch, und ihre Beklommenheit mutierte zur Panik. „Riecht nach Benzin“, stellte er fest.
    Nach Benzin und Rauch. Es roch nach Feuer! Sobald der Gedanke Besitz von ihr ergriff, schienen Atmung und Denkfähigkeit auszusetzen. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, unfähig, die letzten Schritte bis zur Tür zu gehen. Ihre Knie waren wie starr, die Kehle wie zugeschnürt. Sie drohte zu ersticken.
    Tully lief zur Tür und sah mit gezogener Waffe vorsichtig in den Flur.
    „Heilige Scheiße!“ schrie er und blickte zu beiden Seiten den Flur entlang, ohne hinauszugehen. „Flammen auf beiden Seiten. Da kommen wir nicht mehr raus!“
    Er steckte die Waffe ins Holster, lief zum Fenster und versuchte es zu öffnen, während Maggie wie gelähmt mitten im Raum stand.
    Die Hände zitterten ihr so heftig, dass sie kaum die Waffe halten konnte. Sie starrte ihre Hände an, als gehörten sie jemand anders. Ihre Atmung war jetzt außer Kontrolle geraten, und sie fürchtete zu hyperventilieren.
    Der Geruch allein rief die Albträume ihrer Kindheit wach: Flammen umschlossen ihren Vater und verbrannten ihr die Finger,sobald sie nach ihm greifen wollte. Sie konnte ihn nie retten, weil ihre Angst sie paralysierte.
    „Verdammt!“ hörte sie Tully schimpfen, während er sich hinter ihr abmühte.
    Sie drehte sich zu ihm um, doch ihre Füße wollten sich nicht bewegen. Er schien zu weit weg zu sein. Sie merkte, dass ihre visuelle Wahrnehmung gestört war. Der Raum begann sich zu neigen. Sie spürte die Bewegung, obwohl sie wusste, dass es nicht sein konnte. Dann sah sie den Mann wieder als Reflexion in der Fensterscheibe. Sie fuhr herum, hatte jedoch das Gefühl, sich in Zeitlupe zu bewegen. Albert Stucky stand groß und dunkel in der Tür. Mit einer schwarzen Lederjacke bekleidet, zielte er mit der Waffe direkt auf sie.
    Sie versuchte, die eigene Waffe zu heben, doch sie war zu schwer. Ihre Hand gehorchte dem Befehl nicht. Der Raum hatte sich jetzt zur anderen Seite geneigt, und sie spürte sich rutschen. Stucky lächelte sie an, ungeachtet der Flammen, die hinter ihm aufloderten. War er echt? Oder riefen Panik und Entsetzen eine Halluzination hervor?
    „Das verdammte Ding klemmt!“ hörte sie Tully wie aus weiter Ferne schreien.
    Sie öffnete den Mund, um Tully zu warnen, doch es kam kein Laut heraus. Sie erwartete, dass die Kugel sie direkt ins Herz traf. Dorthin zielte Stucky. Alles geschah in Zeitlupe. Träumte sie? Ein Albtraum? Stucky entsicherte seine Waffe. Sie hörte Balken vor dem Raum berstend nachgeben. Noch einmal versuchte sie den Arm zu heben und sah, dass Stucky den Abzug betätigte.
    „Tully!“ konnte sie noch schreien, und in dem
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