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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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noch.“
    Del spürte verlegene Röte auf den Wangen. Ob er jemals etwas tun konnte, das sein Partner anerkannte? Er schluckte seine Verärgerung, holte das Fahrtenbuch heraus und notierte Kilometerstand und Tankanzeige. Die Routinehandlung beruhigte ihn.
    „Warte mal“, sagte Benny, „Albert Stucky? Ich habe im Miami Herald von dem Typ gelesen. Die Fiebies gaben ihm den Spitznamen ,der Sammler‘.“
    „Fiebies?“
    „Ja, FBI. Meine Fresse, Kleiner, kennst du dich denn gar nicht aus?“
    Diesmal spürte Del seine Ohren rot werden. Er wandte den Kopf ab und tat, als blicke er in den Rückspiegel.
    „Dieser Stucky“, fuhr Benny fort, „hat drei oder vier Frauen aufgeschlitzt und abgeschlachtet, und nicht nur hier in Florida. Wenn er der ist, den ich meine, ist er ein verdammter Scheißkerl von einem Killer. Wenn der zu Jesus Christus gefunden hat, dann nur, weil er auf Milde hofft, damit sein Arsch nicht auf dem elektrischen Stuhl gegrillt wird.“
    „Menschen können sich ändern. Glaubst du denn nicht daran?“ Del warf Benny einen Seitenblick zu. Dessen Stirn war mit Schweißperlen bedeckt, und er starrte Del aus blutunterlaufenen Augen an.
    „Scheiße, Kleiner. Jede Wette, du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann.“ Benny schüttelte den Kopf. „Die schicken den Typen doch nicht bis zur Verhandlung ins Hochsicherheitsgefängnis, weil sie glauben, dass er zu seinem dämlichen Jesus gefunden hat.“
    Benny wandte sich ab, sah aus dem Fenster und trank Kaffee. So merkte er nicht, dass Del erneut zusammengezuckt war. Bei so ketzerischen Reden war das ein Reflex für ihn wie das Kratzen eines Mückenstichs. Kein Wunder nach zweiundzwanzig Jahren mit einem Prediger als Daddy.
    Del schob das Fahrtenbuch in die Seitentasche, legte den Gang ein und fuhr los. Im Seitenspiegel sah er das Gefängnisgebäude aus Beton. Die Sonne knallte in den Hof, wo mehrere Gefangene zusammenstanden, gegenseitig Zigaretten schnorrten und die Morgenhitze ertrugen. Wie sollten sie den Hofgang genießen, wenn es nicht den Hauch von Schatten gab? Er fügte diesen Punkt seiner geistigen Liste über unfaire Behandlung hinzu. In Minnesota hatte er zu den Aktivisten für Gefängnisreformen gehört. In letzter Zeit hatte er zu viel mit seinem Umzug und dem Eingewöhnen in einneues Leben zu tun gehabt, um weiter mitzuwirken. Doch er machte eine Liste für die Zeit, wenn er es wieder konnte. Er wollte die Punkte Stück für Stück abarbeiten bis zu dem Vorhaben, den Isolationstrakt aufzulösen.
    Als sie sich dem letzten Kontrollpunkt näherten, blickte er in den Rückspiegel und erschrak, da ihr Gefangener seinen Blick erwiderte. Mehr als stechende schwarze Augen, die ihn direkt durch den dick verglasten Schlitz ansahen, konnte er jedoch nicht ausmachen.
    Trotzdem entdeckte Del etwas Beängstigendes in diesem Blick. Denselben Ausdruck hatte er vor vielen Jahren auf einer Reise mit seinem Vater erlebt. Sie hatten einen Verurteilten besucht, den sein Vater auf einem Treffen der Gefängnisgesellschaft kennen gelernt hatte. Während ihres Besuches hatte der Gefangene unvorstellbare Grausamkeiten gebeichtet, die er seiner Familie vor deren Ermordung angetan hatte - Ehefrau, fünf Kinder und sogar dem Hund.
    Für Del war das ein traumatisches Erlebnis gewesen. Vor allem, mit welch bösartigem Vergnügen der Gefangene alle Einzelheiten berichtet und ihre Wirkung auf den Zehnjährigen beobachtet hatte. Genau diesen Ausdruck erkannte Del im Blick ihres Gefangenen wieder. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren hatte er das Gefühl, dem schieren Bösen ins Auge zu schauen.
    Er zwang sich, den Blick abzuwenden, und widerstand der Versuchung, erneut hinzusehen.
    Nach dem letzten Kontrollpunkt fuhren sie auf den Highway. Sobald sie auf der Straße waren, entspannte Del sich. Er fuhr gerne, dabei konnte er nachdenken. Doch als er Benny mit einem Seitenblick streifte, schrak der aufgeregt aus seinen Gedanken hoch.
    „Wohin zum Teufel fährst du? Die I-95 ist in der anderen Richtung.“
    „Ich dachte, wir nehmen eine Abkürzung. Highway 45 hat weniger Verkehr, und es ist auch eine schönere Strecke.“
    „Schön ist mir scheißegal!“
    „Wir gewinnen etwa 30 Minuten. Wir liefern unseren Gefangenen ab, und haben eine halbe Stunde zusätzlich zum Lunch.“
    Er wusste, dass sein Partner nichts gegen zusätzliche Mittagszeit hatte. Insgeheim hatte er gehofft, Benny damit zu imponieren, und spekulierte richtig. Benny lehnte sich in seinem Sitz zurück und
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