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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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machten ihr das Atmen unmöglich. Ihre Hand zitterte unkontrollierbar, während sie immer noch den warmen Revolver festhielt. Sie wusste, ohne nachzusehen, dass die Trommel leer war.
    Cunningham schob den leblosen Körper von ihr herunter. Sie packte Stucky an der Schulter und rollte ihn herum, um seinGesicht zu sehen. Mehrere Kugeln hatten seinen Körper durchschlagen. Seine leblosen Augen starrten sie an. Sie hätte weinen mögen vor Erleichterung, denn bei allen Einschusslöchern gab es keines zwischen seinen Augen.

76. KAPITEL
    Tess lehnte sich gegen die Fensterscheibe. Jetzt merkte sie, dass sie den Rollstuhl hätte nehmen sollen, wie von der Schwester empfohlen. Ihre Füße brannten, und die Stiche zwickten und zerrten bei der kleinsten Bewegung. Ihre Brust schmerzte, und es war immer noch schwierig zu atmen. Mit den Rippen hatte sie sich geirrt, zwei waren gebrochen, zwei geprellt. Die übrigen Schnitte und Prellungen würden heilen. Mit der Zeit würde sie den Verrückten namens Albert Stucky vergessen. Sie würde nicht mehr an den Blick aus kalten schwarzen Augen denken, der sie regelrecht festgenagelt hatte, und nicht mehr an die Lederfesseln an Händen und Füßen. Sie würde seinen heißen Atem in ihrem Gesicht nicht mehr spüren und vergessen, wie er sich an ihr vergangen hatte.
    Sie fasste die Enden des dünnen Morgenmantels mit einer Faust, um sich gegen das Frösteln zu schützen, das sie bei der Erinnerung befiel. Wieder hatte sie das Gefühl, von eisigen Händen gewürgt zu werden. Warum machte sie sich etwas vor? Sie würde niemals vergessen, was sie durchgemacht hatte. Noch ein Kapitel ihres Lebens, das sie versuchen musste zu überwinden. Sie war es müde, ihre Vergangenheit zu bewältigen, um zu überleben. Sie hatte Mühe, einen Grund zu finden, warum sie das überhaupt tun sollte. Vielleicht war es diese Niedergeschlagenheit, die sie hergeführt hatte.
    Sie sah an der Spiegelung ihres ramponierten Gesichtes vorbeiauf die faltigen roten Gesichter in der Säuglingsstation. Kleine runde Fäuste stießen in die Luft. Lächelnd lauschte sie dem Weinen und den Babylauten der Neugeborenen. Was für ein Klischee, hierher zu kommen, um Mut zu tanken.
    „Was treiben Sie hier außerhalb Ihres Bettes?“
    Tess blickte über die Schulter und sah Delores Heston im hellroten Hosenanzug über den sterilen weißen Flur auf sie zukommen. Sie umarmte Tess und drückte sie vorsichtig. Als sie zurückwich, hatte die hartgesottene Geschäftsfrau Tränen in den Augen.
    „Du liebe Güte, ich hatte mir geschworen, das nicht zu tun.“ Sie wischte sich Tränen und Mascara-Spuren fort. „Wie fühlen Sie sich, Tess?“
    „Danke, gut“, log sie und versuchte zu lächeln. Ihr Kiefer schmerzte von dem Schlag. Sie ertappte sich dabei, mit der Zungenspitze wieder über ihre Zähne zu fahren, erstaunt, dass keiner angeschlagen oder abgebrochen war.
    Delores musterte sie prüfend, um selbst zu entscheiden, ob es Tess gut ging oder nicht. Mit einer Hand hob sie sacht ihr Kinn an und besah sich die Bisswunden am Hals. Tess wandte den Blick ab, um den Ausdruck des Entsetzens in Delores’ Gesicht nicht sehen zu müssen. Wortlos nahm Delores sie wieder in die Arme, hielt sie, streichelte ihr das Haar und rieb ihr den Rücken.
    „Ich mache es mir zur Aufgabe, mich um dich zu kümmern“, versprach sie nachdrücklich und wechselte zur vertraulichen Anrede. „Und ich will keine Widerrede hören, hast du mich verstanden?“ fügte sie hinzu und ließ Tess los.
    Die wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. So ein Angebot hatte ihr noch niemand gemacht. Von allen möglichen Reaktionen war weinen vielleicht die unangebrachteste, doch sie konnte nicht anders. Delores nahm ein Papiertaschentuch heraus, tupfteihr die Tränen von den Wangen und lächelte sie an wie eine Mutter, die ihr Kind auf den Weg zur Schule schickt.
    „In deinem Zimmer wartet ein attraktiver Besucher auf dich.“
    Oh Gott, wie entsetzlich! Sie konnte Daniel unmöglich gegenübertreten. Nicht in diesem Zustand.
    „Würdest du ihm sagen, dass ich ihn später anrufe und mich für die Rosen bedanke?“
    „Rosen?“ Delores schien verwirrt. „Das sah mir mehr nach einem Strauß blauer Veilchen aus in seiner Hand. Er drückt die Blümchen so fest, dass sie inzwischen wahrscheinlich Mus sind.“
    „Veilchen?“
    Sie sah Delores über die Schulter und entdeckte Will Finley am Ende des Korridors, der sie unsicher beobachtete. Er sah unglaublich gut aus in
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