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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Autoren: V.A.
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ein Ding in einem Tank. Dem Gesetz nach war er weder lebendig noch ein Mensch. Er besaß noch immer seine Erinnerungen an Marsha; sie würde jedoch glauben, daß er gestorben war!
    Wie konnten sie ihm das nur antun? Welches Recht hatten sie überhaupt dazu? Schrieb das Gesetz nicht eine ausdrückliche Übereignung im Testament des Betroffenen vor? Kam es nicht vor allem auf seine Einwilligung an?
    »In meinem Testament steht aber nichts davon«, protestierte Sturm verwirrt und gleichzeitig angewidert.
    Der Mann nickte beruhigend. »Ja ... ja, ich weiß.« Er sah verlegen zu Boden. »Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Aber manchmal kann man einfach nicht egoistisch sein, Sturm. Und mit Ihren geistigen Fähigkeiten ... Außerdem sind Sie offiziell tot. Wer soll sich also darüber beschweren? Sie bestimmt nicht mehr. Und die Sache mit der angeblich erforderlichen schriftlichen Übereignung ist auch nur eine fromme Lüge, die wir verbreitet haben, damit die Menschen zu ihren Lebzeiten nicht nervös werden. Tatsächlich sieht die Sache so aus, daß wir selbst entscheiden, welche Gehirne wir wollen oder brauchen.« Der Mann drehte sich um und ging zu seinen Kollegen zurück.
    »Aber das ist nicht fair!« rief Sturm.
    Die Ärzte und Techniker sahen kurz auf und unterhielten sich dann ruhig weiter.
    »Warum haben Sie mich nicht sterben lassen?« fragte Sturm laut. »Bitte, bringen Sie mich jetzt um. Lassen Sie mich nicht so weiterleben. Ich ...«
    Einer der Männer streckte die Hand aus und legte einen Schalter um. Sturm wurde mitten im Satz unterbrochen und konnte plötzlich nicht mehr sprechen. Er wußte, daß er Sprechbewegungen machte, hörte aber seine Stimme nicht mehr.
    »Allmählich habe ich es satt, immer wieder die gleichen Vorwürfe zu hören«, sagte der Mann, der den Schalter betätigt hatte. »Schließlich sind wir nicht schuld daran. Wir haben das System nicht erfunden.« Er zuckte mit den Schultern. »Das begreifen sie anscheinend nie.«
    Sturm spürte, daß er wieder das Bewußtsein verlor. Später wurde ihm allmählich klar, daß dieser Zustand zwischen Helligkeit und Dämmerung einige Tage angedauert haben mußte. Er brauchte allerdings wesentlich länger, um sich an seinen neuen Lebensstil und die winzige Zelle zu gewöhnen, die ihn umgab.
    In Abständen von einigen Stunden leuchtete der Bildschirm ohne die geringste Vorwarnung auf und zeigte einen der vielen Psychotherapeuten der Gehirnbank, der Sturm Anweisungen im Gebrauch seiner mechanischen Klaue gab. Einmal täglich mußte er sogar unter Aufsicht üben. Der schlimmste Teil dabei waren allerdings die ständig wiederholten Beschwörungen, er solle seine veränderten Lebensumstände akzeptieren. Jeder der Männer schloß mit dem Hinweis: »Die Gehirnbank gibt Ihnen die einmalige Chance, der menschlichen Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen und gleichzeitig Ihr eigenes Wissen beträchtlich zu erweitern. Sie bestimmen selbst, was Sie in Zukunft erreichen.«
    Sturm mühte sich mit der mechanischen Klaue ab, die er zu Anfang so ungeschickt handhabte, daß er öfters über die Striche am Boden hinausschoß, die er nacheinander berühren sollte. Die Therapeuten wiederholten immer wieder die gleichen Worte, als wüßten sie nur diesen einen Text auswendig: »Sie lernen alles ganz von selbst – das haben die anderen Bankiers auch getan. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.« Wenn Sturm eine Übung sechsmal wiederholt hatte, durfte er eine kurze Pause einlegen, die mit aufmunternden Vorträgen ausgefüllt wurde, bevor er die gleiche Übung nochmals ein halbes dutzendmal absolvierte.
    Er merkte bald, daß die Psychotherapeuten ihn immer lobten, selbst wenn er völlig versagte; sie ermutigten ihn und versicherten ihm, er habe schon gute Fortschritte gemacht. Eines Tages war Sturm von der Übung so erschöpft, daß er nicht mehr zu einer Wiederholung imstande war, aber der Mann auf dem Bildschirm sagte wieder: »So ist es richtig. Wunderbar. Weiter so, dann ist unsere Ausbildung bald zu Ende.«
    Sturm tat versuchsweise nichts, als er eine neue Übung beginnen sollte. Der Therapeut lächelte trotzdem freundlich, zählte langsam weiter und lobte Sturm wie zuvor, weil er nicht wußte, daß das Gehirn noch immer Pause machte.
    Erst jetzt wurde Sturm klar, daß er trotz aller gegenteiligen Beteuerungen durch Filme ausgebildet wurde. Er war also selbst nicht mehr wert als eine Maschine.
    Er dachte an Selbstmord. Daß dieser Entschluß ›falsch‹ sein sollte, ging
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