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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Autoren: V.A.
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Ausbildung in Höherer Mathematik besitzt, Nummer fünfundvierzig«, fuhr Ludgin fort. »Ich brauche die Lösungen einiger komplexer Gleichungen zur Bestimmung von Näherungsverhältnissen auf dem Gebiet der topologischen Dynamik. Glaubst du, daß du ihnen gewachsen bist?«
    »Selbstverständlich, Sir«, antwortete Sturm und gab sich große Mühe, seine mechanische Stimme herablassend klingen zu lassen. »Damit habe ich mich schon während meines Studiums beschäftigt.«
    Ludgin ließ sich nicht anmerken, ob er den Seitenhieb bemerkt hatte. Sturm zweifelte allerdings nicht daran, denn Ludgin hatte schon immer ein gutes Gehör für Nuancen gehabt. »Außerdem brauche ich die Lösung einiger weiterer Aufgaben bis Mittwoch. Ich möchte sie ebenfalls von dir bearbeiten lassen, muß sie aber unbedingt bis Mittwoch haben. Möchtest du es damit versuchen?«
    »Ich verstehe, Sir«, sagte Sturm. »Ich würde es gern versuchen.« Er hätte am liebsten hinzugefügt, wie gut er wirklich verstand, schreckte aber doch davor zurück. Wenn Ludgin sich in den vergangenen fünfzig Jahren nicht geändert hatte, mußte er vermutlich Themen für Semesterarbeiten stellen und wollte sie sich von einem anderen ausarbeiten lassen. Sturm hatte keinen Grund zu der Annahme, daß Ludgin mit dieser Gewohnheit gebrochen hatte.
    Ludgin war schon immer geradezu teuflisch geschickt vorgegangen, wenn es galt, sich persönliche Vorteile zu verschaffen; er manipulierte andere Menschen und brachte es irgendwie fertig, sich genau das geben zu lassen, was er wollte. Schon als Student und später als Assistent hatte er sich eine psychologisch meisterhafte Masche zugelegt, der er seine guten Erfolge bei Dozenten verdankte. Wenn es wichtig erschien, lächelte er genau zum richtigen Zeitpunkt, lachte mit genau der richtigen Fröhlichkeit, schüttelte jedermann freundlich die Hand und machte gelegentlich eine scherzhafte Bemerkung, über die selbst würdige Professoren lächeln mußten. Und wenn es sein mußte, versorgte er sogar die richtigen Leute mit alkoholischen Getränken zu Großhandelspreisen, denn er hatte einen Onkel, der Spirituosengroßhändler war.
    Gelegentlich war seine Taktik erstaunlich grobschlächtig und durchsichtig – für alle Zuhörer, aber nie für das Opfer. Zum Beispiel machte er sich ein Vergnügen daraus, in der Gegenwart eines Professors mit einem ahnungslosen Kommilitonen darüber zu scherzen, daß der andere am Abend zuvor gefeiert anstatt gelernt hatte. Brachte jemand eine originelle Idee vor, wies Ludgin unfehlbar darauf hin, wie wunderbar ›simpel‹ sie doch sei, wobei er das Adjektiv ständig wiederholte, bis jeder begriffen hatte, welche Doppelbedeutung das Wort haben konnte. Seine Art und Weise faszinierte die anderen geradezu, so daß er gelegentlich Leute ausnützte, die sich durchaus darüber im klaren waren. Er war so unbekümmert unverschämt, daß sie ihn ruhig gewähren ließen, um das Vergnügen zu haben, ihn in voller Aktion zu sehen.
    Ludgins ›Projekte‹ gehörten zu den beliebtesten Gesprächsthemen der anderen Assistenten, die sich ein Vergnügen daraus machten, immer wieder neue Witze darüber zu reißen. Ludgin stellte den Studenten, die Wert auf bessere Noten legten, eine spezielle Aufgabe. Dabei vergaß er nie, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß alles andere weniger wichtig sei – aber diese Aufgaben mußten unbedingt und unter allen Umständen fristgerecht abgeliefert werden. Eigenartigerweise standen die Themen dieser Aufgaben immer in enger Verbindung zu den Gebieten, auf denen Ludgin jeweils tätig war.
    Sturm streckte seine mechanische Klaue aus, griff nach oben und öffnete das Ventil, das den Zufluß der Salzlösung in seinen Tank regulierte. Er hatte heute morgen etwas zuviel destilliertes Wasser einfließen lassen, weil er dabei durch eine Frage abgelenkt worden war, und hatte sich seitdem nicht ganz wohlgefühlt. Jetzt ließ er etwa einen Viertelliter Salzlösung in den Tank fließen, bevor er das Ventil wieder schloß.
    Ludgin schien den Anblick interessant zu finden, denn er lehnte sich nach vorn, um besser sehen zu können.
    Sturm hätte am liebsten eine passende Bemerkung gemacht. Von einem Mann in Ludgins Position konnte man schließlich erwarten, daß er entweder gut genug erzogen war, um nicht so aufdringlich neugierig zu sein, oder daß er sich an den Anblick eines Bankiers gewöhnt hatte, nachdem er sie bereits seit fünfzig oder sechzig Jahren benützte. Selbst Kinder fanden
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