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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Autoren: V.A.
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verlangen. Außerdem habe Moore nicht den geringsten Beweis für seine Behauptungen. Alles sei nur eine künstlich hochgespielte Affäre. Moore habe ihn von Anfang an nicht ausstehen können.
    Während Ludgin diese Vorwürfe verbreitete, kam niemand Moore zur Hilfe. Ludgins Studenten und Sturms Kollegen schwiegen lieber, weil sie die Folgen einer Einmischung fürchteten. Sturm überlegte sich, was er tun sollte. Zunächst schien die Antwort darauf ganz klar auf der Hand zu liegen, aber im Lauf der Zeit verwischten sich die Konturen immer mehr.
    Sturm blieb schließlich keine andere Wahl, als die moralische Seite des Problems auszuklammern und nur die praktische zu sehen. Wenn er an dieser Universität bleiben oder später wieder einmal an sie zurückkehren wollte, war es ausgesprochen unklug, unangenehm aufzufallen.
    Schließlich machte sich noch ein anderer Einfluß bemerkbar. Dr. Pendergast, der Abteilungsleiter, der gleichzeitig einer der berühmtesten Mathematiker seiner Zeit war, stattete dem Dekan einen wütenden Besuch ab; Ludgin war berechnend genug gewesen, ihn seit Jahren mit billigen Spirituosen und geschickten Komplimenten für sich zu gewinnen. Pendergast schlug mit der Faust auf den Schreibtisch des Dekans und brüllte wütend: »Keine Beweise! Keine Beweise! Dieser Student hat keine Beweise für seine lächerlichen Behauptungen!« Und Ludgin, log er, sei einer der intelligentesten Assistenten und ein hervorragender Lehrer. Als Abteilungsleiter verbürgte er sich persönlich für Ludgin. Pendergast verabschiedete sich mit der Bemerkung, er sei zwar hier an der Universität recht gut etabliert, aber ein Wechsel sei schließlich nicht ausgeschlossen, nachdem er noch immer verlockende Angebote aus aller Welt erhalte.
    Der Dekan verstand den Hinweis richtig und gab nach. Moore wurde von der Universität ausgeschlossen. Ludgin ging als strahlender Sieger aus der Affäre hervor.
    Aber Sturm hatte sich entscheidend verändert. Seine frühere Naivität war verschwunden; er hatte seine Illusionen verloren. Bisher hatte er daran geglaubt, die Universität sei der letzte Zufluchtsort für alle Menschen, die noch Ideale wie Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit oder Gerechtigkeit besaßen – aber jetzt erkannte er, daß dieser Tempel der Weisheit sich durch nichts von der Welt vor seinen Toren unterschied. Orientierte man sich nach der rauhen Alltagspraxis, enthielt die Maxime mehr als nur ein Körnchen Wahrheit, die gelegentlich lächelnd vorgetragen wurde: »Füge es deinem Nächsten zu, bevor er es dir zufügt.«
    »Du fängst also gleich morgen früh damit an«, sagte Ludgin und unterbrach Sturms Überlegungen an dieser Stelle. Seine Bemerkung war keine Frage, sondern eine nüchterne Feststellung. Sein blasses Gesicht füllte fast den gesamten Bildschirm aus. Er steckte einige Papiere in seine Aktentasche, stand von seinem Schreibtisch auf und rief seiner Sekretärin zu: »Miß Durant! Ich gehe jetzt. Lassen Sie das Gerät bitte eingeschaltet. Ich komme gegen vier Uhr noch einmal vorbei.«
    »Selbstverständlich, Doktor Ludgin«, antwortete eine weibliche Stimme diensteifrig. »Wo sind Sie in der Zwischenzeit zu erreichen?«
    Ludgin runzelte unwillig die Stirn. »Ich bin nicht zu erreichen«, sagte er scharf. »Falls jemand nach mir fragt, bin ich einfach nicht da. Das ist alles.«
    »Ganz recht, Doktor Ludgin.«
    Ludgin wandte sich nochmals dem Bildschirm zu. »Du bekommst deine Arbeit morgen früh, Nummer fünfundvierzig.«
    »Wie Sie wünschen, Sir«, antwortete Sturm gehorsam.
     
    Eine Stunde später hing Sturm ziemlich trübseligen Gedanken nach. Er dachte an den Tod, überlegte sich, was er bisher durchgemacht hatte, und fragte sich, wann er endgültig sterben würde. Auf dem Bildschirm hatte er Ludgins Arbeitszimmer vor sich: ein Schreibtisch und die gegenüberliegende Wand, deren weiße Fläche von einem Bild und einer teilweise geöffneten Tür unterbrochen wurde, die vermutlich in das Vorzimmer führte, wo die Sekretärin arbeitete.
    Sturms Gedanken konzentrierten sich auf das Bild – eine Lithographie, die eine schreckliche Szene zeigte. Der Tod schleppte eine junge Frau mit sich fort, während ein kleines Kind flehend die Arme nach seiner Mutter ausstreckte.
    Sturm dachte daran, wie sehr sein erster Tod sich von dem hier abgebildeten Kampf unterschieden hatte. Tatsächlich war alles ganz leicht und überraschend schnell vor sich gegangen. Damals war er erst knapp zweiunddreißig gewesen – also noch sehr
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