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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Autoren: V.A.
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Gelegenheit versäumt, über den anderen herzufallen. In gewisser Beziehung war ihre ständige Fehde kindisch und unvernünftig gewesen, aber andererseits hatten sie ohne Zweifel viel Spaß daran gehabt.
    Sturm erinnerte sich noch besonders gut an einen Nachmittag, an dem Ludgin das Assistentenzimmer in außergewöhnlich schlechter Laune betreten hatte. Ludgin warf seine Bücher auf seinen Schreibtisch und verkündete mit lauter Stimme, daß er einen Studenten einfach nicht mehr ausstehen könne, und daß er den Kerl durch das Semester fallen lassen wolle.
    »Warum denn?« fragte Sturm und sah stirnrunzelnd auf.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten«, antwortete Ludgin. Sein blasses Gesicht hatte sich gerötet, weil er keinen offenen Widerspruch ertragen konnte.
    Sturm nützte die Gelegenheit aus und stellte gelassen fest: »Wer seine Angelegenheiten lauthals verkündet, muß damit rechnen, daß andere sich darum kümmern.«
    Ludgin schnaubte verächtlich.
    »Warum machen Sie sich eigentlich die Mühe?« fragte Sturm weiter. »Wollen Sie sich nur an der Menschheit rächen?«
    Im Hintergrund kicherte irgend jemand.
    »Manchmal setzen Sie mich wirklich in Erstaunen, Sturm.« Ludgin zuckte mit den Schultern und nickte vor sich hin, als sei er eben zu der Erkenntnis gekommen, daß es für diesen Einfaltspinsel keine Rettung mehr geben könne. »Ist Ihnen noch nie ein Mensch vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen? Ich habe gleich gewußt, daß dieser Moore abgesägt werden muß. Und dafür sorge ich auch, darauf können Sie sich verlassen!«
    Ludgin schüttelte den Kopf. »Außerdem versucht er immer wieder, mir das Leben schwer zu machen«, fügte er dann hinzu. »In den letzten vier Wochen hat er nur Zwischenfragen gestellt und sich auch sonst unmöglich benommen. Meiner Meinung nach muß ein Student sich wie eine Gans benehmen, die gemästet werden soll – er muß sich die Wissenschaft in den Hals stopfen lassen, als sei sie gutes Futter, und darf dabei nicht dagegen aufmucken. Moore ahnt wahrscheinlich gar nicht, daß er sich mit seiner dämlichen Fragerei schon jetzt den Hals abgeschnitten hat.«
    »Ich finde einen anderen Punkt viel interessanter«, warf Sturm ein. »Sie waren doch fest entschlossen, ihn durchfallen zu lassen, bevor er neugierige Fragen zu stellen begann, nicht wahr?«
    Ludgin dachte einen Augenblick lang nach. »Richtig«, bestätigte er dann. Er grinste und zeigte dabei drei Goldzähne.
    »Und Sie sind wirklich fest entschlossen? Wissen Sie nicht, daß Sie dadurch vielleicht Moores ganzes Leben zerstören?«
    Ludgin bekam einen so heftigen Lachanfall, daß er ein Buch fallen ließ, das er in der Hand gehalten hatte. Dann beherrschte er sich wieder und meinte grinsend: »Das ist ja der Zweck der Übung.« Er nahm eine Zigarre aus der Tasche, hob das Buch wieder auf und zündete sich die Zigarre an.
    »Wird Ihnen nicht manchmal fast schlecht, wenn Sie an sich selbst denken?« fragte Sturm aufgebracht.
    »Unsinn!« erwiderte Ludgin ungerührt. »Ich sitze wenigstens nicht nur trübselig herum und versuche, das Kreuz der Welt zu tragen wie einige andere Leute, die ich kenne.«
    Sturm stand wütend auf. »Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte er. Dann verließ er den Raum und ärgerte sich nachträglich darüber, daß er selbst so wenig gelassen reagiert hatte.
    In den folgenden Wochen berichtete Ludgin regelmäßig über die weiteren Fortschritte seines ›Anti-Moore-Feldzugs‹, wie er ihn selbst nannte; dabei schien es ihn nicht weiter zu stören, daß die anderen sein Vorgehen offen oder stillschweigend mißbilligten. Er teilte ihnen jede Note mit, die er Moore gegeben hatte, und grinste breit, wenn es eine schlechte gewesen war. Er berichtete genau, wie er Moore zurechtgewiesen hatte, und beschrieb ausführlich, wie er ihn vor allen anderen lächerlich gemacht hatte. Kurz vor Ende des Semesters gelang es ihm, Moore in der mündlichen Prüfung durchfallen zu lassen, indem er ihn durch geschickt gestellte Fragen völlig verwirrte. Und dann folgte der größte Triumph! Ludgin konnte berichten, daß Moore in diesem Semester durchgefallen war.
    Das ging allerdings nicht ohne einige Schwierigkeiten ab, denn Moore beschwerte sich bei seinem Dekan. Ludgin beteuerte mit unschuldigem Augenaufschlag, daß man schließlich irgendwo einen Strich ziehen müsse. Immerhin habe er nur seine Pflicht als Lehrer getan, aber mehr ungewöhnliche Nachsichtigkeit könne niemand von ihm
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