Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Wir erwarten von dir, daß du soviel wie möglich lernst. Und denk daran – keine Konversation zwischen Bankiers und Menschen.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Sturm.
    Er war noch immer wütend und aufgebracht, als am nächsten Morgen die Klingel zum erstenmal ertönte, nachdem er zuvor einen Fortbildungskurs in Mathematik gehört hatte. Diesmal war das Klingelzeichen jedoch leiser und schmerzte nicht mehr.
    Der Mann auf dem Bildschirm – der erste Fragesteller überhaupt – war offensichtlich kein Student mehr. Er trug einen dunklen Anzug, ein tadellos gestärktes weißes Hemd und eine dezente Krawatte. In seinem Knopfloch steckte eine riesige Nelke. Der Mann war so betrunken, daß er sich kaum noch auf den Beinen halten und nur mit Mühe sprechen konnte.
    »Wir haben gewettet«, murmelte er undeutlich. Er stand in einer Bar, und Sturm erkannte im Hintergrund weitere Gäste. »Eine Wette mit Dreiecken. Mit Charlie hier.«
    Ein zweiter Betrunkener tauchte auf dem Bildschirm auf, grinste über das ganze Gesicht und verschwand wieder.
    »Der Verlierer muß dem Gewinner eine Flasche bezahlen. Hoffentlich ist die Aufgabe nicht zu schwer, Schlaukopf.«
    Die Aufgabe war so leicht, daß jeder Volksschüler sie hätte lösen können. Sturm brauchte nur wenige Sekunden dazu. Er gab dem Mann die Lösung und erklärte sie ihm, wie er sie einer Schulklasse erklärt hätte.
    »Brauche keine Erklärung, Gehirn«, sagte der Mann. »Will nur wissen, wer recht hat ... Wir haben nämlich gewettet, weißt du?«
    Sturm war wütend, als der Bildschirm nicht mehr leuchtete. Dafür wurde er also benützt – er sollte die dummen Fragen irgendwelcher Idioten beantworten, die kaum intelligent genug waren, um zu wissen, wie man sich mit der Gehirnbank in Verbindung setzte.
    Wenig später merkte er jedoch, wie ungenau und irreführend sein erster Eindruck gewesen war. Ein halbes Dutzend Schulkinder ließ sich von ihm Aufgaben erklären, die im Grunde genommen kinderleicht waren, aber dann folgten nacheinander zwei Oberschüler und ein Student, die ihre Arbeit ernst nahmen. Sturms Glaube an die Menschheit war wiederhergestellt. Er war noch immer Lehrer! Das Leben war doch nicht so trübselig, wie er geglaubt hatte. Alles hätte viel schlimmer sein können. Und die Selbstmordidee war blanker Unsinn.
     
    Er betrachtete noch immer die Lithographie, als Ludgins Sekretärin das Arbeitszimmer betrat. Sie war ausgesprochen hübsch, hatte wundervolle schwarze Haare und eine Haut wie Milch und Blut. Beim Anblick ihrer außergewöhnlich gut entwickelten Figur in dem grünen Pullover war Sturm seinem Schicksal dafür dankbar, daß sein Hormonhaushalt künstlich reguliert wurde. Er wollte sie schon ansprechen – in der Zwischenzeit hatte er die Erfahrung gemacht, daß der Kontrolleur um diese Zeit nie erschien, weil er vermutlich noch zu Hause schlief –, als die junge Dame zu summen begann.
    »Ja-di-dah, Ja-di-dah«, summte sie fröhlich nach der Melodie eines Schlagers. Offenbar wußte sie nicht, daß sie beobachtet wurde. Sie nahm ein Stück Kaugummi aus ihrer Handtasche, wickelte das Silberpapier ab und steckte sich den Kaugummi in den Mund. Dann summte sie weiter und kaute dabei energisch. Sekunden später blies sie den Kaugummi zu einer Blase auf, ließ sie zerknallen und kaute weiter.
    »Ich liebe dich, Baby, Ja-di-dah, Ja-di-dah«, murmelte sie vor sich hin.
    Sturm war unendlich enttäuscht. Wie schade, wie jammerschade, daß ein Mädchen mit dieser Figur völlig verblödet war!
    Und wie schade, daß Ludgin auch die Tonverbindung eingeschaltet gelassen hatte. Sturm wünschte sich, er hätte ihre Stimme nie gehört – und dafür seine Illusionen behalten.
    Die Sekretärin leerte den Aschenbecher aus, legte die Bleistifte zurecht und wischte den Schreibtisch mit einem Staubtuch ab. Nach beendeter Arbeit blieb sie kurz vor der Lithographie stehen, betrachtete ihr Gesicht kritisch in dem spiegelnden Glas und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann ging sie rückwärts durch die Tür hinaus und sah sich noch einmal in dem Zimmer um, als wolle sie sich davon überzeugen, daß sie nichts vergessen hatte.
    In diesem Augenblick wurde sie fast von dem jungen Mann in dem grauen Flanellanzug über den Haufen gerannt, der mit einer Aktenmappe in der Hand hereinstürzte.
    »Ohhhh!« murmelte Miß Durant, während sie mühsam ihr Gleichgewicht wiederfand.
    »Entschuldigen Sie. Ist Professor Ludgin hier?« erkundigte der junge Mann sich aggressiv und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher