Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
Prolog
    Schottland – 1446
    »Holzkopf!«
    »Hundehaufen!«
    Cormac Armstrong musste fast lachen, als die wütenden Kinderstimmen sein langsames, resigniertes Abdriften in die Bewusstlosigkeit aufhielten. Es schien eine grausame Ironie des Schicksals zu sein, dass er sein junges Leben zu den Stimmen von Kindern, die sich gegenseitig ärgerten, langsam ausbluten musste. Diese Stimmen erfüllten ihn mit überwältigender Traurigkeit. Sie erinnerten ihn schmerzlich daran, dass er seine Brüder, mit denen er sich unzählige Male gezankt hatte, nie wiedersehen würde.
    »Du bist hässlich!«
    »Ach ja? Ha! Na gut, ich behaupte, dass du auch hässlich bist, und dazu noch dumm!«
    Auf das Geräusch einer kleinen Hand, die ihrerseits auf einen kleinen Körper schlug, folgte schnell der Lärm raufender Kinder. Weitere kindliche Stimmen drangen durch die nasskalte Morgenluft, als die anderen Kinder dem jeweils bevorzugten Kämpen zujubelten. Es klang, als würde sich auf der anderen Seite des Dickichts, hinter dem er sich verbarg, eine wahre Horde von Kindern befinden. Cormac flehte innerlich, dass sie blieben, wo sie waren, und keiner von ihnen zur anderen Seite der Sträucher wechselte, um nicht ahnungslos in seine verzweifelte Situation hineingezogen zu werden. Einen Herzschlag später fluchte er, denn er stellte fest, dass seine Gebete nicht erhört wurden.
    Große grüne Augen und eine Fülle rabenschwarzer Haare waren das Erste, was er sah, als sich ein kleines, dünnes Mädchen durch das Gebüsch zwängte und an seiner Seite niederkniete. Es war ein bezauberndes Kind, und Cormac wünschte sich verzweifelt, es möge weit weg gehen. Er glaubte nicht, dass seine Feinde noch seine Spur verfolgten, konnte sich aber täuschen, und dieses übermütige Kind würde dann von ihnen vielleicht brutal beiseitegestoßen, möglicherweise sogar getötet oder verletzt.
    »Geh, Mädelchen«, befahl er mit einer Stimme, die kaum mehr als ein heiseres, zittriges Flüstern war. »Nimm all deine kleinen Freunde und verschwinde mit ihnen von diesem Ort. Schnell!«
    »Ihr blutet«, sagte sie, nachdem sie ihn gemustert hatte.
    Seine Augen weiteten sich, als sie ihm mit ihrer kleinen, weichen Hand über die Stirn strich. Die Stimme war für ein solch kleines Mädchen erstaunlich tief, fast sinnlich. Mehr Stimme als Mädchen, dachte er sich.
    »Ja«, stimmte er ihr zu, »und ich werde bald tot sein, was aber für solch schöne große Augen kein Anblick ist.«
    »Nein, Ihr werdet nicht sterben. Meine Mutter, müsst Ihr wissen, kann fast jede Verletzung heilen. Ich bin Elspeth Murray.«
    »Und ich heiße Cormac Armstrong.« Es verblüffte ihn, dass er die Kraft hatte, die kleine Hand, die sie ihm hinstreckte, zu schütteln. »Du darfst deiner Mutter nicht von mir erzählen.«
    »Ihr braucht meine Mutter, damit Eure Blutung gestillt wird.«
    »Mädchen, ich blute, weil jemand ziemlich massiv versucht, mich zu töten.«
    »Warum?«
    »Sie sagen, ich sei ein Mörder.«
    »Seid Ihr das?«
    »Nein.«
    »Dann kann Euch meine Mutter helfen.«
    Cormac hätte allzu gern dem Kind erlaubt, seine Mutter zu holen, damit sie die Wunden heilte. Er wollte nicht sterben. Und ganz gewiss wollte er nicht für ein Verbrechen zahlen, das er nicht begangen hatte, oder wenigstens nicht, bevor er diesen schwarzen Fleck von seinem Namen getilgt hatte. Es war alles so ungerecht, dachte er und verzog das Gesicht. Ihm wurde bewusst, dass er selbst schon fast wie ein Kind klang.
    »Oh, armer Junge«, murmelte sie. »Ihr habt Schmerzen. Ihr braucht Ruhe. Ich werde den Kindern sagen, dass sie ruhig sein sollen.« Bevor er widersprechen konnte, stand sie auf, ging zum Rand es Dickichts zurück und schob sich halb durch. »Ihr müsst alle euren kleinen Mund halten«, schrie Elspeth mit erstaunlich lauter, befehlender Stimme. »Hier liegt ein armer blutender Mann, und er braucht Ruhe. Payton, nimm deine dünnen kleinen Beine in die Hand und lauf. Such Donald oder meinen Vater. Hol jemanden, denn dieser Junge braucht bestimmt Hilfe.«
    Das Einzige, was Cormac einfiel, als sie an seine Seite zurückkehrte, war: »Ich bin kein Junge mehr. Ich bin ein Mann, ein gejagter Mann.« Er fluchte leise, als sich weitere Kinder durch das Gestrüpp wanden.
    »Wie alt seid Ihr?«, fragte Elspeth, als sie ihm mit ihrer kleinen Hand erneut über die Stirn strich.
    »Siebzehn.« Cormac wunderte sich, wie eine so winzige Hand derart tröstlich sein konnte.
    »Ich bin heute neun geworden. Deshalb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher