Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights
Autoren: Carina Mueller
Vom Netzwerk:
----
    Kennenlernen
    Dad? Brauchst du noch was von hier unten?«
»Was?«
»Was?«, äffte ich ihn nach. Furchtbar! Dad wollte partout nicht
einsehen, dass ab einem gewissen Alter ein Hörgerät einfach
Pflicht war. Vielleicht sollte es dafür ein Gesetz geben. Am besten
eines, das zu den Grundrechten eines jeden Menschen gehört.
Irgendwas: Jedes Kind sollte das Recht haben, dass seine Eltern
ab dem 40. Lebensjahr mit Hörgeräten ausgestattet werden – auch
gegen ihren Willen.
»Ob du noch was von hier unten brauchst!«, brüllte ich so laut ich
konnte zurück. Der genervte Unterton in meiner Stimme war nicht
zu überhören.
»Nein … nein, ich glaube nicht, Liebes.«
»Sicher?«
»Sicher!«
Ich stapelte die leeren Holzkisten in einer Ecke des Kellers und
ging die Treppe zum Laden hinauf. Raus aus unserem furchtbaren
Keller. Unser Keller war ein echt typisches Exemplar, so wie man
ihn sich vorstellte oder vielmehr
befürchtete
. Alt, muffig, feucht,
mit jeder Menge gruseligen, ekelerregenden Spinnen und den
dazugehörigen – leider nicht ausbleibenden– verhängnisvollen
Spinnennetzen an Wänden und Ecken, die einfach dazu bestimmt
waren, mit dem Kopf voran hineinzulaufen, um sich das Netz
dann wieder angewidert aus dem Gesicht zu kratzen – wobei man
natürlich mehrmals nachfassen musste, um auch die feinsten
Spinnenfäden zu erwischen. Früher war das hier bestimmt gar
kein Keller. Dem Aussehen nach zu urteilen musste es ein
Friedhof, eine Grabstätte oder so etwas in der Art gewesen sein.
Ob die Leute meinem Dad das Obst auch noch abkaufen würden,
wenn sie wüssten, wie der ganze Kram gelagert wurde? Dad war
ja der Meinung, dass es für Obst kein besseres als ein
kalt-feuchtes Klima gäbe, doch in Anbetracht der
furchteinflößenden Spinnen war ich mir dessen nicht so sicher.
Vermutlich war der ganze Gemüseladen nur ein Vorwand, um
hier Unmassen von Obst zu lagern, damit Dad hier unten
unbemerkt eine gefährliche Spinnenkolonie züchten konnte, die er
dann später dazu benutzen wollte, um die Weltherrschaft an sich
zu reißen. Wie bei dem Zeichentrickfilm »der Pinky und der
Brain«. Nur, dass mein Vater irgendwie Pinky und Brain in einer
Person war. Mein Dad Fred, oder wie ihn hier alle nannten
»Fruity-Fred«, hatte einen kleinen Obst- und Gemüseladen hier in
Greenwood. Zum Glück hatte das Dorf nicht mehr als 500
Einwohner, und Dads Laden war neben einem kleinen
Getränkeladen und einer Bar das einzige Geschäft, in dem man
etwas käuflich erwerben konnte. Wahrscheinlich hielt es uns
deshalb halbwegs über Wasser. Dad liebte die Landwirtschaft und
träumte von einer großen Milchviehherde. Doch da die
Milchpreise immer weiter in den Keller purzelten, blieb mir
wenigstens dieses Schicksal vorerst erspart. Ich konnte sowieso
nichts mit Kühen anfangen. Ganz im Gegenteil, ich hatte sogar
Angst vor ihnen und außerdem reichte es auch schon, wenn ich
nachmittags nach der Schule im Laden aushelfen musste. Auf
stundenlanges Kuhscheiße misten war ich beim besten Willen
nicht scharf. Nach gefühlten 100 Stufen war ich wieder im Laden.
Dad musterte mich.
»Was ist?!«, patzte ich ihn missgelaunt an. Er sah so aus, als wenn
er jetzt doch noch etwas aus dem Keller benötigte.
»Ähm … Emma, Liebes, ich seh‘ grad’, die Pink Ladys sind alle.
Würdest du deinem alten Herren doch noch welche raufholen?«
Oh Mann! Mein Dad war ja so was von berechenbar!
»Mach’ ich«, knurrte ich und drehte mich auf dem Absatz um, um
wieder in dem Kellergewölbe oder Grabgewölbe, wie ich es
scherzhaft nannte, zu verschwinden. War ja klar … Immer, wenn
ich aus dem Keller kam, fiel Dad wieder irgendetwas ein, was er
noch brauchte, um mich dann erneut hinunterzuschicken. Unsere
Höchstleistung an Mehrfachgängen in den Keller lag derzeit bei
fünf. Ich wartete jetzt schon auf den Tag, an dem Dad diese Zahl
toppen und mich sechsmal (oder noch öfter) hintereinander in den
Keller schicken würde.
Auch, wenn er es selbst auf seine eigene Schusseligkeit
zurückführte, hatte ich das Gefühl, dass er das manchmal
absichtlich tat. Zumindest konnte er nicht leugnen, wenigstens ab
und zu seinen Spaß daran zu haben.
Ich schnappte mir eine der Apfelkisten und machte mich auf den
Weg zurück in den Laden.
Ich schnaufte, als ich die Treppe ein zweites Mal hochstieg. Die
Treppe war zwar nicht besonders lang (nicht mehr als 20 Stufen
oder so), aber ich war leider auch der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher