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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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er lief.
    Er sah, daß er nicht allein war.
    Noch mehr Menschen konnte er erkennen. Zwei, nein drei. Sie
rannten einen Weg entlang und suchten ihr Heil in der Flucht. Ihr
Ziel war ein am Wegrand abgestellter Wagen. Der stand dort mit
laufendem Motor und eingeschalteten Scheinwerfern. Aus einem braunen
Erdhügel ragte ein knorriger Stamm.
    Aus dem sich verdichtenden Nebel oberhalb der Köpfe der
Menschen schossen dünne Fäden, die die Davoneilenden
einholten, umschlangen wie überdimensionale Fadenwürmer und
einspannen.
    Die Menschen schlugen um sich und schrien wie von Sinnen –
Rani sah es an ihren geöffneten Mündern, ohne jedoch nur
einen einzigen Laut zu hören.
    Die Menschen veränderten sich blitzschnell. Es sah so aus,
als ob sie sich häuteten wie eine Schlange.
    Noch blieb ihre menschliche Gestalt erhalten. Doch die
Oberfläche ihres Körpers zeigte dicke Einkerbungen, die von
Grün bis Schwarz reichten. Sie sahen aus wie
überdimensionale Gehirne, die mit Armen, Beinen und einem Kopf
versehen waren.
    Und dann glitten die weißen Fäden auch auf Mahay zu,
waren überall, durchdrangen den ihn umgebenden Nebel und
verfolgten den Inder wie selbständige Tiere, die seine Witterung
aufgenommen hatten.
    In dem Moment, als er die erste Berührung spürte,
durchdrang ’ihn ein seltsames Bewußtsein, vermehrten sich
die Eindrücke, und es kam zu einem alptraumhaften Paradoxon
zwischen einer fernen Vergangenheit und der Gegenwart, die der Geist
des Tschonn in diesem Moment überbrückte und
streifte…
     
    *
     
    Der Tschonn war ein Dämon oder ein ›Gott‹ von den
Sternen, paktierte mit dem Großen Schlafenden in der anderen
Dimension im Innern des Steinernen Götzen und unterstützte
jetzt ganz offensichtlich den Angriff auf Macabros und die anderen.
Ein Fremder, ein Eindringling hatte einen Sieg errungen – und
eine Kraft griff ein, die nicht mal Kophas, der >Oberste
Siegelbewahrers kannte.
    »Wer bist du? Warum nennst du dich Tschonn? Was willst du von
uns?« fragte Macabros in der alten Sprache Xantilons den kahlen
grünen Kopf auf dem Hirnkörper furchtlos. Er durfte keine
Sekunde Angst zeigen und mußte beweisen, daß die
Verehrung, die ihm als ›Gott‹ zukam, berechtigt war.
    »Ich bin der Tschonn. Meine Wiege stand auf Etak… ich
will verhindern, daß ihr auch nur einen Zipfel Macht in die
Hand bekommt, die mir zusteht…« Die schmalen Lippen in dem
feisten, glänzenden Gesicht bewegten sich kaum. Die Augen
blickten starr. Die ganze seltsame Erscheinung schien zu wachsen wie
ein Pilz.
    In dieser Bemerkung war etwas, das Macabros stutzig werden
ließ.
    Die Macht, die mir zusteht!
    Behauptete nicht der Schlafende, ihm stünde das Recht zu, die
Völker zu führen, das Land zu besitzen?
    Wie vertrug sich der Anspruch des einen mit dem des anderen?
    Es war entweder ein Widerspruch, ein völlig schizophrenes
Verhalten oder der eine wußte nichts vom anderen. Das letztere
jedoch konnte er ausklammern. Die Nähe des Reiches, in dem der
Schlafende seine Macht ausbauen wollte, war unübersehbar. Der
eine mußte vom anderen wissen: Etak! Schon wieder war dieser
Begriff gefallen.
    Auch Kophas hatte ihn schon zweimal erwähnt.
    Auf Etak hatte alles begonnen, was den Schlafenden betraf. Als
Keimling hatten sie ihn an Bord genommen.
    »Etak, Kophas!« Macabros stieß es hervor, als
käme ihm plötzlich eine Erleuchtung. »Wie war das mit
dem Keimling! Erzähl’ es mir genau!«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Er war klein wie
ein Finger, und er wurde uns anvertraut. Er war eingeschlossen in
einen gläsernen Stein. Diesen Stein sollten war in einer
Vollmondnacht an einer genau bezeichneten Stelle in den Boden graben.
So hatte einer der Priester es geträumt. Daran hielten wir
uns.«
    »Was ist an der Stelle geschehen, wo der Stein vergraben
wurde?«
    »Der Steinerne Götze steht heute dort.«
    »Wer hat ihn errichtet?«
    »Niemand. Habe ich dir das nicht schon gesagt?«
    »Nein.«
    »Er ist von allein gewachsen. Der Götze – ist
naturgewachsener Stein…«
    Macabros vernahm die Stimme des Priesters wie aus weiter
Ferne.
    Kophas wollte noch etwas hinzufügen.
    Doch plötzlich versagte seine Stimme. Macabros sah, wie der
Priester wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte.
    Weiße Fäden glitten aus dem Wolkenmeer, fielen herab
auf Kophas und schienen wie Würmer in seinen Körper zu
kriechen.
    »Kophas!« Macabros sprang auf die Gestalt des Priesters
zu. »Der Stein aus Etak! Wo liegt er
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