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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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seist verflucht gegen sie
anzukämpfen und…«
    Weiter kam er nicht.
    Das Schwert sauste herab.
    Macabros hielt in der einen den Glasstein, in der anderen die
Waffe. Die Klinge teilte den Stein in der Mitte.
    Der alraunenhafte Dämon mit den bizarren Auswüchsen, die
bis an den äußeren Rand seines kleinen Gefängnisses
stießen, wurden wie der Stein geteilt.
    Seltsames geschah…
    Der Brocken in Macabros’ Hand wurde breiig, flüssig,
löste sich wie ein schmieriger, überdimensionaler
Blutstropfen von seiner Hand und klatschte auf die Erde zwischen die
Schädelreste.
    Der Meister einer Welt war tot. Und seine Welt, durch seinen
Willen und seinen Geist errichtet, starb mit ihm.
    In dem zyklopenhaften Steinernen Götzen rumorte es. Es
knirschte, ächzte und barst…
    Staub und Sand begannen zu rieseln, im Innern des Steinernen
Götzen begann die Auflösung.
    »Zurück!« brüllte Macabros den anderen zu, die
auf dem Platz vor dem Standbild versammelt waren und erkannten,
daß sie nicht mehr im Nebel-Labyrinth gefangen waren.
    Einige wichen zurück und starrten mit unverhohlenem Erstaunen
auf die Dinge, die sich abspielten.
    Der Götze geriet ins Wanken, kippte aber nicht nach vorn und
nicht zur Seite. Es schien, als würde eine lautlose Sprengung in
seinem Innern stattfinden.
    Er rutschte in sich zusammen. Und das geschah mit
Donnergetöse. Eine riesige Staubwolke verteilte sich über
dem freien Platz, über dem Eingeborenendorf, über dem
grünen Dach der Wildnis.
    Die Traphilen tauchten aus ihren Hütten auf und wurden
ebenfalls Zeuge, wie der riesige Götze in sich zusammensank. Nur
ein Berg aus Staub blieb von ihm übrig.
    In der kleinen überschaubaren Welt des Traphilen-Volkes kam
es zu einem einschneidenden Erlebnis. Für alle, die Zeuge
geworden waren.
    Und Macabros wußte, daß dieses erdrutschartige
Ereignis ungeahnte Folgen für die Zeugen und ihn, den
Auslöser, haben würde…
     
    *
     
    Das Ereignis in Xantilons ferner Vergangenheit wirkte sich auch
auf die Gegenwart Rani Mahays und seine ganz persönliche
Situation aus.
    Über eine unsichtbare geistige Brücke war die
beherrschende Kraft des Tschonn auch in die Gruft gekommen, die
Madame Fraque im Lauf vieler Jahre angelegt hatte und deren Geheimnis
ihm noch nicht ganz klar war.
    Mit dem Tod des Schlafenden, des Tschonn, mit der Vernichtung der
winzigen Lebenssphäre, in die er eingeschlossen war,
änderten sich schlagartig auch die Umstände, in die der
Inder geraten war.
    Das Nebel-Labyrinth löste sich auf. Die Welt wurde wieder
›normal‹, so normal, wie sie zwischen steinernen
Sarkophagen in einem verwunschenen Haus nur sein konnte.
    Mahay atmete schnell. Er war erschöpft und hatte das
Gefühl, seit Stunden auf den Beinen und wie ein Wahnsinniger
gerannt zu sein.
    Er fuhr sich über die Augen und mußte an das seltsame
Erlebnis denken.
    Er hatte auf dem Pfad durch den Nebel – seinen Freund
Björn Hellmark gesehen! Sie waren sich auf einer
rätselhaften Strecke zwischen Raum und Zeit begegnet. Und das
sorgte bei dem Inder für Verwunderung und forderte neue
Überlegungen. War es Björn gelungen, das
Ewigkeits-Gefängnis Molochos’ zu verlassen – oder
hatte Hellmark inzwischen seinen Doppelkörper ausgesandt und
versuchte aus eigener Kraft, sein Schicksal zu verändern?
    Mahay löste sich aus dem Bann und kam an dem Sarkophag
vorüber, in dem er vorhin – oder war es schon eine Ewigkeit
her – die tote Danielle de Barteaulieé gesehen hatte.
Danielle jedenfalls lag nicht darin, sondern ein mit einer
hauchdünnen vertrockneten Haut überzogenes und versponnenes
Skelett. Das Skelett des seligen Lord Chester of Wollath, der 1701
das Zeitliche gesegnet hatte.
    Hypnotische Einflüsse hatten Mahay in Bann gezogen. Sie waren
ausgelöst worden durch Madame Fraque, die sich des
rätselhaften Tschonn als Katalysator bedient hatte. Die
merkwürdige ›Alte‹ aus dem Hotel zeigte immer neue
Varianten ihrer dämonischen Fähigkeiten.
    Auf dem schnellsten Weg verließ Rani die
Gewölbegruft.
    Er hatte einen Verdacht, und er war froh, als er ihn
bestätigt fand.
    Er suchte Danielles Versteckauf und fand sie. Wie abgesprochen
hielt sie sich darin auf und zeigte sich verwundert über sein
Verhalten, seine Glückseligkeit.
    »Du tust gerade so, als hättest du mich eine Ewigkeit
nicht gesehen«, sagte sie.
    »Vielleicht ist es genauso, wie du sagst, Danielle.«
    »Du warst doch vorhin erst hier und hast mit mir gesprochen.
Ich habe mich noch
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