Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
und die Priester…
Auch Kophas!
    Aber sie achteten nicht auf ihn. Jeder war mit sich selbst
befaßt, jeder erlebte seine eigene Hölle inmitten eines
geistigen Traum-Labyrinths, das ihn wer weiß wohin
entführte. Für jeden konnte eine individuelle Zeitbahn
bestehen, eine individuelle Vergangenheit… Zukunft…
Gegenwart…
    Er unterlag den Einflüssen aus dem Körperhirn mit dem
kahlen grünen Buddha-Schädel in geringerem Maß als
diese Menschen aus Fleisch und Blut.
    Und darin lag eine Chance für sie alle.
    Die Stärke des Tschonn konzentrierte sich darauf, Visionen
und Traumbilder zu erzeugen und die Menschen glauben zu lassen,
daß sie sich in einem Labyrinth bewegten. Sie sahen sich
wirklich in diesem Labyrinth.
    Seine Stärke aber war gleichzeitig auch seine
Schwäche.
    Er konnte nur Bilder schicken und hoffen, daß seine
›Opfer‹ davor Reißaus nahmen. Er konnte sich
körperlich nicht zur Wehr setzen.
    Macabros hatte Kophas’ Schwert nach dem magischen Ritual
wieder an sich genommen.
    Damit stürmte er jetzt auf den Schädelberg zu, der sich
links vorm Eingang des Steinernen Götzen auftürmte.
    Macabros konzentrierte sich mit allen Sinnen auf seine Umgebung
und seine Aufgabe, um nicht erneut den Visionen des Tschonn zu
erliegen.
    Er schlug zu. Die Klinge spaltete die Knochen, die dort lagen und
fegten die Schädel auseinander. Es schepperte und raschelte. Die
Fetzen flogen. Der Berg wurde kleiner. Macabros trug ihn vollkommen
ab. Und niemand hinderte ihn daran!
    Dann flog der letzte Schädel auf die Seite.
    Macabros begann mit dem Schwert die Platte abzuheben, die wie ein
Grundstein in den Boden eingesetzt war und auf dem der erste
Schädel seinerzeit daraufgesetzt wurde.
    Unter der Platte – lag der Stein aus Etak!
    Er glühte schwarz-blau wie ein geschliffener Kristall, in
einem wilden Lacht. Der Stein war rechteckig und groß wie ein
Ziegel.
    Und – er war durchsichtig.
    Darin bewegte sich etwas.
    Macabros bückte sich, nahm den Stein in die Höhe und
starrte in das winzige, verschrumpelte Gesicht eines bizarren Wesens
– und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, als er das fremde,
bösartige Antlitz eines auf Etak geborenen Dämons so dicht
vor sich sah…
     
    *
     
    Das Wesen erinnerte ihn an eine Alraunwurzel.
    Es hatte einen Kopf und einen Körper, der aus einer Wurzel
gebildet zu sein schien.
    Die dünnen schwarzen Auswüchse rings um den winzigen
Leib, der nicht größer war, als eine Kinderhand, konnten
auch Tentakel sein.
    Tentakel im Lande Krosh… sie waren an Wänden und
Säulen zu finden… Tentakel, die den toten Körper der
Loark mit der Gallertkugel verbanden… weißliche Tentakel,
die durch den Nebel glitten… die Fangfäden des
Tschonn… Sowohl geistiger als auch materieller Art…
Tentakel, die in Raum und Zeit ragten, in die stoffliche und
nichtstoffliche Welt, in die Dimensionen…
    Alles – die Welt im Innern Krosh, die Schattenzone, aus der
die Gallertkugeln kamen, die aus dem Geist gebildet wurden, der
Schwarze Fluß, in dem der Schlafende ruhte, die Welt der
Spiegel, in der die Loark-Frauen gefangen wurden, die Einflüsse
und Kräfte, die die Priester empfingen, das Nebel-Labyrinth des
Tschonn… dies alles ging auf dieses winzige, bösartige
Geschöpf zurück, das einer dämonischen Welt
angehörte, von der er zum erstenmal aus Kophas’ Mund
vernommen hatte.
    Dieser in gläsernem Stein eingeschlossene Dämon war
sowohl der Schlafende in der Dimension des Schlafenden Götzen
als auch der Tschonn außerhalb des Kolosses, der durch ihn
gewachsen war.
    Eine lange Zeit der Entwicklung lag bereits hinter ihm. Die Welt,
die er bereits mit seinem Willen und seiner Kraft durchsetzt hatte,
war groß. Um wieviel größer aber würde sie erst
werden, wenn der unheilvollen und unheimlichen Entwicklung nicht
Einhalt geboten wurde?
    »Du wirst sterben, Dämon«, stieß Macabros
hervor, dem die Zusammenhänge völlig klar waren. »Dein
Anspruch an Blut und Leben jener, die diese Welt formen und gestalten
wollen, ist zu groß. Vieltausendfachen Tod hast du gefordert.
Nun bist du an der Reihe…«
    Er hob das Schwert des Priesters Kophas.
    Das runzlige grüne Gesicht im Innern des schwarz-blauen
Steines verzerrte sich. Vor Furcht und Widerwillen.
    »Ich werde sterben, ja. Aber ich werde dich über meinen
Tod hinaus verfolgen, das verspreche ich dir! Du bist früh
gekommen – aber nicht zu früh, um meinem Fluch zu entgehen.
Die Zeit...
    Die Zeit wird stets dein Gegner sein, du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher