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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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konnte niemand wahrnehmen, nicht mal einen Schatten.
    Und er hörte auch kein Geräusch.
    »Bolonophom? Harry?«
    Keine Antwort.
    Sie waren nicht mehr da. Ebensowenig wie die über siebzig
geretteten Loark-Frauen!
    Ein Schatten streifte Macabros’ Gesicht.
    »Wer in mein Reich dringt, muß damit rechnen,
Außergewöhnliches zu erleben«, hörte er eine
Stimme, die so grausam klang, daß er zusammenzuckte. »Ich
bin der Tschonn…, und du bist in meinem Labyrinth. Ich kann es
überall dort entstehen lassen, wo meine Feinde sich aufhalten.
Dies ist meine Stärke. Und ich werde dir hiermit beweisen,
daß ich stärker bin als du!«
    Die Stimme kam von oben. Macabros richtete den Blick in die
Höhe. Dort ballte sich der Nebel zu einer bedrohlichen
Wolkenlandschaft zusammen. Und aus den Wolken heraus wuchs eine
gewaltige, an ein Hirn erinnernde Masse. Sie war giftgrün und
pulsierte. Auf dem Hirn thronte ein kahler Kopf mit spitzen Ohren,
fett und feist wie ein Buddha.
    Der Tschonn…
     
    *
     
    »Warum ich dich verfolge? Nun, ich kann es dir genau
sagen«, antwortete Rani Mahay mit fester Stimme auf die Frage
der nackten Charmaine Fraque. Verführerisch saß sie vor
ihm, die langen Beine übereinandergeschlagen, leicht
zurückgebeugt. Die Brüsten schimmerten weiß aus der
Dunkelheit. »Weil deine Art zu leben, gefährlich ist.
Gefährlich für dich selbst, gefährlich für
andere…«
    »Welche Art zu leben die richtige für mich ist, das
mußt du schon mir selbst überlassen«, entgegnete sie
mit amüsiertem Lächeln. »Ich fühle mich wohl. Es
ist schön, wieder jung zu sein…«
    »Ja, es ist schön. Wenn es natürlich ist. Aber
deine Jugendlichkeit ist es nicht. Du hast sie gestohlen. Ein anderer
Mensch mußte dafür sterben…«
    »Dafür kann ich leben… – Aber unterhalten wir
uns nicht über Dinge, die längst erledigt sind. Sprechen
wir von etwas Aktuellem. Von dir zum Beispiel. Hast du
wirklich geglaubt, du könntest mich täuschen?« Sie sah
ihn aus dunklen Augen an. Die langen seidigen Wimpern betonten den
Ausdruck dieser Augen. Sie hatte die Jugend Claudia Sevoirs, aber sie
war eine junge Charmaine Fraque, so, wie sie vor sechzig, siebzig
oder achtzig Jahren ausgesehen hatte. »Nein, nicht mich…
ich habe gewußt, daß du wiederkommen würdest. Ich
habe fest damit gerechnet, und meine Spione waren darauf
eingerichtet.«
    »Deine… Spione?«
    »Ja, die Krähen. Keine gewöhnlichen Krähen.
Menschen wie du und ich… Sie waren einst Menschen. Tagsüber
sind sie Krähen, in der Nacht aber leben sie in meinem Hotel.
Als Geister in einem Zwischenreich, in einem phantastischen Land, in
das nur wenigen vergönnt war, einen Blick zu werfen.
Surrealistische Maler waren drüben, mancher Schriftsteller des
Phantastischen. Dinge, die man oft ihrer lebhaften Phantasie zuwies,
wurden in Wirklichkeit von ihnen gesehen und erlebt. Aber so direkt
konnten sie ihr Wissen nicht preisgeben. In verbrämter Form
gelangte es in die Öffentlichkeit. Es waren Bilder und Sequenzen
darunter, die aus der Zelt und dem Herrschaftsbereich des Tschonn
stammten, jenes Großen, der die Dämonen liebt und der die
Zeit und den Raum manipulieren kann wie ein Puppenspieler seine
Marionetten… Du hast noch niemals vom Tschonn gehört, nicht
wahr?«
    »Nein«, mußte Rani ehrlich zugeben. »Was hat
er mit Molochos und Rha-Ta-N’my zu tun?«
    »Nichts – und doch sehr viel. Es gibt magische und
natürliche Geschöpfe, die sich dem Okkulten und der Magie
verschrieben haben. Es gibt viele solcher Wege. Manche führen
auf Umwegen ins Ziel, andere direkt. Durch eine besonders intensive
Arbeit kam der Kontakt mit Molochos und Rha-Ta-N’mys Welt
zustande. Je länger man forscht, je mehr man bereit ist, sich
selbst aufzugeben, die Furcht auch vor den letzten Dingen zu
verlieren, desto größer ist die Chance, ganz tief in die
rätselhafte Materie, die scheinbar so undurchlässige Welt
der Geister und Dämonen einzudringen.«
    »Und sich in Netzen zu verstricken, aus denen es
schließlich kein Entkommen mehr gibt«, konnte Rani sich
die Bemerkung nicht verkneifen.
    »Es kommt immer auf den Standpunkt an«, erwiderte
Charmaine Fraque. »Ich fühle mich sehr wohl mit meinem
neuen Leben, und ich möchte mit nichts und niemand mehr
tauschen.«
    »Auch die durch das Leben einer anderen Person gewonnene
Jugend wird vergehen wie Schnee in der Sonne. Nichts auf der Erde ist
von Dauer…«
    »Was vergangen ist, kann man sich wieder holen.«
    »Durch ein
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