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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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Umgebung, die aus
nichts weiter bestand als aus einem Gewirr dunkler Pfade, die sich im
Nichts verloren. Einzelne Nebelschleier sahen aus wie dünne
Fäden, die durch den dichteren Nebel zu wachsen schienen, und es
war, als suchten sie etwas, nach dem sie greifen konnten. Wie
dünne Tentakel, die ein Opfer packen wollten…
    Mahay löste die schwarze Kerze von dem Altar, der aus einer
Marmorplatte bestand, auf der ein schwarzrotes Tuch lag. Weitere
Utensilien darauf gab es nicht.
    Das Zimmer war unbewohnt. Im Schrank hingen keine Kleider, das
Bett war nicht benutzt.
    Und doch wußte Rani, daß zu nachtschlafender Zeit
jemand in diesem Zimmer lebte. War es wirklich einer, der
›lebte‹ – oder nur eine oder einer, der
›erschien‹? So… wie Claudia Sevoir…
    Fünf Minuten hielt Rani sich in dem leeren Zimmer auf, dann
verließ er es. Die Kerze blieb zurück.
    Er warf einen Blick hinter jede Tür, die sich in der letzten
Nacht geöffnet hatte und aus der einer der Gespenstischen
gekommen war.
    Alle Zimmer waren leer.
    Dann erreichte er die hinterste Tür.
    Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, und er war
blaß. Die Gedanken an Jim und Danielle waren wie
körperliche Schmerzen.
    Sie mußten doch irgendwo hier sein! Danielle, ausgestattet
mit den magischen Kräften einer weißen Hexe, war nicht so
leicht zu überrumpeln. Zumindest einen Warnruf hätte sie
noch ausstoßen können.
    Aber dann mußte er an das spurlose und blitzartige
Verschwinden von Whiss denken. Auch der kleine Kerl aus dem
Mikrokosmos war überrumpelt worden.
    Die Mächte, die sich hier verbargen und blitzschnell
zuschlugen, waren offenbar kaum zu berechnen…
    Mahays Sinne waren zum Zerreißen gespannt, als er die
hinterste Tür aufstieß, hinter der das Grauen in der
letzten Nacht seinen Höhepunkt erreichte.
    Hier war der Lebenstausch zwischen Claudia Sevoir und Charmaine
Fraque vollzogen worden.
    Die Bilder standen wieder so intensiv vor seinen Augen, daß
er meinte, alles noch mal zu erleben.
    Er sah die Anordnung der Sitzmöbel, das Himmelbett, die
Stelle, an der die tote Camilla Davies gelegen hatte.
    In dem großen Zimmer herrschte die gleiche seltsame
Düsternis wie in den anderen Räumen.
    Auch dieser Raum war leer.
    Mahay riß hintereinander mehrere Streichhölzer an, um
besser sehen zu können. Er konnte es nicht glauben, daß
draußen heller Tag war, während hier jeder Aufwand
getrieben wurde, um das Tageslicht fernzuhalten.
    Diesmal hatte er Zeit, seine physischen und psychischen
Körperabläufe wurden nicht durch magische Einflüsse
belastet. Im Hotel war jemand – und es war doch niemand da. Die
Situation’ war anders als letzte Nacht, wohl deshalb, weil Tag
war.
    Aber Gefahr lag in der Luft und bestand in jedem Augenblick, in
dem er die alte, verbrauchte Luft einatmete.
    Er kam sich vor wie eine Testperson, die von unsichtbaren Blicken
begutachtet und beobachtet wurde.
    Dieses Zimmer, das eine Art Heiligtum für Charmaine Fraque
darstellte, nahm er sich ganz genau vor. Er sah sich jede Ecke an,
öffnete jede Schranktür und jede Schublade, in der
Hoffnung, auf etwas zu stoßen, das ihm bei der Klärung
eines tödlichen Geheimnisses helfen konnte.
    Hier im Hotel wurden Molochos und Rha-Ta-N’my verehrt. Aus
Madame Fraques eigenem Mund hatte er, Rani, sein Todesurteil
vernommen. Sie hatte ihn als Todfeind Molochos’ klassifiziert
– und damit war klar, daß sie die erste Gelegenheit nutzen
würde, ihm den Garaus zu machen. Jetzt, da sie ihn auch in der
Maske des Clochard wiedererkannt hatte, gab es keinen Grund, lange
mit ihrem Angriff hinter dem Berg zu halten.
    Warum zögerte sie so lange?
    »Was ist los mit Ihnen?« rief er plötzlich,
daß es wie Donnergrollen durch die stillen, verlassenen
Räume und den Korridor hallte. »Warum zeigen Sie sich
nicht?! Sie wissen doch, daß ich hier bin?! Kommen Sie
’raus aus Ihrem Versteck! Wenn Sie Jim und Danielle schon in
eine Falle gelockt haben, wird es Ihnen nicht schwer fallen, sie auch
über mir zuschnappen zu lassen…«
    Er stand mitten im Zimmer und blickte in die Runde. Seine Worte
verhallten, und er erwartete eine Antwort.
    Nur das Echo seiner eigenen Stimme antwortete. Es klang verzerrt,
dumpf und höhnisch. Wie aus einer Gruft…Er suchte weiter
und hatte das Gefühl, daß dieser Raum für ihn der
Schlüssel war.
    Und er wurde fündig!
    In der Nähe des Himmelbettes war der Teppich verrutscht. Der
Boden, der nicht mehr von ihm abgedeckt wurde, war heller als
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