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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
Autoren: Dan Shocker
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der Dämmerung über ihr fiel schwer und blitzschnell
etwas herab. Ehe Carminia begriff, was geschah, war es schon zu
spät.
    Der Druck auf ihren Schultern riß sie zu Boden.
    Instinktiv warf die Brasilianerin sich noch herum.
    Ein engmaschiges Netz lag über ihr, war mit Gewichten
beschwert und drückte sie zu Boden.
    Ein langer, dünner Pfeil wurde aus der Dunkelheit auf sie
abgeschossen. Er traf sie genau zwischen die
Schulterblätter.
    Die Frau streckte sich noch mal - dann fiel sie nach vorn, und das
dichtgewebte Netz bedeckte den reglosen Körper wie ein schwarzes
Leichentuch.
     
    *
     
    Björn Hellmark durchquerte in dem Augenblick den
düsteren Hausflur, als die blonde Frau die Tür zur Wohnung
von Marcel Leclerque aufstieß.
    »Pardon, Madame«, sprach er die Fremde an.
    Sie wandte den Kopf. Sie war nicht erschrocken.
    Das verwunderte ihn als nächstes. Eine andere Frau in dieser
Situation wäre zumindest zusammengezuckt und hätte sich vor
der Begegnung mit dem Mann, der aus der Dunkelheit kam, sicher
erschreckt.
    »Oui, Monsieur?«
    Der Mann von Marlos steuerte direkt auf sein Ziel los,
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie anspreche. Doch es hat
seinen besonderen Grund. Ich habe Sie heute abend schon mal
gesehen…«
    »Das ist möglich, Monsieur«, entgegnete sie
höflich. »Vielleicht unten vor dem Haus?«
    »Ja – auch da. Und auch – in der Wohnung von Albert
Nevieux…«
    Hellmark beobachtete die Wirkung seiner Worte auf dem Gesicht
seines Gegenüber.
    Ein verwunderter Blick traf ihn. »Ich verstehe Sie nicht,
Monsieur… Albert Nevieux… Ich habe diesen Namen noch nie
gehört. Sicher verwechseln Sie mich mit jemand…«
    Hellmark schüttelte den Kopf. »Nein, Madame! Ich habe
ganz in Ihrer Nähe gestanden und bin Ihnen bis hierher in diese
Wohnung gefolgt.«
    »Das ist aber nicht die feine Art, eine Dame
anzusprechen«, mußte er sich sagen lassen.
    »Manchmal heiligt der Zweck die Mittel. In dem Fall sind sie
angebracht. Erwartet Sie in dieser Wohnung, Madame, auch ein –
Sarg?«
    Björn wußte, daß sein Vorgehen brisant war. Aber
das Verhalten der Frau forderte ihn geradezu heraus.
    »Sarg?« Ihre Reaktion wirkte echt. »Wie kommen Sie
denn darauf? Was soll Ihre merkwürdige Frage,
Monsieur?«
    In allen Einzelheiten erzählte Björn, was er in Albert
Nevieux Wohnung gesehen hatte.
    Die Frau stritt ab, jemals in Nevieux Wohnung gewesen zu sein und
behauptete, nichts von dem, was er sagte, zu begreifen.
    »Sie haben zuviel getrunken«, mußte er sich sagen
lassen. »Am besten ist es, Sie gehen nach Hause und schlafen
Ihren Rausch aus! Und nun – möchte ich Sie bitten, mich
nicht länger zu belästigen. Ich habe anderes zu tun, als
mich zu nachtschlafender Zeit mit fremden Männern im Korridor
eines Hauses zu unterhalten!«
    Schnippisch drehte sie den Kopf, kümmerte sich überhaupt
nicht mehr um ihn, drückte die Tür zur Wohnung vollends auf
und verschwand darin.
    Das Verhalten dieser Frau war alles andere als normal. Er hatte
endgültig den Beweis!
    War sie eine Verrückte? Oder spielte sie wie eine
Schauspielerin perfekt ihre Rolle?
    Björn neigte eher dazu, das erstere anzunehmen.
    Die Nachtseelen von Zoor – gingen auf Nh’or Thruu, den
Irren, zurück. So hatte Ak Nafuur ihm gesagt.
    Die Frau machte den Eindruck einer Hypnotisierten. Sie wurde als
Werkzeug benutzt. Ihr Verhalten war in höchstem Maß
verdächtig.
    Von unten vernahm er aus der Dunkelheit das Klappen der
Haustür. Es kam noch jemand.
    Hellmark verdrückte sich im Dunkeln neben einem
Mauervorsprung und hielt den Atem an.
    Der Aufzug wurde nicht benutzt. Auch knarrende Stufen waren in der
allgemeinen Stille nicht zu hören.
    Und doch kam jemand! Instinktiv fühlte Hellmark es.
    Es näherte sich lautlos… wie ein Gespenst…
    Nein – wie zwei Gespenster!
    Von der schattigen Ecke aus, in die er sich gedrückt hatte,
konnte er den Treppenaufgang übersehen. Zwei schwarze, beinlose
Gestalten schwebten nach oben und näherten sich der Tür.
Dann war wieder jenes leise Schaben und Kratzen zu hören, das
die beiden Ankömmlinge mit ihren Händen verursachten.
    Weitere Nachtseelen kehrten heim!
    Hellmark hatte eine furchtbare Vermutung.
    Das schwarze, schlangenähnliche Ding, das versucht hatte, in
Macabros’ Körper einzudringen, ehe es erkannte, daß
dieser Leib sich nicht dafür eignete, hatte von weiteren
Menschen Besitz ergriffen und sie zu Nachtseelen werden lassen. Wie
Pierre Yves Bayonne und Albert Nevieux!
    Die
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