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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
Autoren: Dan Shocker
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los,
der sich ebenfalls überraschend still verhielt, als lausche er
in sich hinein.
    Alles Leben schien aus seinem Körper zu weichen. Nur seine
Augen befanden sich noch in steter Bewegung, wurden größer
und traten hervor, so daß man meinen konnte, sie würden
ihm jeden Augenblick aus dem Kopf springen.
    Carminia Brado wirbelte herum und kam auf die Beine.
    Zu ihrem Entsetzen sah sie, daß der Spalt über ihr
riesengroß, aber auch sehr weit entfernt war, daß sie ihn
nicht mehr mit ihren Händen erreichen konnte, als sie sich nach
den Kanten der Steinquader streckte.
    Selbst als sie sich auf die Fußspitzen stellte, war es ihr
nicht möglich.
    Der Raum ringsum wuchs mit rasender Schnelligkeit – Nein!
gellte es da durch Carminias Inneres. Nicht die Wände wachsen,
sondern die Menschen, die hier hineingeraten sind, schrumpfen!
    Der Eingeborene mit dem langen, schwarzen Haar kam mit tierischem
Knurren auf die Beine, blickte sich gehetzt um, sprang dann auf eine
der schiefen Wände zu und schlug mit beiden Fäusten
dagegen.
    Alles ging rasend schnell.
    Carminia hatte plötzlich das Gefühl, in einer riesigen
Halle zu stehen, in der sie winzig und verloren wie eine Ameise
wirkte.
    Da wurden die Konturen der Mauern durchsichtig und wehten hin und
her wie Nebelschleier. Dahinter dehnte sich ein bizarrer,
fremdartiger Dschungel aus, in den sie beide fielen.
    Die Brasilianerin spürte gleich darauf, daß der Boden
unter ihren Füßen nicht mehr hart und steinig war, sondern
weich und schwammig, wie aus feuchtem Laub.
    Ihre Umgebung war schummrig. Im Halbdämmern sah sie bizarre
Pilze und Baumstämme, die sie aufs äußerste
erschreckten.
    Der Eingeborene schrie gellend auf, schlug beide Hände vors
Gesicht, öffnete dann vorsichtig die fest vor die Augen
gepreßten Finger, um einen verstohlenen Blick durch die Ritzen
zu werfen, und mußte feststellen, daß der Eindruck sich
nicht verändert hatte.
    Die unheimliche Umgebung war geblieben.
    Ein leises Stöhnen entrann Carminia Brados Lippen.
    Die Frau schraubte sich langsam von Boden empor und starrte die
knorrigen Baumstämme, die alle riesige, schwarze Gesichter
darstellen, gegen die sie klein und winzig wirkte.
    Die Baumriesen hatten eine Höhe von mindestens einem oder
mehr Kilometern, und ein Zehntel dieser Größe wurde von
den bizarren Schädeln eingenommen.
    Die Gesichter waren in den Stamm geschnitzt, und alle
Sinnesorgane, wie sie auch im Antlitz eines Menschen vorkamen, waren
detailliert von Riesenhand herausgearbeitet.
    Nicht minder unheimlich und riesig waren die Pilze, die einen
unübersehbaren Wald bildeten.
    Im Vergleich zu ihnen wirkte Carminia Brado winzig und verloren in
dieser gewaltigen Welt, in der alles urwelthafte Größe
erreichte und wild wucherte, daß man jeden Augenblick davon
erdrückt zu werden fürchten mußte.
    Das Raunen in der Luft kam von einem heißen Wind, der
trocken durch das Blattwerk der dichten Wipfel fuhr, und sie in
Bewegung setzte. Das hörte sich an, als würde ein Riese auf
einem magischen Instrument spielen.
    Der Eingeborene aus dem afrikanischen Busch glaubte sich in einen
alptraumhaften Dschungel versetzt.
    Der Unglückliche raufte sich die Haare, vollführte einen
wilden Tanz um seine eigene Achse und schrie gellend auf, als
würden Unsichtbare ihn angreifen.
    Im nächsten Moment schoß er wie eine Rakete davon und
verschwand im Unterholz. In der Dunkelheit des bizarren Riesenwaldes
ließ er sich nicht mehr von Carminia zurückrufen.
    Nach wenigen Schritten gab die Brasilianerin auf, atmete tief
durch und versuchte innerlich zur Ruhe zu kommen.
    Ihr wild pochendes Herz beruhigte sich, ihr Atem wurde
langsamer.
    Carminia kehrte an die Stelle zurück, wo sie aus der normalen
Dimension angekommen war. Sie hoffte einen Anhaltspunkt zu finden,
der ihr weiterhalf, wieder etwas in Gang zu setzen, um die Dinge
rückwärts ablaufen zu lassen.
    Aber alles war ’normal’ – wenn das Wort für
diese Welt überhaupt zutraf.
    Es gab keinen Weg zurück für sie!
    Ihr wurde klar, was für ein Mechanismus automatisch in der
Kammer mit den windschiefen Wänden, der schrägen Decke und
dem aus dem Winkel geratenen Boden ausgelöst worden war.
    Geheimnisvolle magische Kräfte, die seit Jahrtausenden in
diesen Mauern schlummerten, waren erneut wirksam geworden.
    Diesmal genau in die Richtung, in die sie wirken sollten, für
einen, für den sie gedacht waren.
    Shab-Sodd!
    In dieser Kammer hatte er vor Jahrtausenden die Reise aus
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