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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
Autoren: Dan Shocker
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sich plötzlich weiteten.
    »Nichts geschieht ohne Grund«, kam es über Alberts
Lippen. »Dreh’ dich um, Gaston… Schau dir das
an!«
    Belmond wandte den Kopf. Genau hinter seinem Zelt, nur wenige
Schritte entfernt, befand sich etwas, das bei ihrer Anwesenheit noch
nicht da gewesen war.
    Gaston Belmond wollte sprechen, doch die Worte blieben ihm im Hals
stecken.
    Zwischen dem Dickicht hinter der ersten Reihe der Baumriesen, die
den Lagerplatz säumten, befand sich eine Ruine, die entfernte
Ähnlichkeit hatte mit den Renten einer mittelalterlichen
Burg.
    Grobes Mauerwerk ragte schräg aus dem Boden und wurde
flankiert von einem gewaltigen, halb abgebrochenen Turm, dessen
Zinnen in der Dunkelheit mehr zu ahnen, denn zu sehen waren.
    Es schien, als wäre dieses steinerne Ungetüm innerhalb
der letzten Minuten wie ein Monster der Urzeit aus dem Boden
gekrochen.
    Aber – Steine waren tot. Sie konnten sich nicht bewegen.
    Wie in Trance gingen Gaston Belmond und Albert Nevieux auf die
Erscheinung zu…
     
    *
     
    Erscheinung?
    Im ersten Moment konnte man das Objekt aufgrund der besonderen
Umstände, mit der es sichtbar wurde, dafür halten.
    Doch als die beiden Männer unmittelbar davor standen,
begriffen sie, daß sie keiner Halluzination zum Opfer gefallen
waren. Es handelte sich zweifellos um die Reste einer Burg! Mitten im
Urwald des Kongo!
    Eine paradoxere Situation konnten sich die beiden Männer im
Moment nicht vorstellen.
    Gaston Belmond ging in die Hocke und tastete vorsichtig nach einem
massigen Steinquader, der zur Stützmauer der Ruine gehörte.
Kühl und rauh fühlte sich die Oberfläche an.
    Direkt dahinter begann ein großer Torbogen, der in eine
unbekannte Finsternis führte.
    Die Steine waren alt, aber sie hatten niemals hier im Dschungel
gelegen! Sie waren weder mit Moos überwachsen, noch vom wild
wuchernden Dschungel in Mitleidenschaft gezogen.
    Aus dem Zelt trat nun auch Lucile Belmond.
    Die honigblonde Französin, mit dem Baby-Doll-Gesicht und den
geschmeidigen Bewegungen einer Katze, kam um das Zelt herum. Sie
begriff ebenso wenig wie die beiden Männer, was da im Dschungel
hinter ihnen aus dem Nichts entstanden war.
    »Hier spukt’s«, nickte der Fotograf aus Paris.
»Die Sache ist natürlich hochinteressant für mich. Ein
solches Motiv mitten im Dschungel bekommt man nicht alle Tage vor die
Linse. Ich hole schnell meine Kamera, bin sofort wieder
da…«
    »Bring’ noch ’ne Taschenlampe mit«, sagte
Belmond mit belegter Stimme. »Ich möchte dieses Wunderding
bei Licht näher betrachten.«
    »Gaston«, wisperte Lucile, »was hat das alles nur
zu bedeuten?«
    Die dunklen Augen der schönen Frau blickten
ängstlich.
    »Keine Ahnung, Cherie. Wenn ich es wüßte,
wäre mir auch wohler.«
    Er dachte an die Träger und sprach über sie. Er konnte
ihr Verhalten nun verstehen. Auch sie hatten das Geräusch
gehört – noch vor ihm. Voller Entsetzen hatten sie von
ihrem Zelt aus gesehen, wie sich aus dem Nichts Reste einer Burg
materialisierten.
    Die abergläubischen Eingeborenen wußten keinen Rat,
fanden keine Erklärung. Damit standen sie mit den Weißen,
die sie hierher begleitet hatten, auf einer Ebene. Auch Belmond,
seine Frau und Albert Nevieux konnten sich den mysteriösen
Vorgang nicht erklären.
    Der Fotograf brachte außer seiner Kamera zwei Taschenlampen
mit.
    Die eine knipste Belmond sofort an.
    Wie ein riesiger Geisterfinger wanderte der Strahl lautlos
über die kahlen, grauschwarzen Wände des klobigen Gesteins,
über die Rundungen des Turms mit den winzigen Fenstern und den
Torbogen hinweg, um dann wieder zitternd vor den Füßen des
Mannes zu verharren.
    »Bleibt hier«, sagte Gaston Belmond unvermittelt.
    »Was hast du vor?« fiel Lucile ihm ins Wort. »Ich
bleibe auf keinen Fall allein hier…«
    »Das sollst du auch nicht, Cherie«, entgegnete der Mann.
»Albert ist bei dir.«
    »Was hast du vor?« wiederholte sie.
    »Bevor ich mir die Ruine von innen ansehe, will ich erst
wissen, wie groß der Komplex eigentlich ist, der hier vom
Himmel herunter gefallen ist… Daß Teile von Skylab auf die
Erde flogen, daran ist nicht mehr zu zweifeln. Daß aber Teile
von Burgen herabstürzen, daß ist das
neueste…«
    »Vielleicht steckt ein spleeniger Ölmillionär
dahinter«, warf Albert unvermittelt ein.
    »Und was soll er damit zu tun haben?« fragte Lucile
Belmond.
    »Ganz einfach. Diese Leute wissen ja nie so genau, was sie
mit ihrer Zeit und vor allem mit ihrem vielen Geld anfangen
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