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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
Autoren: Dan Shocker
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einzelne Wort. »So gesehen, Monsieur Leclerque, befinden
Sie sich mit Ihrer Kombination auf dem Holzweg. Wenn Sie allerdings
meinen, daß mein Vater eine Freundin hätte – das kann
ich natürlich nicht wissen. Obwohl ich das Gefühl habe,
daß meine Eltern eine gute Ehe führen und sich
prächtig verstehen. Meine Mutter ist eine ausgesprochen
gutaussehende, interessante Frau…«
    »Um so besser. Dann können wir das
ausschließen.«
    »Dennoch verstehe ich nicht, worauf Sie eigentlich hinaus
wollen«, warf Belmond ein. Er hatte von Freunden gehört,
daß Leclerque zuverlässig in seinem Fach wäre und die
erstaunlichsten Dinge zuwege brächte. Belmond hatte nie im Leben
zuvor etwas mit einem Privatdetektiv oder der Polizei zu tun
gehabt.
    »Lassen wir das jetzt«, nickte Leclerque, griff nach
seinem Glas, lächelte Belmond zu und nahm einen Schluck Rotwein.
»Erzählen Sie weiter! Ich bin unhöflich,
Monsieur… Entschuldigen Sie! Ich unterbreche Sie sehr
oft.«
    »Allzuviel gibt es da nicht mehr zu berichten. Es ist die
Veränderung, die mir aufgefallen ist. Es ist, als stehe mein
Vater unter einem Druck, als würde er bedroht… Und warum,
so frage ich mich, ist er tagsüber nicht mehr erreichbar? Das
war früher ganz anders. Das hat sich geändert, seit seiner
letzten Forschungsreise…«
    »Was sind das für Reisen, die Ihr Vater immer
unternimmt?«
    »Reisen aus Neugierde und Besessenheit. Es bereitet ihm
einfach Freude, sich die Welt anzusehen. Aber nicht als
Massentourist, sondern als Individualist. Er benutzt Wege, die sonst
niemand sucht. Er jagt in Afrika, auf Sumatra und Borneo ebenso wie
in Indien. Er ist stets auf Entdeckungen aus, weil die Welt, wie er
glaubt, noch viele Rätsel und Geheimnisse birgt. Wenn er
unterwegs ist, fühlt er sich stets als Forscher und Sucher und
hofft, eines Tages durch Zufall oder gezielt eine entscheidende
Entdeckung zu machen. Wie einst Heinrich Schliemann… Das hat er
sogar schon wörtlich gesagt… Mein Vater ist ein
großartiger, interessanter Mensch. Er ist vielseitig, hat
Verständnis für alles, und wenn man bedenkt, daß er
erst Mitte Vierzig ist, hat er es in der kurzen Zeit schon sehr weit
gebracht.«
    Leclerque nickte. Er kannte die Familiengeschichte der Belmonds.
Vor hundert Jahren hatte der Großvater von Gaston Belmond im
Gebiet der Languedoc und Rousillon Felder mit Rebstöcken gekauft
und mit einem kleinen Winzereibetrieb begonnen. Noch Gaston Belmonds
Vater war es nicht gelungen, die Firma über die Ansätze
eines kleinen Familienbetriebes zu erweitern. Erst der junge Gaston
nahm die Sache in die Hand. Mit modernem Management zog er einen
Reklamefeldzug auf, machte den Namen Belmond in ganz Frankreich
berühmt, änderte die Etiketten auf den Weinflaschen und
investierte, daß man befürchtete, die nächsten
Generationen würden noch bis zum Hals in Schulden stecken. Aber
die kaufmännische Kalkulation Gaston Belmonds erwies sich als
goldrichtig.
    Der Privatdetektiv griff unvermittelt nach der mitten auf dem
Tisch stehenden Weinflasche. Er drehte sie so, daß er das
verschnörkelte und auffallende Etikett betrachten konnte. Auf
ihm prankte der Name ’Belmond’ in goldenen Buchstaben, als
Zeichen für die Güte eines besonderen Weines.
    »Ihr Vater ist demnach auch ein sehr großzügiger
Mann«, sinnierte der Detektiv aus Paris. »Er
läßt Sie studieren, macht Ihnen keinerlei Vorschriften und
zwingt Sie nicht, unbedingt auch Weinbauer zu werden, um später
mal den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Einen Mann mit derart
großem Herzen findet man leider nur selten…«
    Jacques Belmond nickte. »Sie sprechen mir aus der Seele,
Leclerque.«
    »Es ist also nicht die Sorge darum, daß etwas auf dem
Gut Saint Martin vorgeht, wovon ich nicht die geringste Ahnung habe.
Manchmal kommt es mir so vor, als wolle Vater mir etwas sagen, wenn
sich die Gelegenheit dazu biete, aber – entschuldigen Sie bitte,
daß ich jetzt so drastisch werde – dann scheint
irgendetwas mit einer Pistole im Nacken hinter ihm zu stehen und ihn
davon abzuhalten.«
    »Sie denken an – Erpresser?«
    »Ja. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber dann, Monsieur, verstehe ich eines nicht. Wieso wenden
Sie sich an mich und nicht direkt an die Polizei? Das würde Sie
erstens keinen Sou kosten und wäre zweitens der folgerichtige
Weg, den Sie gehen müßten…«
    »Diesen Gedanken hatte ich auch’. Aber es sind die
Zweifel, die mich davon zurückhalten. Welche Beweise habe
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