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Macabros 071: Spinnenritter greifen an

Macabros 071: Spinnenritter greifen an

Titel: Macabros 071: Spinnenritter greifen an
Autoren: Dan Shocker
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Seite,
um mehr Platz zu schaffen. Er selbst mußte sich bücken
– und nicht anders erging es Tschakko, um mit dem Kopf nicht an
die niedrige Decke zu stoßen.
    In Mallets Hirn kreisten Fragen. Eine der bedeutsamen war, so fand
er, daß der Asiate den »Unbezwingbaren« mit
»Herr« anredete. Zwischen den beiden gab es also ein
Abhängigkeitsverhältnis.
    Lanzinski griff nach dem Bild. »Wenn Sie schon so starkes
Interesse zeigen, warum soll ich Ihnen dann verwehren, es genau zu
betrachten? Als Reporter haben Sie das Recht, sich für Dinge zu
interessieren, die nicht jeden etwas angehen und doch viele
interessieren. Das ›Magazin Noir‹ ist mir ein Begriff.
Während der Reise durch Frankreich hatte ich Gelegenheit, hin
und wieder einen Blick in die Broschüre zu werfen. Interessante
Beiträge! Und Sie glauben, daß das, was Sie mich gefragt
hätten, dem Chef-Redakteur aktuell und informativ genug gewesen
wäre, um es ebenfalls in dem Magazin zu
veröffentlichen?« Gerard Mallet nickte. »Ganz sicher,
Monsieur! Niemand weiß über Sie etwas Genaues. Sie reisen
mit einem Zirkus dritter Qualität durch die Lande und
könnten doch die Weltsensation sein. Ein Mann, der sich mit
bloßem Körper den Flammen aussetzt und nicht verbrennt,
ist ein Wunder. Oder – ein Magier…«
    »Daß es ein drittrangiger Zirkus ist, hat seine
Bedeutung. Hier bin ich mit den Menschen zusammen, die mir das
bieten, was ich brauche«, antwortete Pawel Lanzinski hart.
»Und bevor Sie etwas über mich schreiben, hätten Sie
mich fragen sollen. Es war nicht klug von Ihnen, mich zu belauschen.
Das können Sie nicht mehr gutmachen…«
    »Was soll das heißen?« stieß Mallet hervor.
Er blickte abwechselnd von einem zum andern, und ein ungutes
Gefühl beschlich ihn.
    »Bevor wir zum Wesentlichen kommen, werfen Sie ruhig einen
Blick auf das Bild. Es hat Sie doch so interessiert, nicht
wahr?« Mit diesen Worten hielt Pawel Lanzinski ihm die DIN A 5
große Fotografie vor die Nase.
    In dem schummrigen Licht des Wohnwagens sah der Franzose das
Motiv. Es war eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die Pawel Lanzinskis
Konterfei groß und detailliert zeigte. Da merkte der
Betrachter, daß mit der schimmernden Oberfläche des Fotos
etwas nicht zu stimmen schien.
    Es changierte – bewegte sich also, als ob lautlos Schatten
darüber hinweghuschten.
    Und genauso war es!
    Bei näherem Hinsehen wurde ihm bewußt, daß das
Gesicht wie ein Puzzle von zungen-, blatt- und
flügelförmigen Teilen zusammengesetzt war.
    Diese Teile – bewegten sich wie lodernde Flammen, wie
schlagende Flügel…
    Gerard Mallet schluckte. Er fühlte plötzlich einen
Schmerz in sich und hörte ein Warnsignal, das ihm bedeutete,
daß er sich in größter Gefahr befand.
    Er war – fast gegen seinen Willen – in etwas geraten,
was er lieber nicht gesehen oder gehört hätte.
    Es gab ein Geheimnis um Pawel Lanzinski. Er hatte es geahnt, als
er zum ersten Mal über den seltsamen Fremden, der mit Zigeunern
herumzog, las.
    Mallet wollte den Blick abwenden, doch er brachte es nicht fertig.
Wie gebannt starrte er weiter auf das Bild und sah, wie das Gesicht
vor seinen Augen sich auflöste. Dahinter erschien ein neues wie
eine Spukerscheinung, die von einer ersten Schicht befreit wurde.
    Die schwarzen, lautlos emporzuckenden Flammen enthüllten ein
teuflisches Antlitz, das aus schwarzen Vogelschwingen zusammengesetzt
war, sich ebenfalls auflöste und ein weiteres, dahinter
befindliches Bild freigab.
    »Molochos und Rha-Ta-N’my«, hörte er wie aus
weiter Ferne Pawel Lanzinskis dumpfe Stimme, »sind die Garanten
meines Lebens, meines Erfolges. Nichts wird mich von ihnen trennen,
Monsieur Mallet. Und deshalb müssen wir es tun…«
    Da riß der junge Franzose den Kopf hoch und löste sich
vom Anblick des Bildes, das abermals changierte, als
besäße es überhaupt keine Fläche, sondern
wäre ein dunkles, rechteckiges Loch, von einem schmalen,
weißen und papierenen Rahmen umgeben.
    »Neugierde ist in den seltensten Fällen gut«,
murmelte der »Unbezwingbare«.
    Gerard Mallet blickte in die Augen dieses rätselhaften Mannes
und schüttelte voller Entsetzen den Kopf.
    »Nein… nein, das können Sie nicht tun«, drang
es dumpf und heiser aus seiner Kehle. »Ich werde die ganze
Gegend zusammenschreien…«
    »Und niemand wird Sie hören! Obwohl dort drüben,
nur eine Steinwurfweite von Ihnen entfernt, hunderte von Menschen
sitzen, wird niemand merken, was sich hier abspielt, Monsieur.
Hören Sie das
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