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Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Titel: Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
Autoren: Dan Shocker
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Als der Fremde das kleine Geschäft betrat, freute sich John
Mills, der Inhaber. Er wäre weniger erfreut gewesen, hätte
er in diesem Augenblick gewußt, daß er noch genau
fünf Minuten zu leben hatte…
    »Bitteschön, was darf es sein?« John Mills blickte
dem Ankömmling offen ins Gesicht. Er trug eine Brille mit dicken
Gläsern, weil er kurzsichtig war. Mills besaß das, was man
in früheren Zeiten im Westen als ›Magazin‹
bezeichnete. Hier konnte man fast alles bekommen. Von der
Ansichtskarte bis hin zum Wohnwagen, für die er Bestellungen
entgegennahm. Alle Arten von Souvenirs gab es hier ebenso zu kaufen
wie Lebensmittel und Getränke.
    Nach Las Vegas kamen viele Touristen. Die meisten, um sich zu
amüsieren und zu spielen. Aber diese Menschen brauchten auch
Postkarten und Briefpapier, aßen zwischendurch mal ein Hot Dog
und tranken eine Flasche eisgekühltes Coca Cola.
    So blieb doch mancher Dollar zwischen John Mills’ Fingern
hängen. Sein Einkommen war eher bescheiden zu den Umsätzen,
welche die Spielhallen, die Amüsierlokale, die Striptease-Bars
und Varietes, machten. Doch der Kaufmann, der in dieser Stadt
großgeworden war und frühzeitig eingesehen hatte,
daß es besser war, kleine Brötchen zu backen und den
»Großen« nicht ins Gehege zu kommen, war zufrieden.
Die Stadt befand sich in den Händen einiger Banditen, die
lässig die wahre Macht hier ausübten.
    »Ich bin fremd hier«, sagte der Besucher, griff nach
einer Tüte Eiskonfekt und legte achtlos einen Dollar auf den
Tisch, als hätte er die Frage überhaupt nicht gehört.
»Das Haus da drüben – wem gehört es?«
    Es war ein großes, repräsentatives Haus, und es
paßte stilmäßig überhaupt nicht hierher an den
Rand der Wüste, wo die meisten Häuser nur aussahen wie
schmucklose Kästen, an die ein phantasieloser Architekt
Neonröhren aller Farben und Größen geklemmt hatte, um
die Fassade ein wenig aufzulockern.
    Das Haus aber, von dem der Besucher sprach, hatte ein Gesicht. Es
war drei Stockwerke hoch, wies zahlreiche kleine Fenster auf, war mit
Erkern, Dachgauben und grünen Fensterläden versehen und sah
aus als ob es aus alter Zeit stamme.
    Über dem mit Balken verzierten, überdachten Eingang
befanden sich große, verschnörkelte Buchstaben, die dem
Haus den Namen gaben: ›The Puppet's House‹.
    In der Tat sah dieses Fachwerkhaus aus wie ein großes
Puppenhaus. Es wirkte anheimelnd, gemütlich und einladend.
    Aber die Fassade täuschte.
    Eingeweihte wußten es: dort hinter der romantischen Fassade,
hinter den kleinen Fenstern mit den im Parterre immer geschlossenen,
dunkelgrünen Läden, ging es hoch her.
    »Mister Harrison ist der Eigentümer«, sagte Mills
rasch. Seine Stimme klang belegt.
    »Mister Harrison?«
    Der Kaufmann kam um die alte, abgegriffene Theke herum, auf der
das Wechselgeld lag, das der Kunde mit keinem Blick streifte.
    »Ein wunderliches Haus«, fuhr John Mills fort, und er
schien die nachhakende Frage nicht vernommen zu haben. »Dort
gibt es alles, was das Herz eines Mannes begehrt. Gutes Essen und
Trinken, gepflegte Gespräche mit schönen Frauen,
Striptease-Shows. Alles, was sonst hier geboten wird, stellen die in
den Schatten. Wenn einer es will, kann er später mit der
Auserwählten schlafen. Ich möchte keine Flüsterparolen
verbreiten, aber es heißt, daß man dort drüben in
›The Puppet’s House‹ Frauen findet, die für einen
Normalsterblichen sonst unerreichbar sind. Gina Monelli zum
Beispiel… oder Linda Barnow, der bekannte Fernsehstar… dort
drüben verkehren sie und sind für jedermann
zugänglich…«
    »Dieser Harrison, Mister… was wissen Sie über
ihn?« unterbrach ihn der Kunde.
    »Nichts weiter, als daß er Mike Harrison
heißt.«
    »Sie haben ihn noch nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Das ist recht ungewöhnlich.«
    »Ach wissen Sie, ungewöhnlich… was ist in dieser
Stadt schon ungewöhnlich, Mister? Alle Welt hier weiß,
daß das ›Puppet’s House‹ Mike Harrison
gehört und damit hat es sich.«
    »Und kein Mensch weiß, wie er aussieht?«
    Mills hob und senkte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht…
wenn ich ihn als sein unmittelbarer Nachbar noch nie gesehen
habe…«
    »Eben. Das war’s, was ich wissen wollte. Und nun gehen
Sie bitte nach hinten, Mister!« Die Stimme klang plötzlich
schärfer.
    John Mills glaubte, sich verhört zu haben. »Wie
bitte?« fragte er. Da fiel sein Blick auf die ausgebeulte
Rocktasche des Besuchers.
    Deutlich zu erkennen war die Mündung der
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