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Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Titel: Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
Autoren: Dan Shocker
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den verführerischen Duft ihres
Körpers.
    »Ich freue mich, Rob«, raunte sie. »Endlich! Ich
kann es kaum fassen. Ich habe schon nicht mehr damit gerechnet,
daß es mal wahr werden könnte.«
    »Es wird wahr, Nicci! Du kannst dich darauf verlassen,
daß alles so über die Bühne geht, wie wir es
abgesprochen haben.« Er erwiderte ihren Kuß. Alle konnten
es sehen, wie sie sich von ihm löste und in den Saal
zurücktanzte, die Stufen hinaufschritt und ihren Körper zu
den plötzlich schneller werdenden Rhythmen zu drehen und zu
wenden begann. Sie riß die Arme empor, die Beine,
vollführte einen tollen Wirbel, daß die Anwesenden Beifall
klatschten.
    Nicole atmete schnell, und man sah ihr die Anstrengung nicht an,
die sie von sich forderte. Alles wirkte so leicht, so
selbstverständlich.
    Niemand auch merkte ihr an, daß sie anders dachte und
fühlte als in den Wochen und Monaten zuvor, seitdem sie hier im
Puppet’s House auftrat.
    Sie trug sich mit Fluchtplänen. Sie war entschlossen,
Schluß zu machen und von hier zu verschwinden.
    Rob Hermann war ihr Verbindungsmann nach draußen.
    Sie wollte wieder hinaus in die Welt. Und sie hatte Angst davor.
Grauen erfüllte sie, wenn sie daran dachte, was geschah, wenn
die Sache schiefging…
     
    *
     
    Rob Hermann leerte sein Glas.
    Er war glücklich und zufrieden, als die Musik plötzlich
abbrach, als Nicole mit einem blitzschnellen Handgriff die beiden
dünnen Schleifen zu beiden Seiten ihrer Hüften löste
und den letzten Rest ihres Kostüms zu Boden gleiten ließ,
ehe das Licht verlöschte.
    Beifall… Pfiffe… Zurufe…
    So war es Abend für Abend.
    In der Dunkelheit huschte sie hinter den Vorhang und verschwand
sofort in ihrer Garderobe, wo anheimelndes Licht brannte.
    Auf dem Schminktisch vor dem Spiegel, der fast die ganze Wand
dahinter einnahm, lagen Karten und Briefe. Verehrerpost von
Männern, die Nicole an ihren Tisch baten, die mit ihr ausgehen
und mit ihr schlafen wollten… Achtlos schob sie den Stoß
beiseite.
    Auf einem Schemel und einem kleinen Plüschsofa lagen das neue
Kostüm, der durchsichtige Ganzkörperanzug und silbern- und
goldfarbene Ketten und Spangen, die sie anziehen sollte.
    In zwanzig Minuten war ihr nächster Auftritt.
    Aber heute nicht…
    Hastig schlüpfte Nicole in ihre dunkelblauen Shorts, die so
eng lagen, daß sie ihren Po förmlich hineinzwängen
mußte. Rasch warf sie sich eine kurzärmelige Bluse
über, fuhr sich mechanisch einmal durch ihre Haare und eilte zur
Tür. Draußen hörte sie die dumpfen Schritte der
Ballettgruppe, die gerade auftrat. Die Dielen knarrten, die Musik
tönte laut und ließ die Wände vibrieren.
    Der Lärm war gut. So würde man überhaupt nicht
hören, wenn sie durch den Korridor lief.
    Absichtlich ließ sie das Licht in ihrer Garderobe brennen,
zog leise die Tür zu und eilte dann durch den schwach
beleuchteten Korridor an den Türen der anderen Mädchen
vorbei. Ungesehen erreichte sie die Hintertür.
    Die führte auf einen großen Hof, dem sich ein
ausgedehnter Park aus Palmen anschloß. Wege luden zum
Spazierengehen ein, Bänke an kleinen Teichen und
künstlichen Bächen zum Verweilen.
    Nicole hielt sich dicht an der Häuserwand, wo der Schatten am
günstigsten war. Als sie um die Hausecke lief, breiteten sich
zwei Arme aus, die sich sofort um sie schlossen.
     
    *
     
    Die Französin reagierte mit einem leisen, erschreckten
Schrei. Das Blut hämmerte in ihren Schläfen.
    »Rob!« sagte sie dann erleichtert, als sie den Mann
erkannte, der in der Dunkelheit auf sie gewartet hatte.
    Er zog sie fest an sich und preßte seinen Mund auf ihre
Lippen. Sanft löste sie sich von ihm.
    »Nicht hier, nicht jetzt«, raunte sie ihm zu. In ihren
Augen glitzerte es ängstlich. »Man kann jeden Augenblick
entdecken, daß ich verschwunden bin. Dann fängt die
Hetzjagd an… Harrison kennt keine Gnade.«
    »Harrison! – Ich höre immer nur Harrison. Was ist
das überhaupt für ein Mensch?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn nie gesehen… glaube ich
jedenfalls«, fügte sie plötzlich hinzu, als wisse sie
es nicht mehr genau.
    Sie liefen am Haus entlang. Die strahlenden Lichter von den Hotels
und Kasinos, von den riesigen, beleuchteten Reklameschildern lagen
über der Stadt und machten die Nacht zum Tag.
    Rob hätte seinen Chevrolet bereits aus der Parklücke
gesteuert, der Motor lief noch. Nicole nahm auf dem Beifahrersitz
Platz, der junge Mann aus Los Angeles klemmte sich hinter das Steuer
des Autos und startete sofort.
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