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Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche

Titel: Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
Autoren: Dan Shocker
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vergewisserte sich, ob mit dem Zellenbewohner
alles in Ordnung war.
    Rob Hermann gab schließlich auf, als er erkannte, daß
alle Aufregung keinen Sinn hatte.
    Er warf sich auf die primitive Pritsche, biß die Zähne
aufeinander, fluchte still in sich hinein, erhob sich wieder und lief
wie ein Raubtier auf und ab.
    Was für eine Nacht!
    Träumte er? Wachte er? Hatte er das, was hinter ihm lag,
wirklich erlebt – oder wurde er krank und litt unter
Halluzinationen?
    Das kleine quadratische Zellenfenster war vergittert. Das Fenster
zur Hälfte hochgeklappt, um frische Luft hereinzulassen.
    Wütend umspannte er mit beiden Händen zwei Stäbe
des schmiedeeisernen Gitters. Fahles Mondlicht ergoß sich durch
das kleine Fenster und schuf eine gespenstische Atmosphäre.
    Rob Hermanns Finger umspannten das Metall so stark, daß
seine Knöchel weiß hervortraten.
    Dunkel und verkrustet zeichneten sich die Wunden auf seinen
Handrücken und den Unterarmen ab, die von den kräftigen
Schnabelhieben der großen Fledermaus verursacht wurden.
    Und noch während Hermann auf seine Hände starrte, die
der Mond beschien, fuhr plötzlich ein dunkler Schatten
darüber hinweg.
    Die Haut färbte sich grau, dann schwarz – und
gleichzeitig schien das Fenster vor ihm zurückzuweichen.
    Er mußte loslassen, weil seine Hände, die zu
lederartigen, schaufeiförmigen Auswüchsen wurden, nicht
mehr nach oben reichten.
    Er schrumpfte!
    Es ging alles so schnell, daß er den Vorgang nicht begriff
und nicht mal ein Schrei über seine Lippen kam.
    Flügel rauschten…
    Aus Rob Hermann war eine große Fledermaus geworden, deren
dunkle Augen kalt glitzerten.
    Er glitt zu dem halbgeöffneten Fenster. Kleine, schuppige
Beine trugen das Tier durch die Öffnung zwischen zwei
Stäben. Sekunden später schwang sich die Fledermaus in die
Lüfte und glitt über die lichterstrahlende Stadt.
    Das Ziel der Fledermaus, die niemand sah, waren die Dachgauben auf
dem Puppet’s House. Dort oben stand ein. Fenster weit offen, und
die Fledermaus verschwand in der brodelnden Dunkelheit des
darunterliegenden Raumes.
    Es war, als ob eine Taube zurückkehre in den heimischen
Schlag.
     
    *
     
    In der Schweiz war es halb neun Uhr morgens.
    In seinem weißen Genfer Bungalow saß Björn
Hellmark in seinem Arbeitszimmer und sah die Post durch.
    Es befand sich ein Umschlag darunter, der größer war
als die anderen und der amerikanische Briefmarken trug.
    In dem Umschlag steckte außer einer Zeitschrift ein
persönlich an ihn gerichteter Brief mit einer Nachricht von
Richard Patrick, dem Verleger der ›Amazing Tales‹. Patrick
hatte sich zur Aufgabe gemacht, übernatürlichen und
übersinnlichen Phänomenen nachzugehen und eventuell eine
Erklärung für sie zu finden. Mit einem Stab hervorragender
Mitarbeiter, den er bemüht war weiter auszubauen, suchte er
überall in der Welt nach den Spuren merkwürdiger
Ereignisse. Wie kein zweiter war gerade Patrick davon überzeugt,
daß es in dieser Welt Mächte und Kräfte gab, die
nicht leicht aufzuspüren und noch seltener zu erkennen
waren.
    Damit befand er sich in Übereinstimmung mit Björn
Hellmark, der vor geraumer Zeit die Bekanntschaft des Amerikaners
machte und seitdem in ständigem Kontakt mit ihm stand. Patrick
konsultierte ihn und machte ihn auf merkwürdige Vorkommnisse
aufmerksam, nachdem Björn ihm anvertraut hatte, daß er
seine Aufgabe darin sah, die finsteren Mächte zu erkennen und
ihnen das Handwerk zu legen. Aufgrund seiner besonderen
Fähigkeiten und Möglichkeiten war er geradezu
prädestiniert, hier erfolgreich tätig zu werden.
    In dem an ihn gerichteten Schreiben erfuhr Björn, daß
Patrick wieder mal eine heiße Spur aufgenommen hatte.
    Mit Hilfe eines Privatdetektivs, der seit Wochen das
berühmt-berüchtigte Puppet’s House beobachtete, dort
auch verkehrte, glaubte er den Verdacht äußern zu
können, daß offenbar etwas vorging, was allgemein nicht
bekannt war.
    Patrick schrieb wörtlich: »Es war mir bis zur Stunde
nicht möglich, etwas Näheres über den mysteriösen
Mister Harrison herauszufinden, dem dieses große Haus
gehört. Eine Querverbindung zur Mafia scheint ebenfalls nicht zu
bestehen, wie bestimmte Fakten das eindeutig belegen. Vielmehr sieht
es so aus, als ob Harrison in Mafia-Kreisen eher verhaßt ist.
Er entzieht sich der Kontrolle der allmächtigen Bosse. Er steht
auf der Abschußliste.
    Harrison kassiert auf eigene Rechnung, das hat ihn unbeliebt
gemacht. Aber da keiner weiß, wer er
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