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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Autoren: Dan Shocker
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ihren Knien den feuchten Waldboden.
Dunkle Kreise wirbelten vor ihren Augen.
    Ihr Körper schien aus Blei zu bestehen. Sie stöhnte.
    Alles um sie herum versank in Dunkelheit, und sie fiel neben dem
Baum in tiefen Schlaf.
     
    *
     
    Rita Moreen trug das entsicherte Gewehr, Bruce Shamber vertrieb
mit der Taschenlampe die Schatten der Nacht, die sich besonders
intensiv hier unter dem Blätterdach des Waldes eingenistet
hatten.
    Cynthia Moreens Spur war anfangs gut zu verfolgen. Abgerissene
oder geknickte Äste wiesen den Weg; helle Fetzen des zarten
Gewebes hingen wie Fahnen zwischen den Zweigen oder lagen auf dem
Boden.
    Sie schlugen sich durch die Bäume, lauschten.
    »Man hört nichts mehr«, murmelte Rita.
    »Dann hat sie sich irgendwo hier in der Nähe
versteckt«, bemerkte der Psychiater. Er kratzte sich im Nacken.
»Dazu hätte es nicht zu kommen brauchen.«
    »Es macht nichts. Sie kann nirgends untertauchen. Das Boot
ist außer Betrieb. Telefon gibt es hier nicht, weit und breit
keine Menschenseele, die sie zu Hilfe rufen könnte. Ideale
Bedingungen, das auszuführen, was uns vorschwebt, Bruce. Selbst
wenn wir sie heute nacht nicht finden sollten – es macht nichts.
Morgen bei Tagesanbruch können wir in Ruhe die ganze Insel
absuchen. Wir werden sie finden, darauf kannst du dich verlassen. Wir
müssen sie finden, ehe mein Vater hier eintrifft. Wir haben
vierundzwanzig Stunden Zeit.«
    Dr. Bruce Shamber führte den grellen Strahl der Taschenlampe
in das Buschwerk, in die dunklen Spalten und Löcher zwischen den
Bäumen und Sträuchern. Er wollte sich abwenden, als er auf
etwas Blinkendes aufmerksam wurde. Es lag nur einen Schritt von ihm
entfernt.
    Ein Goldstück?
    Er bückte sich danach und hob es auf.
    »Eine Münze?« murmelte er, sie zwischen den Fingern
drehend. »Seltsam. Ich habe nie zuvor…«
    Es waren seine letzten Worte in diesem Leben, in diesem Teil der
Welt.
    Er schrie gellend auf.
    Ein gleißender Schein hüllte ihn ein.
    Rita Moreen taumelte zurück, starrte mit weitaufgerissenen
Augen auf den Mann, mit dem sie das Verbrechen abgesprochen
hatte.
    Es sah aus, als würde ein grellstrahlendes Netz über den
Mann gelegt.
    Seine Kleider wurden zu Staub. Shamber sah für Bruchteile von
Sekunden dem seltsamen Gebilde aus zerbrechlichem Glasgespinst
ähnlich, das die knienden Menschen auf der
Münzenprägung anbeteten.
    Dann absolute Dunkelheit.
    Rita Moreen faßte nicht, daß die Stelle vor ihr leer
war.
    Bruce Shamber existierte nicht mehr. Auch die Münze war
verschwunden. Sie hatte ihm den Tod gebracht, wie der Wächter
der sieben Felsentore prophezeit hatte.
     
    *
     
    »Varok!« schrie im gleichen Augenblick ein Mensch in
einer anderen Zeit. »Was ist geschehen?«
    Hellmark stürzte auf den Verletzten zu, der sich kaum noch
auf den Beinen halten konnte.
    Der Krieger torkelte in Hellmarks Arme. Unruhe entstand ringsum.
Murmeln, Zischen, Fauchen. Die Dunkelheit wogte auf und nieder, und
das anheimelnde Dämmern und das glückverbreitende
Gefühl verschwanden.
    Bizarre Schatten flatterten ringsum, lösten sich von der
Decke. Es rauschte und brauste, als würde jeden Moment ein
ungeheurer Sturm losbrechen.
    Hellmark blickte sich entsetzt um. Angst und Grauen kehrten
wieder. Der feine Duft verwandelte sich in einen penetranten Gestank,
der scharf in seine Lungen drang und ihm fast die Besinnung
raubte.
    »Dies ist – die Falle des Schattenfürsten,
Kaphoon…« Varok atmete flach. Seine Hand hielt das Schwert
umklammert. In den tiefliegenden Augen flackerte ein ersterbendes
Licht. »Ich bin dir nachgefolgt, wollte wissen, was aus dir
wurde… ich habe dir nicht die ganze Geschichte vom
Schattenfürsten erzählt… er täuscht seine Opfer,
Kaphoon… er ist nicht der Gott, für den er sich
ausgibt… er schickt falsche Bilder… die Wirklichkeit,
Kaphoon, siehst du erst, wenn du bereit bist ihm zu widersprechen,
ihm zu widerstehen… er braucht die Menschen. Die Alten haben ihn
zu recht verdammt und verbannt. Die Titanenstädte, die der
Schattenfürst und seine grausamen Diener bewohnten, müssen
leer und tot bleiben, dürfen sich nicht von neuem mit Leben
füllen, schau dir dies Reich an, Kaphoon… so ist es
wirklich…«
    Hellmark starrte in das Dunkel und eine eiskalte Hand krallte sich
um sein Herz.
    Die eifrigen Diener, die eben noch so glücklich ihr Werk
verrichteten, verwandelten sich vor seinen Augen. Tausende und
Abertausende von runden Kahlköpfen mit dem echsenartigen
Auswuchs bis zum
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