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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Autoren: Dan Shocker
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vor, als wäre sie
mit knapper Mühe dem Tod entronnen.
    Sie zitterte. Sie war so fertig, daß sie zu schluchzen
begann.
    Fing das alte Leid wieder an?
    Das Blut in ihren Schläfen hämmerte. Sie hatte geglaubt,
es für immer überwunden zu haben.
    Die Geschichte mit den Drogen lag schon vier Jahre zurück. Da
hatte sie zum letzten Mal etwas genommen – und seither nichts
mehr angerührt.
    Sie hatte erkannt, wie unsinnig es war, sich mit Drogen
vollzupumpen und falschen Träumen nachzuhängen. Am Anfang
war es noch angenehm gewesen. Dann – je härter die Drogen
wurden – wurde es Qual. Mehr als einen Horror-Trip hatte sie
durchgemacht, mehr als einmal sich geschworen: Das Zeug nimmst du nie
wieder.
    Und dann schaffte sie tatsächlich den Sprung. Energie und die
Hilfe eines guten Arztes, der in zahlreichen hypnotischen Sitzungen
ihre Sucht bekämpfte und ihren Willen stärkte, machten dies
möglich.
    Kamen nun doch noch Folgeerscheinungen auf sie zu?
    Sie schloß die Augen.
    Nein. Das war es nicht. Diese Träume ähnelten in keiner
Weise jenen, die sie hatte, als sie drogensüchtig war.
    Sie glaubte fest daran, auf dem Felsplateau mit den sieben
Felstoren gewesen zu sein.
    Cynthia Moreen, vorgesehen, in Kürze das Erbe ihres
todkranken Vaters anzutreten, der acht Millionen Dollar sein eigen
nannte, die er mit Werbung im Laufe eines Menschenlebens gemacht
hatte, wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachthemdes über
ihr bleiches, mit kaltem Schweiß bedecktes Gesicht.
    Sie warf einen Blick auf ihre Hände. Die zitterten. Sie
spürte immer noch die eisige Kälte, die das Felstor
ausstrahlte.
    »Ich bin dort gewesen. Ich bin letzte Nacht dort gewesen und
drei Nächte davor. Wo ist dieses erschreckende Land? Was will
man von mir?« wisperte sie. »Ich habe es vergessen.«
Sie sprach ihre Gedanken aus. Sie mußte hören, was sie
dachte, mußte merken, daß sie noch lebte. »Ich
wollte etwas von dort mitbringen, zum Beweis… Niemand wird mir
glauben, wenn ich es erzähle. Man wird mich für
verrückt halten. Aber ich träume nicht… ich
träume wirklich nicht.«
    Nur langsam beruhigte sie sich wieder. Sie verließ ihr Bett,
ging durch das halbdunkle Zimmer und blieb hinter den zugezogenen
Fenstervorhängen stehen.
    Drunten auf der Straße flutete noch der Verkehr. Die
Neonreklamen der nahen Geschäfte blinkten ein giftiges Grün
in hektischem Rhythmus in ihre Augen.
    Dies war die Welt, die sie kannte. Die Großstadt, in der sie
aufgewachsen war. Keine Heimat für Geister und finstere
Geschöpfe, die ihr nach dem Leben trachteten. Hier mußte
man sich, vor kleinen Gangstern, Taschendieben und handfesten
Kriminellen in acht nehmen.
    Ein helles, gleichmäßig tönendes Glöckchen
schlug an.
    Die kleine Rokokouhr aus weißem Porzellan, die sie einmal
aus Paris mitgebracht hatte, schlug zwölfmal.
    Mitternacht. Regelmäßig vor Mitternacht traten diese
schrecklichen Alpträume auf.
    Sie hatte versucht, ihnen zu entrinnen, indem sie sich vornahm,
einfach nicht einzuschlafen, wach zu bleiben, sich zu vergnügen.
Aber sie brachte es nicht fertig. Sobald es zehn Uhr war, wurde sie
derart müde, daß sie kaum noch die Augen offen halten
konnte.
    Wie unter einem Zwang suchte sie ihr Bett auf.
    Wurde sie krank?
    Tagsüber war alles in Ordnung. Sie hatte keinerlei
Beschwerden. Nur diese irren Nächte. Sie kam nicht zurecht mit
ihnen.
    Das Plateau, der Halbkreis der schwarzen Felstore, die sie
öffnen mußte, ob sie wollte oder nicht… was hatte das
alles zu bedeuten? Was ging in ihr vor?
    Nein. Das war bereits schon wieder ein Widerspruch.
    Nichts ging in ihr vor. Sie besuchte, während sie schlief,
ein anderes Land. Löste ihre Seele sich von ihrem Körper?
Lag sie wie tot in ihrem Bett, während ihr Geist Raum und Zeit
überbrückte?
    Dieser geheimnisvolle Wächter, der menschenähnlich und
doch kein Mensch war – lebte er in Wirklichkeit?
    Und dann der große, blonde Mann, der Held ihrer Träume
– das war auch so eine Sache.
    Immer dann, wenn sie den Alptraum mit dem Felstoren
abgeschüttelt hatte, folgte etwas nach, was sie ebensowenig
verstand.
    Sie versuchte dann wieder einzuschlafen.
    Und jedesmal setzte seit vier Tagen ein anderer Traum oder ein
anderes Erlebnis ein, das sie ebensowenig wie das schreckliche zu
deuten verstand.
    Sie traf einen Fremden, der mit einem Schwert durch eine
düstere Landschaft zog, durch eine zerklüftete
Steinwüste. Sie wußte von diesem Mann, daß er
Kaphoon hieß und gegen Geister und
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