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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Autoren: Dan Shocker
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unten.
    »Rita!« rief sie in die winterlich kalte Nacht.
    Dort unten vor dem Haus startete ein gelber Sportwagen mit
schwarzem Verdeck, der Wagen ihrer Schwester.
    Sie war hier gewesen, hatte sie schlafen lassen und…
    Cynthia schloß drei Sekunden lang die Augen und krallte ihre
Hände um den metallenen Fensterrahmen.
    Wenn Rita in die Wohnung kam, mußte sie doch genau wissen,
was sich eben noch, vor wenigen Minuten erst, abgespielt hatte.
    Der gelbe Sportwagen jagte davon. Die roten Rücklichter waren
nur noch zwei von vielen, die auf der verkehrsreichen Straße
Richtung City glühten.
    Wütend drückte Cynthia das Fenster zu. Sie schaltete das
Licht an, blickte sich noch einmal gründlich um. Im Wohnzimmer
lag auf dem eichenen Schreibsekretär ein Zettel mit der Schrift
ihrer Schwester.
    »Entschuldige, daß ich dich so überfalle. Bin
total abgebrannt. Ich habe mir aus deiner Handtasche fünfzig
Dollar genommen. Du bekommst sie bei Gelegenheit zurück.
Rita.«
    Abgesehen davon, daß sie diese fünfzig Dollar nie
wiedersehen würde, vermerkte Rita kein Wort davon, daß sie
sie nicht hatte wecken wollen.
    Zweifel und Unruhe verstärkten sich wieder, als sie in das
Schlafzimmer zurückging. Sie warf einen Blick auf die
Nachttischuhr und stellte fest, daß sie nicht mehr als eine
halbe Stunde geschlafen hatte. Dabei war es ihr vorgekommen, als
hätte sie viele Stunden mit dem geheimnisvollen Fremden
verbracht.
    Träume… Man durfte sie nicht ernst nehmen.
    Sie verbarg ihr Gesicht in beide Hände und seufzte.
    Waren dies Zeichen einer Krankheit, einer Überlastung? War in
der vergangenen Woche alles zuviel gewesen für sie?
    Die Tatsache, daß da einiges auf sie zukam, wenn sie in
wenigen Wochen verantwortlich war für Entscheidungen über
Millionenbeträge, mußte eine große Rolle spielen.
Offenbar verarbeitete sie diese Dinge doch nicht so, wie sie es von
sich selbst geglaubt hatte.
    »Ich muß zum Arzt, ich muß mit ihm diesen ganzen
Unsinn, den ich zusammenträume, durchsprechen«, sagte sie
laut. »Irgend etwas stimmt mit mir nicht. Erst die
Alpträume, dann das romantisch versponnene Zeug, als würde
dieser Held wirklich existieren.«
    Merkwürdigerweise aber konnte sie sich an jedes Detail, jedes
Wort, das sie im Traum gesprochen und vernommen hatte, erinnern.
    Sie zog die Beine an, legte sich wieder auf die Seite und
löschte das Licht.
    Vor dem Bett auf dem flauschigen Teppich lagen einige winzige
Sandkörner. Sie hatten eine seltsame Farbe. Sie hatten sich von
ihren Füßen gelöst, als sie ins Bett stieg.
    Die Sandkörper waren violett-blau.
     
    *
     
    Die Finsternis wich zurück wie ein Tor, das Geisterhände
öffneten.
    Der Eindruck war so gewaltig, daß Hellmark den Atem
anhielt.
    Der Himmel riß auf. In der Wolkendecke öffnete sich ein
breiter kerzengerader Spalt. Darin kam der Mond hervor, groß
und bleich. Er tauchte die Wolkenränder und die Landschaft
darunter in ein hartes Licht. Dadurch traten die schwarzen Schatten
der Berge und Felsen noch stärker hervor.
    Björn Hellmark, der sich Kaphoon nannte, weil er nicht mehr
wußte, daß er Hellmark war, stand etwas erhöht, so
daß er über die steinerne Wüste blicken konnte, die
nun hellerleuchtet vor ihm lag.
    Das Geräusch trommelnder Pferdehufe kam näher. Gleich
darauf sah er auch die Urheber dieses Geräusches.
    Genau in dem Lichtstreifen bewegte sich eine Herde Pferde.
Prächtige Tiere, mit langen Beinen und wildfliegenden
Mähnen, rund fünfzehn Tiere. Angeführt wurden sie von
einem weißen Hengst, der sie alle überragte.
    Die Tiere liefen bis zum nächsten Felsen und stoppten dort
plötzlich. Der führende Hengst hob den Kopf, blickte sich
mit großen, dunklen Augen um und zog scharf die Luft durch die
Nüstern.
    Witterte er den Menschen?
    Kaphoon hielt den Atem an, um sich nicht zu verraten. Ein
heißer Wunsch wurde in ihm wach: ein solches Pferd
müßte er besitzen. Dann würde er schneller und
kräfteschonender vorankommen.
    Unwillkürlich umspannte er den mit kostbaren Edelstein
besetzten Griff des Schwerts, das er bei sich trug, obwohl er nichts
damit ausrichten konnte. Ein Lasso hätte er jetzt haben
müssen.
    Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, wurde seine
Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt.
    Wie von einem Katapult geschleudert jagte plötzlich eine
Gestalt hinter einem Fels hervor und stürmte mit weitausholenden
Schritten auf den schneeweißen Hengst zu.
    Der Mann war kräftig. Er trug ein breites
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