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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Autoren: Dan Shocker
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»Du darfst mich nicht töten!« Ihre Stimme
überschlug sich. »Ich will dich nicht töten«,
sagte der geheimnisvolle fremde Mann mit dem kantigen Gesicht und den
tiefliegenden Augen. Seine Haut war grau-schwarz, sein Haar
schimmerte fettig, als wäre es mit Pomade eingerieben. »Ich
will nur eines: öffne dieses Tor! Viermal warst du hier, viermal
hast du meinen Wunsch erfüllt. Erfülle ihn auch ein
fünftes Mal. Es wird nicht dein Schaden sein.«
    Sie stand vor ihm auf dem windigen Felsplateau ohne zu wissen, wie
sie hierhergekommen war. Felsen ragten steil und spitz in den jetzt
dunkelvioletten Himmel, eine unwirkliche Alptraumlandschaft. Sie
glaubte, nicht richtig atmen zu können. Jeden Augenblick konnte
sich der Boden unter ihren Füßen auftun und sie
verschlingen. Oder der Himmel würde herabstürzen und sie
verschütten.
    Sie fühlte sich voller Ängste und Zweifel. Viermal war
sie schon hier gewesen, jedes Mal war die Furcht vor etwas
Schrecklichem größer geworden.
    Sie hatte nur einen Wunsch: so schnell wie möglich hier
fortzukommen.
    Sie sah den unheimlichen Fremden flehend an und flüsterte
hastig: »Ja, ich werde auch diesmal deinen Wunsch
erfüllen.« Sie starrte auf die riesige Felswand, die im
Halbkreis vor ihr das bizarre, geisterhafte Plateau abschloß.
Sieben Tore, die aus massivem, schwarzem Felsgestein bestanden, waren
in die Wand eingelassen. Es gab an Ahnen keine Schlösser und
keine Klinken.
    Vier Tore standen schon, weit offen.
    In den dahinter liegenden Hallen brodelte, ein rätselhaftes
Dunkel. Man glaubte, in die tiefste Tiefe des Weltalls zu blicken, wo
gigantische Sonnen in einer undurchdringlichen Finsternis
starben.
    Es war unmöglich, die Hallen zu betreten. Wie ein
Wächter fiel aus der Höhe ein orkanartiger Sturm herunter
und versperrte den Weg zu den Toren.
    Sie mußte sich gegen den Sturm stemmen. Nur mühsam kam
sie dem Halbkreis der geheimnisvollen Felsentore näher.
Groß und wuchtig ragte das fünfte, noch geschlossene vor
ihr auf. Sie erreichte es und streckte die Hand nach dem Stein
aus.
    Ein Ruck ging durch ihren Körper. Es gab ihr einen Stich
durchs Herz, als sie die schwarze Wand berührte. Sie
spürte, wie ein Teil ihrer Lebenskraft ihren Körper
verließ und in den leblosen Stein überging.
    Sie fühlte sich so schwach, daß sie fürchtete
zusammenzubrechen.
    »Du bringst mich um«, stieß die junge Frau aus.
»Jedesmal – Zug um Zug – Tor um Tor – bringst du
mich um.«
    Der brüllende Sturm riß ihr die Stimme vom Mund.
    Der Begleiter der jungen Frau in der phantasievollen Uniform und
mit dem grau-schwarzen Gesicht und den fettigen Haaren bekam die
Bemerkung des Mädchens überhaupt nicht zu hören.
    Ein Fauchen und Zischen drang ihr aus dem Innern des sich
erweiternden Torspalts entgegen.
    Cynthia Moreen, vierundzwanzig Jahre jung, war von einem
namenlosen Entsetzen erfüllt, das sie zu zerreißen
drohte.
    Rundum ein Meer von Grauen. Der Sog wurde so gewaltig, daß
sie wie ein welkes Blatt über das Plateau gewirbelt wurde.
    Die massige Felstür flog auf, als wäre sie leicht wie
ein Papier. Lautlos schwang sie nach außen – und die
Öffnung wurde zum Schlund, der alles zu verschlingen drohte.
    Cynthia Moreen schlug die Hände vor das Gesicht. Ihr
Begleiter tauchte wie ein Schatten neben ihr auf. Er stand wie aus
Stein gewachsen, der gewaltige Sturm machte ihm gar nichts aus.
    »Ich danke dir. Du wirst wiederkommen – morgen nacht,
und das sechste Tor öffnen. Dort wird dir zum erstenmal der
Schatz gezeigt, den du gefunden hast – und der dir gehört,
wenn du in der siebenten Nacht das letzte Tor öffnest.«
    »Ich werde nie wiederkommen«, schrie sie.
    »Du wirst wiederkommen, morgen nacht.«
    Um sie herum begann alles zu wirbeln. Die Dunkelheit hinter dem
Tor, das sie eben erst geöffnet hatte, schien zu atmen, als
würde dort ein gigantisches Geschöpf hausen.
    Sie warf sich herum, dem Sturm entgegen, und alles brach
zusammen.
    Da war nur noch ein einziges Brüllen und Rauschen, als ob die
Hölle ihre Legionen losließ.
    Sie schrie.
    Und der Schrei hallte markerschütternd durch den Raum.
    Sie richtete sich auf und schrie immer noch, als sie längst
erkannt hatte, daß sie gar nicht mehr auf dem Felsplateau
stand, sondern aufrecht und schweißdurchnäßt in
ihrem Bett saß.
     
    *
     
    Nur ein Traum?
    Nein.
    Sie wußte es genau. Seit fünf Nächten wiederholte
sich Nacht für Nacht das gleiche Geschehen.
    Ihr Herz schlug wie rasend. Sie kam sich
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