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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Autoren: Dan Shocker
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stellt, wer
träumt. Du oder ich?«
    Sie stand genau vor ihm, musterte ihn eingehend. Er hatte ein
markant geschnittenes Gesicht, kluge, blaue Augen und ein energisches
Kinn. Wenn man diesen Mann sah, mußte man unwillkürlich an
die Helden aus den versunkenen Sagenwelten denken.
    »Ich bin kein Held. Ich bin Kaphoon, und ich bin auf der
Suche nach dem Obersten der Schwarzen Priester«, antwortete er
auf ihre Frage. »Er hat Xantilon zum Untergang verurteilt.«
Er streckte seine Rechte aus und deutete zurück, wo die bizarren
Felsen flacher waren und sich mit dem Horizont vermählten.
»Dort hinter den Bergen liegen die Reste dessen, was einmal eine
lebenserfüllte Stadt gewesen ist.«
    Sie folgte mit ihren Blicken der Richtung, welche die
ausgestreckte Hand wies. Cynthias Augenschlitze wurden eng. In der
weiten Ferne glaubte sie noch aufsteigenden Rauch zu erkennen, der
mit den dunklen Wolken verschmolz.
    »Was ist aus den Menschen geworden?« fragte sie
leise.
    »Sie sind geflohen. In alle Himmelsrichtungen. Die meisten
fanden den Tod. Die aufbrechende Erde hat Tausende verschlungen, die
Flut Tausende in das Meer gespült.«
    Dies alles interessierte sie, ohne daß sie zu sagen vermocht
hätte, warum. Aber so war dies nun mal in diesem Zustand, der
einem Traum glich. Raum und Zeit, Menschen und Dinge verloren ihre
Bedeutung und anderes wurde bedeutungsvoll.
    »Du hast niemanden mehr von ihnen getroffen?«
    »Nein.«
    »Stammst du auch aus Xantilon?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
    Während er das sagte, ging sein Blick über sie hinweg in
die Ferne, aus der er gekommen war.
    »Warum weißt du es nicht, Kaphoon?« fragte sie
leise.
    Er zuckte die Achseln und ging nicht auf ihre Frage ein.
    »Wichtiger für mich ist es zu wissen, wohin ich
will«, antwortete er stattdessen. Lächelnd legte er seine
Rechte um ihre Schultern und zog sie dann langsam auf das primitive
Lager hinab, das er sich bereitet hatte. »Du bist für mich
ein Rätsel«, fuhr er fort.
    »Du nicht minder.«
    »Du erinnerst mich an eine Frau, aber ich weiß nicht an
welche. Du erinnerst mich an eine andere Welt, die mir vorkommt, als
hätte ich sie einmal im Traum durchschritten.«
    »Was habe ich in deinem Traum zu suchen, Kaphoon? Warum
treffe ich dich immer wieder?«
    »Ich weiß es nicht, Cynthia. Vielleicht ist es auch
nicht wichtig für uns, es zu wissen. Erzähle mir von dir!
So vieles habe ich dir schon von mir erzählt.«
    »Vieles?« Sie blickte zu ihm auf, während er sie an
sich zog. Sie kuschelte den Kopf an seine Brust und fühlte sich
sicher und geborgen. »Ich weiß kaum etwas über
dich.«
    »Ich weiß selbst nichts über mich. Cynthia, wohin
gehst du? Wieso kreuzen sich seit einiger Zeit unsere Wege?«
    »Ich gehe nirgends hin. Ich komme – um dich zu treffen.
Das ist mein Wunsch.«
    »Ist es wirklich dein Wunsch?«
    Er betonte das »dein« so auffällig, daß sie
überrascht die Augenbrauen hochzog.
    »Warum fragst du so merkwürdig, Kaphoon?«
    »Ich suche den Sinn in unseren Begegnungen«, sagte er
leise. »Du bist schön. Du gefällst mir. Ich denke sehr
oft an dich. Das lenkt mich ab. Aber es ist nicht gut für mich.
Die Tatsache, daß es dich gibt, sollte mich stutzig
machen.«
    »Ich verstehe dich nicht, Kaphoon.«
    »Ich werde versuchen, es dir zu erklären. Die Geister
und Dämonen, die diese Welt vernichten wollen, sind meine
Feinde. Mit allen Mitteln versuchen sie, mich in ihre Fänge zu
locken. Auch eine schöne Frau kann ein solches Mittel
sein.«
    Sie sah ihn an und ihre Blicke begegneten sich. »Sehe ich aus
wie ein Dämon?« fragte sie plötzlich ungeniert und
hauchte einen Kuß auf seine Nasenspitze.
    »Der äußere Schein kann trügen. Bei dir habe
ich seltsamerweise nicht das Gefühl, mich in Acht nehmen zu
müssen.«
    »Oh«, sagte sie nur.
    »Warum – oh?«
    »Das spricht nicht für mich. Ich habe nicht
gewußt, daß ich so wenig Wirkung auf dich habe.«
    Er lachte, und sie stimmte in dieses Lachen mit ein. Er zog sie an
sich. Sie küßten sich. Seine Hände fuhren durch ihre
Haare, glitten ihre Schultern, ihren Rücken hinab. Er war sehr
zärtlich.
    Sie vergaßen die Zeit und die Welt, in der sie sich gefunden
hatten.
    Sie waren Fremde. Vor fünf Tagen hatten sie sich zum
erstenmal gesehen, und doch kam es ihnen so vor, als wären sie
sich schon früher begegnet.
    Sie wußten nicht, wieviel Zeit vergangen war, als Kaphoon
seine Lippen von ihrem Mund löste, als sie sich glücklich
zurücklegte und ihre
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